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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020
Autoren: Alexander Kröger
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Thomas. Muß sich aber doch lohnen, sonst würden sie die Abstände vergrößern.
    Von jetzt an verlangte die Piste Thomas’ volle Aufmerksamkeit. Er befand sich in einer Kolonne von schweren Militär-Lastfahrzeugen, die gleich ihm nach vorn strebten und die keine Abstandsreflektoren besaßen, so daß die Gefahr des Auffahrens bestand. Eine ebensolche Kolonne kam ihnen entgegen. Staubwolken verschlechterten die Sicht. Einigemal erwog Thomas, auf die Kanalsohle auszuweichen, die, hier in diesem Abschnitt bereits gehärtet, sicher günstige Fahrbedingungen bot. Aber das, hatten bereits andere festgestellt; auch dort bewegten sich unter einem beträchtlich dichten Staubschleier zwei Autoschlangen in entgegengesetzte Richtungen.
    Plötzlich tauchten vorn aus dem transparenten Dunst die Wipfel und dann die Stämme von schlanken Dattelpalmen auf. Das vor Monig fahrende Lastauto bog scharf nach links ab, da die Piste hier beinahe rechtwinklig um die Palmengruppe herumführte.
    Was sollen hier auf einmal Palmen? Meines Wissens ist hier eine Siedlung nicht vorgesehen, wunderte sich Thomas. Dann sah er den an mehreren Stellen zerbrochenen Flechtzaun, dahinter einige verlassene Lehmhütten und zwei oder drei Großtankwagen, mit denen die Bohrtrupps Wasser transportierten.
    Thomas nahm die Karte und suchte nach einem für die Camps charakteristischen Symbol. Da war keins. Dann las er die zurückgelegte Entfernung ab, suchte danach seinen ungefähren Standort auf und war dann doch eigenartig berührt: Kein Zweifel, es waren die Reste von Achourat! Und die Tankwagen? Diese paar Palmen, vor den Erdarbeiten gerettet, wurden offenbar von den Kumpeln bewässert…
    Etwa zehn Kilometer hinter Achourat traf Thomas auf die Baustelle. Der erste Anblick überzeugte ihn, daß hier das automatische Zenitlot gebraucht wurde. Die Stummel wuchtiger Pfeiler ragten aus der hier sehr tief liegenden Kanalsohle, und oben, dort, wo die Deichkronen längs des Kanals sanft in die Wüste abfielen, standen zwanzig Meter hohe Gerüste – die Baustelle des Schiffshebewerkes, das in dreihundert Sekunden die Schiffe um dreißig Meter heben und auf den hier vorgesehenen Stausee entlassen würde.
    Thomas drosselte die Geschwindigkeit auf Schrittempo. Über eine schiefe Ebene fuhren die meisten Fahrzeuge in den Kanal ein, einige umrundeten die Gerüste, setzten den Weg zu den oberen Bauabschnitten fort. Überall wirbelte Staub auf; Lärm von schweren Motoren, Metallgeklirr und dröhnende Schläge erfüllten die Luft. Durch das geöffnete Fenster des SAMO drangen unangenehm riechende Benzin- und Öldämpfe.
    Zunächst steuerte Thomas auf einen Komplex von Wohnwagen zu. Auch hier, in einem Wohnprovisorium, wurde die Wüste verändert: Hinter einem niedrigen Zaun sproß Gras, dieses neue, büschelige mutierte Schnellwuchsgras. Sprühregen schlug den Staub zu Boden und benetzte gleichzeitig die Pflanzen. Thomas mußte aussteigen. Sogleich verspürte er unangenehm die Hitze, den Sand zwischen den Zähnen und in den Augen. Es dauerte eine Weile, bis er im Restaurantwagen auf einige Frauen traf, die den Kochautomaten mit Zutaten füllten.
    Sie teilten ihm mit, daß wahrscheinlich alle unten seien, auch die Kollegen von der hiesigen Außenstelle GEOMESS.
    Als Thomas ebenfalls auf der Kanalsohle angelangt war, kam das Mittagssignal. Jetzt war Pause. Langsam wurde er ungeduldig. Eigentlich hatte er vorgehabt, nicht in der Nacht zurückzufahren. Aber wie es aussah, war an einen Aufbruch vor Sonnenuntergang nicht zu denken. Er hatte ja das Gerät noch einzurichten und zu justieren.
    Die Bauleute, die er fragte, konnten ihm den Aufenthalt der Vermesser nicht sagen.
    Mißmutig saß Thomas auf dem Luftkasten des SAMO. Plötzlich sprach ihn ein kleiner Dicklicher mit nacktem Oberkörper, Shorts, schweren Arbeitsschuhen und Schutzhelm in englisch an: »Zur Sommerfrische, was?«
    Thomas Monig blickte unfreundlich. »Nein, ich wollte rodeln«, antwortete er. »Sag mir lieber, wo ich die Vermesser treffe. Ich hab’s eilig.«
    »Das sieht man«, sagte der andere bissig. Dann fragte er sachlich: »Bist du der, der dieses Lot bringen und einrichten soll?«
    »Ebender«, antwortete Thomas.
    »Both, Schichtleiter Hochbau«, sagte der Behelmte unvermittelt. Es dauerte eine Sekunde, bis Thomas begriff, daß der andere sich gerade vorgestellt hatte. Zum Nachdenken blieb ihm keine Zeit. Both war behend in das SAMO gestiegen und wartete offenbar auf ihn. Er stieg ein. »Wohin?« fragte
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