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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust
Autoren: Megan Hart
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Tanktop aus Satin glitt über meine Arme und fiel auf meine Hüften. Unter dem weichen Stoff wippten meine Brüste auf und ab. Sofort stellten sich meine Nippel auf, und ein Schauer überlief mich.
    „Ich werde dich schminken“, bot Kira an.
    Sie schleppte ihre große Tasche an und holte Töpfchen, Tuben, Pinsel und Glitter daraus hervor. Ich liebe Glitter, aber ich hatte schon ewig keinen mehr getragen. Hier, in meinem neuen Leben, hatte ich keine Verwendung dafür.
    „Das mache ich selber.“ Nicht im Traum dachte ich daran, Make-up aufzutragen, das sie benutzt hatte. Nicht auszudenken, welche Keime auf diese Weise übertragen werden konnten. Ich schob Kira weg und ging in mein Bad, wo ich in dem Schränkchen unter dem Waschbecken herumwühlte.
    Ich holte meine eigene Tasche mit Schminkutensilien hervor. Lippenstifte in Beerentönen, Lidschatten in Regenbogenfarben. Außerdem Unmengen von halb aufgebrauchten schwarzen Kajalstiften und einige Fläschchen mit flüssigem Eyeliner. Ich schüttelte eines davon in dem Glauben, der Inhalt sei über die Jahre eingetrocknet, doch als ich den Verschluss mit dem daran befestigten Bürstchen öffnete, war die Farbe noch cremig.
    Ich malte mir eine Maske. Sie sah genauso aus wie ich, nur strahlender. Frecher. Beeindruckender. Früher hatte ich dieses Gesicht jeden Tag zur Schau gestellt. Damals hatte ich gar kein anderes besessen.
    Nachdem ich mit meinem Make-up fertig war, schlängelte ich mich in den engen schwarzen Rock. Die Strümpfe ließ ich weg. Auf dem Weg vom Parkhaus zur Bar würde ich zwar frieren, aber mir würde auf jeden Fall warm genug sein, wenn ich erst einmal anfing zu tanzen. Aus meinen Schrank nahm ich ein paar verdammt heiße High Heels.
    Kira hatte sich die Zeit mit ihrem Handy vertrieben und Nachrichten in die Tastatur gehackt, doch jetzt riss sie die Augen auf und griff nach den Schuhen. „Wow! Die sind ja von Steve Madden!“
    „Das erste Paar, das ich mir gekauft habe.“ Ich strich über das weiche schwarze Lackleder. Zehn-Zentimeter-Absätze. Die meisten Männer können den Unterschied zwischen Steve Madden und irgendwelchen billigen Pumps nicht erkennen, aber wenn ich sie anhabe, schauen sie zwei Mal hin. Manchmal auch noch häufiger.
    Ich schlüpfte in die Schuhe und stellte mich aufrecht hin, um mich daran zu gewöhnen, wie sich mein Schwerpunkt verlagerte. Meine Mutter hat mir beigebracht, wie man auf so hohen Absätzen läuft. Als Kind habe ich oft ihren Kleiderschrank geplündert und bin dann in ihren Schuhen durchs Haus stolziert.
    Dann strich ich das seidige Shirt über meinem Bauch und meinen Hüften glatt und drehte mich um, weil ich mich ein letztes Mal im Spiegel betrachten wollte. „Können wir gehen?“
    „Ich glaube ja“, erwiderte Kira mürrisch. „Allerdings siehst du jetzt absolut toll aus, und ich wirke daneben, als wäre ich aus irgendeinem Loch gekrochen.“
    „Du siehst heiß aus“, behauptete ich. Wofür sind Freunde da?
    Sie ließ sich sofort überzeugen. Allerdings wohl eher, weil sie mir glauben wollte, als wegen meiner Bemühungen, glaubhaft zu klingen. „Okay. Gehen wir und geben uns die Kante!“
    An diesem Abend sah ich den dunkelhaarigen Mann wieder. Dieses Mal kam er herein, als ich hinausging. Wir bewegten uns nicht aneinander vorbei wie zwei Schiffe in voller Fahrt, sondern vielmehr wie ein Schiff, welches an einem zweiten Schiff vorbeifährt, das soeben mit einem Eisberg kollidiert. Ich konnte schwerlich beleidigt sein, dass sein Blick an mir hinabglitt, den kurzen Rock und die High Heels taxierte und dann einen Punkt hinter mir fixierte, ohne ein zweites Mal hinzusehen. Er lief mit gesenktem Kopf an mir vorbei und sprach dabei mit drängender Stimme in sein Handy. Und es war nicht seine Schuld, dass ich mich verzweifelt bemühte, so zu tun, als würde ich ihn nicht bemerken, und deshalb so heftig gegen den Türrahmen rannte, dass ich mir einen blauen Fleck holte.
    „Fall langsam, dann hast du mehr davon.“ Kira grinste mich an. Sie hatte noch nicht einmal bemerkt, dass es derselbe Mann gewesen war, den wir an diesem Tag schon einmal gesehen hatten. „Nur gut zu wissen, dass du jede Menge Tequila vertragen kannst.“ Ich zuckte mit den Schultern und antwortete ihr nicht. Sein Ärmel hatte meinen nackten Arm gestreift, und diese kurze, leichte Berührung hatte sämtliche Härchen an diesem Arm bis hinauf in meinen Nacken dazu gebracht, sich aufzurichten. In meinem Bauch machte sich langsam ein
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