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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust
Autoren: Megan Hart
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unruhiges Gefühl breit.
    Er lebte im selben Haus wie ich.

3. KAPITEL
    Das hätte mich nicht sonderlich überraschen dürfen. Ich begegnete vielen Bewohnern des Riverview Manor in Miriams Laden und im „Morningstar Mocha“, dem Coffeeshop am Ende des Blocks. Oder ich traf sie im Postamt, im Parkhaus und auch im Lebensmittelgeschäft. Harrisburg ist eine kleine Stadt.
    Dennoch verfolgte mich die Erinnerung an die dunklen Augen und das dichte dunkle Haar. Es hatte genügt, dass sein Ärmel meinen nackten Arm gestreift hatte, und mein Kopfkino machte Überstunden. Was mich nicht erstaunte, denn ich hatte seit Ewigkeiten mit niemandem außer mir selbst Sex gehabt.
    Es gab eine große Auswahl an Kneipen und Bars im Zentrum, aber ich wollte ins „Pharmacy“. Wir nahmen ein Taxi, weil ich niemals selber fuhr, wenn ich etwas getrunken hatte, und ein Spaziergang, der am Sonntagnachmittag in Jogginghosen nicht zu weit gewesen wäre, war abends im Dunkeln mit High Heels und einer Menge Alkohol im Blut viel zu lang.
    Die Bar war selbst für einen Freitagabend gerammelt voll. Wir drängelten uns zum Tresen durch. Kira ging vor mir, und als sie abrupt stehen blieb, rannte ich in sie hinein. Jemand rammte mich von hinten. Und jemand begrapschte meinen Hintern, doch als ich mich umwandte, um zu sehen, wer das gewesen war, und demjenigen womöglich ordentlich eine zu verpassen, sah ich mich zahllosen Verdächtigen gegenüber.
    „Hallo, Jack“, sagte Kira, und ich drehte mich wieder um. Verdammt. Während unserem letzten Jahr in der Highschool war Kira bis über beide Ohren in Jack verliebt gewesen, der von einer anderen Schule zu uns gekommen war. Monatelang hatte sie wilde Pläne geschmiedet, wie sie ihn dazu bringen konnte, sie zum Abschlussball einzuladen, und war entschlossen gewesen, ihn ins Bett zu kriegen. Soweit ich wusste, hatte es nicht funktioniert. Ich wusste nur, dass Kira den Wagen einer seiner Freundinnen mit ihrem Schlüssel zerkratzt hatte.
    Kira wusste nicht, dass Jack und ich uns vor ein paar Jahren ungefähr zwei Monate lang fast um den Verstand gevögelt hatten. Ich bezweifelte, dass die Erinnerung daran einem von uns beiden noch etwas bedeutete. Aber Kira würde es nicht egal sein, also versuchte ich, sie weiterzuziehen, bevor es unangenehm werden konnte.
    Außerdem war er nicht allein. Die Frau neben ihm hielt eine Bierflasche in der Hand und nippte daran, während sie uns lächelnd ansah. Ich packte Kiras Ellbogen, damit sie sich vorwärtsbewegte.
    „Mann“, meckerte sie, als sich die Gasse in der Menge hinter uns schloss und wir ihn nicht mehr sehen konnten. „Warum hast du das getan?“
    „Ich will keinen Ärger“, erklärte ich ihr. „Und jetzt komm. Lass uns was trinken.“
    „Ich hatte nicht vor, Ärger zu machen.“ Sie runzelte die Stirn und warf ihr Haar nach hinten, ohne darauf zu achten, dass sie es einem Kerl direkt ins Gesicht schleuderte. Er wirkte nicht besonders begeistert. So hatte ich den Abend eigentlich nicht beginnen wollen.
    „Es gibt genug andere Männer hier“, teilte ich ihr mit. Kira schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das ist mir durchaus klar.“
    Im „Pharmacy“ herrschte fast immer großer Männerüberschuss – auf jede Frau kamen mindestens drei Männer, und alle waren sie auf der Suche nach einem willigen Opfer, das sie abschleppen konnten. Ritterlichkeit hatte nichts damit zu tun, dass sie ständig mit ihren Brieftaschen winkten. Sie versuchten, uns Frauen abzufüllen. Es ging ausschließlich ums Flachlegen.
    „Sieh mal“, sagte Kira neben mir und stieß mich an. „Wo wir gerade von Ärger reden.“ Sie hatte recht. Vor mir sah ich Ärger in Leuchtbuchstaben. Ich stellte mich in meinen sexy Schuhen kerzengerade hin, schob mein Kinn vor und straffte meine Schultern. „Hallo, Austin.“
    Früher einmal hatten Austin und ich es getrieben wie die Raubtiere. Ich hätte darauf wetten können, dass er immer noch Narben davon hatte. Ich jedenfalls hatte noch welche.
    „Paige.“ Er trug sein Haar jetzt länger, aber sein Grinsen war dasselbe geblieben. Bei seinem Anblick spreizten Frauenschenkel sich ganz von allein. Er wirkte nicht erstaunt, als er mich sah.
    Austin trug ein blaugestreiftes Hemd und verwaschene Jeans, die sich eng an seinen Hintern schmiegten und am Saum ausgefranst waren. Männern wie Austin sollte es von Gesetzes wegen verboten werden, solche Jeans zu tragen. Sein Freund, ein Typ, den ich nicht kannte, trug ein ganz
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