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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020
Autoren: Alexander Kröger
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war. Aber erst wird Evelyn kommen, in zwei Tagen… Er stand auf, reckte sich, daß die Schultergelenke knackten. Die beiden Spatzen schwirrten erschrocken davon.
    Vom Kanal klang ein dumpfes Wummern herauf, beinahe wie von den Diesel-U-Booten. Es war ein starker ehemaliger Minenleger, der Lastkäne zog, auf denen schwere Militärfahrzeuge standen, die in die Vortriebszone des Kanals gebracht wurden.
    Wie groß mögen die Arsenale noch sein? fragte sich Thomas. Von dem Rüstungsmaterial wird nichts mehr generalüberholt. Wenn es nicht mehr funktioniert, geht es endgültig in den Schrott, aber der Nachschub versiegt nicht, noch nicht…
    Vielleicht ist es gut, daß er uns erinnert an Zeiten, die nie wiederkehren dürfen.
    Zu den jungen Frauen hatte sich eine Gruppe Männer gesellt, sie lachten, steckten die Köpfe zusammen.
    Thomas wandte sich dem Pfad zu, stieg weiter hinauf zum Gästehaus. Ich werde bei der Gelegenheit für uns gleich das Zimmer bestellen, dachte er. Sicher ist sicher. Ihm fiel der stotternde Freund Computer ein…
    Doch der war zuverlässig. Das große symbolische Auge, das den Informator des Gästehauses als öffentliche Informationsstelle auswies, leuchtete flackernd, zum Zeichen, daß ein dringender Anruf an alle anlag.
    Thomas Monig wartete. Alle hundert Sekunden erschien das Schriftbild. Und dann stand da: THOMAS MONIG RUFE GEOMESS.
    Er nahm die Anordnung scheinbar gelassen auf. Innerlich hatte er sich von der Überraschung noch nicht ganz erholt. Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Es muß zu bewältigen sein, übermorgen würde Evelyn kommen. Er wollte schon nach einer Ausrede suchen, doch dann sagte er zögernd in den Hörer: »Ja, ich komme. Bin in zwanzig Minuten unten.«

VII
    Thomas Monig schaute zum wiederholten Male auf die Uhr. Sollten sie nur, dachte er mit einer Art grimmiger Genugtuung. Ich schaffe es!
    Er hatte es aufgegeben, eine Antwort auf die Frage zu finden, ob die Leitung von GEOMESS wirklich im Augenblick keinen anderen zur Verfügung hatte, der dieses Ding, dieses Laserzenitlot, vor Ort bringen und justieren konnte. Und dann noch mit einem SAMO!
    Trotzdem werde ich pünktlich in Timbuktu sein, pünktlich zur Landung des Flugzeuges, mit dem Evelyn kommt. Ich habe es ihr zugesagt, und dabei bleibt es auch.
    Thomas fuhr zwar auf der Leitpiste, hatte jedoch auf Handsteuerung geschaltet, weil er, um die Höchstgeschwindigkeit zu erreichen, ohnehin den Fahrthebel betätigen mußte. Und er betätigte ihn, soweit es die Beschaffenheit der Piste zuließ, bis zum Anschlag.
    Es bereitete ihm Freude, im Rückprojektor die Staubfontäne zu betrachten, die, dicht wie Wasser hinter einem pfeilschnellen Boot, aufschoß. Er fuhr 130 km je Stunde. Manchmal drehte er sich besorgt um, wenn ihn eine Bodenwelle, über die das SAMO gerast war, fast aus dem Sitz geschleudert hätte. Das Präzisionsgerät war jedoch federnd aufgehängt und konnte einen Stoß vertragen.
    Rechter Hand verlief der Kanal. Hier, außerhalb der Siedlung, war von seiner lebensspendenden Wirkung noch wenig zu verspüren. Lediglich die Böschungen und ein fünfzig Meter breiter Uferstreifen hoben sich grün vom Graubraun der Wüste ab.
    Der Schiffsverkehr auf dem Kanal verlief rege. Die ehemaligen Minenlegboote mit ihren Schleppkähnen brachten Geräte und Fahrzeuge, Chemikalien, Treib- und Sprengstoffe nach vorn. Andere kamen mit reparaturbedürftigen Teilen der Spezialmaschinen oder mit Schrott zurück. Der Transport auf dem Wasser schien nach wie vor der ökonomischste zu sein.
    Dann kam die Stelle, an der die Wasserführung des Kanals jäh endete. Der Riegeldamm, der den Bauabschnitt von dem Teil, der bereits Wasser führte, trennte, machte den Eindruck einer Pier: Zwei große Kräne ent- und beluden die Lastkähne, stapelten die Güter neben dem Kanal oder hievten sie auf Kraftwagen, die sie nach vorn, in die Bauzone, zu befördern hatten.
    Thomas mußte in diesem Gebiet wohl oder übel mit gedrosselter Geschwindigkeit fahren. Er hatte sich daher voll in die Leitlinie eingeschaltet, die das Lenken, nicht aber die Geschwindigkeitsregelung der Fahrzeuge überflüssig machte, und betrachtete mit Ruhe dieses Treiben, eigentlich zum erstenmal, seit er am Kanal mitarbeitete. Nach jeweils zehn bis höchstens zwanzig Kilometern wird ein neuer wasserführender Abschnitt freigegeben, das bedeutet in gleichen Abständen derartige Dämme. Und der vorhergehende ist dann zu beseitigen… Ein beträchtlicher Aufwand, sagte sich
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