Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Titel: Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen
Autoren: Ingrid Schilling-Frey
Vom Netzwerk:
abnahmen, über sein Glück oder seinen Sinn im Leben nachzudenken. Aber Glück oder Sinn waren damit fremdbestimmt. Und das ist doch eigentlich eine schreckliche Vorstellung. Deshalb ist es eines der höchsten Güter, selbst über sich und sein Leben bestimmen zu können. Auch wenn wir dabei keine grenzenlose Freiheit haben und selbst dann, wenn wir nicht einmal einen freien Willen besitzen, ist die Vorstellung, frei entscheiden zu können, eine der wertvollsten Vorstellungen überhaupt. Bestimmen und verantworten wir unser Leben selbst, müssen wir auch selbst unser Glück erarbeiten. Diese Arbeit ist eine Arbeit, die keine Rente kennt und bei der wir es uns nicht leisten können, aus der Übung zu kommen. An unserem Glück zu arbeiten und uns darin zu üben, heißt nicht, dass wir immer direkt Erfolg haben. Wie das Leben so spielt, die berühmten Zufälle, die Niederlagen, die Krisen sind es, die uns herausfordern und uns vor Bewährungsproben stellen. Aber welche Bedeutung hätten denn überhaupt noch Siege, wenn wir nicht auch verlieren könnten? Und wie langweilig sind Filme, bei denen wir schon von Anfang an wissen, wie sie ausgehen? Gott sei Dank gibt es keine (echten) Wahrsager, die uns unsere Zukunft voraussagen können.
    Wenn wir uns im Schnelldurchlauf noch einmal kurz an die drei Philosophen dieses Buches erinnern, haben sich alle drei mehr oder weniger die Frage gestellt, worauf es im Leben ankommt. Dieses Worauf ist dabei bei allen dreien eigentlich die Frage nach dem Glück und in diesem Zusammenhang auch nach dem Sinn.
    Für Aristoteles aus der griechischen Antike kam es darauf an, sich unaufhörlich darin zu üben, ein tugendhafter Mensch zu sein. Und das sowohl im Denken als auch im Handeln, und zwar nicht nur für sich alleine, sondern vor allem in der Gemeinschaft mit anderen Menschen. Für den Aufklärer und Romantiker Jean-Jacques Rousseau bestand die Bestimmung des Menschen darin, seiner eigener Natur gemäß leben zu können und auch zu dürfen. Der ehrliche und authentische Mensch darf zu nichts gezwungen werden, das er nicht will, und er muss mutig genug sein, das zu tun, was seinem Willen entspricht. Das tun, was dem eigenen Willen entspricht, würde auch zu Friedrich Nietzsche passen. Auch wenn sich Nietzsche in seinem gesamten Werk widersprüchlich zu Sinn und Glück geäußert hat, liegt seine Antwort, worauf es im Leben ankommt, wohl am ehesten darin, nie aufzugeben und über sich selbst hinauszuwachsen, um der zu werden, der man ist. Allen dreien gemeinsam ist die Forderung nach lebenslangem Üben auf dem Weg zum Glück.
    Auch die aktuellsten Ergebnisse von Verhaltens- und Hirnforschern können uns nicht sagen, was Glück ist. Wir wissen, dass hier jeder von uns ganz individuell gefragt ist. Trotzdem hat ein gutes Leben viel mit Übung zu tun. Wir üben Gutes und wir üben Schlechtes, gute Gewohnheiten ebenso wie schlechte Gewohnheiten. Es passieren uns gute Dinge, aber auch schlechte Dinge. Wir begegnen unserer Traumfrau und verlieren im gleichen Monat unsere Arbeit. Wir werden geboren, und wir müssen sterben. Manche Dinge sind nur ganz schwer zu ändern, andere wiederum ganz einfach. Können wir Dinge nicht ändern, hängt alles davon ab, wie wir damit umgehen. Können wir Dinge ändern, sollten wir sie so ändern, dass sie uns glücklich und nicht traurig machen.
    Wenn ich in die leuchtenden Augen meiner Tochter blicke, ihr Lachen in meinen Ohren höre und sie mir einen schmatzenden Kuss auf die Wange drückt, weiß ich, dass unser Leben nichts mit einem schlimmen Schicksal zu tun hat. Alina und ich haben die Herausforderungen unserer Leben angenommen und haben unseren Kampf ums Glück gewonnen. Wenn auch nur zeitweise, teilweise jeder für sich und teilweise gemeinsam. Aber ich hoffe, dass wir nie aus der Übung kommen. Und das Leben mit meinem besonderen Kind wird gekrönt von dem köstlichen Gefühl, nichts mehr auf der Welt wirklich fürchten zu müssen.

Dank
    Dank
    Alina danke ich für ihre Inspiration und meinem Mann Jürgen für seine Motivation. Andrea Kunstmann und Melanie Schwarz standen mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Und last but not least hat mich Frau Prof. Dr. Dr. h. c. Breuninger mit ihrer Begeisterung für Philosophie hoffnungslos angesteckt.

Literaturverzeichnis
    Literaturverzeichnis
    Allgemein
    Bartens, Werner: Körperglück. Wie gute Gefühle gesund machen . Droemer 2010.
    Bauer, Joachim: Das Gedächtnis des Körpers. Wie Beziehungen und Lebensstile
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher