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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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in diesem hinterwäldlerischen Kaff tust. Und es wird, wie gesagt, hervorragend bezahlt. Ich weiß, dass du dir nicht viel aus Geld machst, aber selbst ein Mann von deinen geringen Bedürfnissen braucht auf die Dauer mehr als das hier .«
    Die beiden letzten Worte sprach er in eindeutig angewidertem Ton aus und viel lauter. Er stand auf, sog hektisch an seiner Zigarette und begann mit irgendwie falsch wirkenden Schritten im Zimmer auf und ab zu gehen, wobei er erstens heftig mit beiden Händen gestikulierte und zweitens eine Spur brauner, übel riechender Flecke auf dem Teppich hinterließ.
    »Das ist ein bisschen wenig an Information«, sagte Mogens. Er hatte Mühe, seine Stimme so unter Kontrolle zu halten, wie er es sich gewünscht hätte. Es fiel ihm immer schwerer, Graves’ Anblick zu ertragen. Der Gestank seiner Zigarette und Cleopatras Hinterlassenschaft verbanden sich zu einem Geruch, der Mogens allmählich echte körperliche Übelkeit bereitete. Er schluckte ein paar Mal, um die bittere Galle loszuwerden, die sich unter seiner Zunge angesammelt hatte, und fuhr schleppend fort: »Ich meine, immerhin erwartest du von mir, dass ich hier alles aufgebe und nur auf dein Wort vertraue. Warum, um alles in der Welt, sollte ich das wohl tun? Vertrauen? Ausgerechnet dir? «
    Er bereute die beiden letzten Worte sofort. Er wollte Graves die Intensität seiner Gefühle ihm gegenüber nicht eingestehen, auch wenn er mit Sicherheit darum wusste. Graves ging jedoch auch darauf nicht ein, sondern hielt nur für einen Moment in seinem ruhelosen Auf und Ab inne und bedachte ihn mit einem fast mitleidigen Blick. »Du enttäuschst mich, Professor. Und du beleidigst meine Intelligenz, mit Verlaub gesagt. Glaubst du wirklich, Mogens, ich mache mir die Mühe, monatelang nach deinem Verbleib zu forschenund durch das halbe Land zu fahren, nur um dir einen albernen Streich zu spielen?«
    Er schüttelte den Kopf. Seine behandschuhte Hand führte die Zigarettenspitze zu seinem Mund, und sein Gesicht verschwand wieder hinter schmierigen grauen Rauchschwaden. Mogens hatte das unheimliche Gefühl, dass sich auch Graves’ Haar auf unwirkliche Weise bewegte wie ein Nest dünner, sich windender Würmer oder Schlangen. Aber auch dieser Effekt musste an den grauen Rauchschwaden liegen, die seinen Kopf einhüllten.
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, sagte Mogens. »Nach allem, was zwischen uns vorgefallen ist, erwartest du ernsthaft, dass ich dir vertraue? «
    »Dann erübrigt sich ja auch jede Frage deinerseits, ob ich die Wahrheit sage oder nicht«, gab Graves grinsend zurück. Seine Zähne kamen Mogens mit einem Mal viel schiefer vor als bisher. Sie waren gelb-fleckig, und dahinter schien sich etwas Schwarzes zu bewegen, das die Stelle seiner Zunge eingenommen hatte und hinauswollte. »Ich kann dir ein wenig mehr sagen, aber nicht viel. Solltest du mein Angebot annehmen und mich begleiten, wirst du den Grund für meine Verschwiegenheit verstehen. Für den Moment kann ich dir nur sagen, dass es sich um ein Forschungsprojekt von enormer Wichtigkeit handelt. Sollten wir Erfolg haben – und daran zweifle ich keinen Augenblick –, dann wirst du mehr Ruhm und wissenschaftliche Anerkennung ernten, als du dir auch nur vorstellen kannst. Was also gibt es noch lange zu überlegen? Wenn es dir schon nicht darum geht, endlich aus diesem Loch herauszukommen, dann denk wenigstens an diese Möglichkeit. Ich spreche von einer wirklich großen wissenschaftlichen Entdeckung. Vielleicht der wichtigsten Entdeckung seit Beginn der modernen Archäologie. Du wärst vollkommen rehabilitiert, wenn dein Name in Zusammenhang damit in unzähligen Artikeln und Fachbüchern erschiene. Von den Geschichts büchern gar nicht zu reden.«
    »Hast du die Arche Noah gefunden?«, fragte Mogens. Er wollte lachen, aber seine Stimme versagte und machte etwasanderes aus diesem Laut, etwas Unangenehmes, das auch noch eine Weile nach seinem Erlöschen in der Luft zu hängen schien und den Raum irgendwie kälter machte.
    »Nein«, antwortete Graves ernst. »Sie wurde bereits gefunden, vor mehr als fünf Jahren.«
    »Das … ist ein Scherz.«
    Graves ignorierte ihn. »Bist du interessiert?«, fragte er.
    Mogens überlegte. Lange. Angestrengt. Aber er kam zu keinem Ergebnis. Er konnte Graves nicht vertrauen, nicht nach dem, was er ihm angetan hatte. Andererseits klang das, was er sagte, einfach zu verlockend, und Mogens spürte trotz allem irgendwie die Wahrheit hinter
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