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Anthologie - Das Lustbett

Anthologie - Das Lustbett

Titel: Anthologie - Das Lustbett
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richtig liege.«
    »Das tust du in der Tat«, sagte Monique eisig, »und jetzt wüßte ich gern von dir, was du zu unternehmen gedenkst. Papa ist rasend.«
    »Ach nein, der gute Graf ist rasend. Tja, it takes two for the seesaw.«
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte, daß auf einer Schaukel zwei sitzen müssen, wenn man zu einem Ergebnis kommen will. Wenn man nicht gerade mit der Möglichkeit einer jungfräulichen Geburt rechnet, und das tun wir ja nicht, weil dafür wiederum die Voraussetzung ist, daß man unschuldig ist, und wenn du unschuldig bist, werde ich wohl Nachhilfestunden in Sexualwissenschaft nehmen müssen, um die vitalen Tatsachen neu zu durchdenken, die ich nicht richtig mitbekommen habe.«
    »Dein anmaßender Ton ist in diesem Zusammenhang vollkommen fehl am Platz, selbst wenn deine neue Freundin das nicht einzusehen scheint.«
    Harriet hatte ein leises Kichern nicht unterdrücken können; sie sah aus wie eine Katze, die gerade einen Kanarienvogel verspeist hat. Ich selbst mußte auch den Mund zu einem Grinsen verziehen, während Monique wie ein armseliger Tapezierer schuftete, um ihre eingebildete Kontrolle über die Situation zu behalten.
    »Nun?«
    »Was nun?«
    »Das weißt du sehr gut. Was gedenkst du jetzt zu unternehmen?«
    Ich wurde wieder wütend, aber diesmal richtig.
    »Ich werde nichts unternehmen, verdammt noch mal, gar nichts, und weißt du auch, warum? Ich glaube nämlich, daß das, was du sagst, eine verdammte Lüge ist, reine Fantasie, oder auch der Teil eines raffinierten Plans, und für solche Spielchen habe ich nichts übrig.«
    »Wie kannst du dich unterstehen…«
    »Halt die Klappe und hör mir zu. Erinnert sich die Primadonna vielleicht daran, daß ich während eines Schäferstündchens in meinem alten Citroen im Bois de Boulogne – drei Wochen ist es her, glaube ich – laut und vernehmlich fragte: ›Soll ich in der Kurve abspringen oder scharf schießen?‹ Ich weiß auch noch sehr gut, daß du dich wie eine brünstige Stute aufgeführt und ebenso laut, wie eine solche wiehert, gekeucht hast: ›Schieß scharf, Liebling, ich nehme die Pille, schieß mich in Grund und Boden!‹ Hast du das schon vergessen?«
    »Daran kann ich mich absolut nicht erinnern, und im übrigen finde ich deinen vulgären Ton empörend.«
    »Futterst du Pillen, oder futterst du keine Pillen? Antworte!«
    Ich hätte ihr eine an den Hals geben können.
    »Aber, aber, mein Lieber, ich bin katholisch, das weißt du doch.«
    Dies mit unschuldsvollen großen blauen Augen wie Teetassen. Ich konnte richtig die Flügel wachsen sehen. Jetzt sah ich rot.
    »Ich bin nicht ›dein Lieber‹, das merke dir gefälligst! Man sollte dich teeren und federn und hier auf dem Marktplatz ausstellen.«
    Ich holte Luft, und dann ging es weiter:
    »Was, zum Teufel, ist in dich gefahren, daß du jetzt hierher kommst und versuchst, mir so etwas anzuhängen? Als du es mit Jarakan versuchtest, hat er dich ganz einfach rausgeschmissen, so daß es im ganzen Foyer vom Crillon zu hören war. Von diesem Schlag hat sich dein kleines Ego nie ganz erholt; statt dessen fingst du zielbewußt an zu kompensieren und hast dich an mich herangepirscht, eine zwar kleine, aber leuchtende Feder an deinem Hut – und aus der kleinen Feder kann ja eine große Feder werden, wenn man sie richtig hegt, hast du dir gedacht.«
    »Nein, jetzt… jetzt ist es wirklich…«
    »Halt die Schnauze! Du hast die Rezensionen der beiden letzten Spielzeiten vor dir gesehen, und die haben dir sehr zugesagt. ›Der Meisterschüler von Casadesus… Der kongeniale Träger einer großen Klaviertradition… Der glänzende Schubert-Interpret… Der sichere Goldmedaillengewinner in diesem Frühjahr… Nach dem gestrigen Klavierabend eine glänzende Zukunft vorausgesagt…‹ Diesen schönen Kuchen will ich haben und mit Haut und Haaren aufessen, dachte sich die kleine Monique. Und ich blöder Hund habe mich auf eine Affäre eingelassen, die eine Woche dauerte, bevor ich meinen Irrtum bemerkte, und seitdem habe ich nichts anderes getan, als mich aus dieser Geschichte herauszumanövrieren. Du warst nicht einmal im Bett spontan, wenn ich mich recht erinnere.«
    Monique erhob sich so würdig, wie es ihr möglich war, bleich und gefaßt, das muß man ihr lassen. Aber dann begegnete mein Blick dem ihren, und für eine Sekunde lief ein eiskalter Schauer über meinen Rücken; ihr Blick zeigte den unermeßlichen Haß einer zutiefst verletzten Frau – vielleicht war ich zu weit
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