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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2
Autoren: Marion Chesney
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rustikal hier, George, und diese Bauerntölpel
starren einen so an«, sagte der eine affektiert, »aber unsereiner kann in diesen
hinterwäldlerischen Läden manchmal erstaunlich günstig einkaufen.«
    »Wenn du
meinst, Cyril«, sagte sein Gefährte mit leisem Kichern.
    Annabelle
studierte die beiden unbemerkt. Beide waren mit dandyhaften blauen Fräcken und
Pikeewesten herausgeputzt. Sie rochen stark nach Moschus. Ihre Haare waren
kunstvoll frisiert, gelockt und pomadisiert. Obwohl der, der George genannt
wurde, braunes Haar hatte und sein Freund Cyril schwarzes, waren sie einander
auffallend ähnlich. Eines jedoch war Annabelle sofort klar. Sie gehörten zur
Creme der großen Welt.
    Sie
beschloß, ihre Unterhaltung zu belauschen, um eventuell einige vornehme
Redensarten für ihren Besuch aufzuschnappen.
    »Wie geht's
Barry?« fragte der, der George genannt wurde.
    »Oh, noch
immer im College. Hat aber genug Kohle, um Schmiergelder zu zahlen. Zwei
Burschen, die dafür auf der Treppe schlafen. Ich sagte ihm, er solle nicht in
dieser Spelunke spielen. Der griechische Elfenbeindreher hat ihn mit markierten
Würfeln drangekriegt, und da war der arme Barry im Eimer. Er hatte ziemlich
einen in der Krone ... Na, und jetzt ist er im Knast. Schau her, Junge, laß uns
diesen Ballen seegrüner Seide ansehen.«
    »Seegrün –
seekrank«, lachte George.
    Beide
nahmen langstielige Lorgnons aus den Taschen und prüften das Material.
    »Wozu
willst du es nehmen?« fragte George.
    »Für einen
Rock ... Für die nächste Saison bei Almack's.«
    »Nein,
nein, alter Junge!« rief Cyril aus und hob entsetzt die Hände. »Sie werden dich
für Henry Cope halten. Du kannst doch nicht Grün tragen. Das ist
entschieden ein Alter Hut, mein Bester.«
    George
stieß ein fast weibisches, kreischendes Lachen aus. »Oh, laß uns endlich
abreisen. Ich möchte wissen, warum du an so unmöglichen Orten Station machen
mußt.«
    Arm in Arm
tänzelten sie hinaus und hinterließen einen starken Moschusgeruch.
    »Es steht
mir ja nicht zu, Höherstehende zu kritisieren«, sagte ein stämmiger Kutscher
unumwunden. »Aber diese Backgammon-Spieler verleiden mir mein Haschee. Oh, ich
bitte um Verzeihung, Miss. Ich vergaß, daß Sie hier sind. Ich hoffe, Sie haben
nicht verstanden, was sie sagten. Das war nichts für die Ohren einer Dame.«
    »Ich habe
kein Wort verstanden«, log Annabelle unschuldig.
    »Ein
Glück«, sagte der Kutscher. »Bei diesen Nichtstuern ist es Mode, Unterwelt-
oder Kutscherausdrücke zu gebrauchen, wie sie es nennen, aber unsereinem würde
es nicht einfallen, derartige Reden zu führen, schon gar nicht, wenn Damen in
der Nähe sind.«
    Er
entfernte sich, um an der gegenüberliegenden Theke grünen Tee zu kaufen, und
Annabelle dachte über die geheimnisvolle Unterhaltung der beiden nach.
    Sie hatte
erfahren, daß es modern war, Kutscher- und Unterweltausdrücke zu gebrauchen.
Minerva würde niemals ein unfeines Wort benutzen, aber vielleicht würde sie, Annabelle,
Eindruck machen, wenn sie diese Kunst beherrschte? Die jungen Männer hatten
schließlich nichts so Schlimmes gesagt. Sie hatten über einen Freund am College
gesprochen. Und dann hatten sie gesagt, Grün sei »ein alter Hut«. Nun, das war
offenbar eine Bezeichnung für etwas, das nicht länger Mode war.
    Zweifellos
litt Annabelle unter einer Art milder Verrücktheit. Sie machte sich keine
Gedanken über die Tatsache, daß es unrecht war, ihre Schwester Lord Sylvester
ausspannen zu wollen. Sie hatte Minerva immer verachtet, so lieb sie ihr auch
war. Minerva hielt dauernd Moralpredigten; seit ihrer Verlobung hatte ihre
selbstgefällige, märty rerhafte Art zwar etwas nachgelassen, aber sie war
seither kaum zu Hause gewesen, und Annabelle, durch ihre Eifersucht blind
gemacht, hatte keine Veränderung an ihr bemerkt. Die Liebe, die aus Minervas
Augen leuchtete, erschien ihrer jüngeren Schwester kaum anders als ihre frühere
Frömmelei.
    Nicht für
einen Augenblick kam Annabelle auf die Idee, daß Minerva Lord Sylvester
leidenschaftlich liebte. Minerva war nach London geschickt worden, um sich
einen reichen Mann zu angeln, damit die Familie aus ihrer Armut erlöst würde.
Hatte Papa ihr nicht gesagt, sie müsse sich opfern? Und nun hatte Minerva sich
eben geopfert. Sollte Lord Sylvester also die blonde Annabelle bevorzugen, wäre
damit kein Schaden angerichtet. Das Comfrey-Geld bliebe ja in der Familie.
    Diese
heiteren Gedanken schwirrten Annabelle durch den Kopf, als sie mit
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