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Anna und Anna (German Edition)

Anna und Anna (German Edition)

Titel: Anna und Anna (German Edition)
Autoren: Charlotte Inden
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meinem wärmte mich. Seine Hände, immer noch so groß, aber inzwischen schon wieder anders, älter irgendwie, können Hände älter werden?, auf eine gute Weise?, seine großen Hände also, die so aussahen, als wäre Jan schon ein Mann, die hingen locker zwischen seinen Knien, als er anfing, mich auszufragen und zu erzählen. Von Helen und James, von Amsterdam und seinen neuen Freunden, von Johann, mit dem er sich jetzt wieder besser versteht (nein, ich habe nicht: Gott sei Dank! gerufen; das hätte die Enten verschreckt), und von seinen Plänen, vor allem von seinen Plänen. Das war ein bisschen wie früher, nur dass er nicht mehr die letzten Reste unentdeckten Amazonas erforschen will. Reisen will er aber immer noch. Natürlich mit dem Segelboot. Am liebsten einmal um die Welt.
    Allein? Weiß er noch nicht.
    »Du hast also jetzt einen Freund«, hat er gesagt.
    Und ich habe geantwortet: »Du hast ja auch eine Freundin.«
    »Hm.«
    »Cecilie.«
    Er zögerte kurz. »Anastasia.«
    Mein überraschtes »Oh« schluckte ich hinunter. »Und wie ist sie so, deine Anastasia?«
    »Nett.«
    Ich hoffe, wenn Bengt von mir spricht, fällt ihm mehr ein als das. Wenn nicht, würde ich ihn, glaub ich, nicht mehr wollen.
    »Hübsch?«
    »Klar.« Jan grinste, ich sah es aus dem Augenwinkel.
    Ich grinste zurück. »Hund«, sagte ich herzlich.
    Er lachte. »Deiner ist doch auch ganz«, er stockte, »ansehnlich.«
    »Ja, ist er«, sagte ich voll Besitzerstolz. Dachte dann, wenn Bengt das gehört hätte, würde er mich vielleicht auch nicht mehr wollen.
    »Meinst du, ich muss dich schon zu ihm zurückbringen?«, fragte Jan. »Kann ich machen.« Er fasste um mich herum und griff nach dem Ruder auf meiner Seite. Und als er mich so quasi in den Arm nahm, lief mir ein Schauder den Rücken hinunter. Kein Gruselschauder, sondern so ein wohliger Schauder, allerdings mit einem Aufregungskribbeln in der Magengrube.
    Ich wollte nicht, dass er seinen Arm wieder wegnimmt.
    Hat er aber, langsam, als ich sagte, so lässig wie möglich, versteht sich: »Nö. Ich muss noch nicht heim.«
    Also blieben wir noch ein bisschen auf dem See sitzen. Bein an Bein. Und immer wenn er sich bewegte und sein bloßer Unterarm meinen berührte, schauderte es mich erneut.
    Was sagst du dazu?
    Kann man befreundet sein und den anderen trotzdem, na ja, kribbelnd finden? Ich finde auch immer noch seine Haare toll. Und seine Augen so blau.
    Okay, ich höre jetzt auf. Das klingt alles viel zu schwärmerisch.
    Jedenfalls haben wir uns wieder vertragen. Wenn er das nächste Mal seinen Vater besucht, meldet er sich, hat er gesagt. Und ich habe ihm, bei nachgewiesenem gutem Betragen, hin und wieder einen Brief versprochen.
    Den werde ich gern schreiben, denke ich.
     
    Lieben Gruß
    von deiner Anna
     

     
    Liebe Oma,
     
    du bist wieder in deinem Häuschen? Mit Henri? Und ich darf euch besuchen? Ich komme sofort nächstes Wochenende!
    Wie gefällt es Henri bei dir? Benutzt er die Scheune und tanzt an der Spiegelwand vorbei? Ich stelle es mir vor und ich weiß, dass er eine gute Figur abgeben wird. Tanzt du mit ihm? Dann seht ihr bestimmt wie Fred und Ginger aus. Nur dass Henri viel besser aussieht als Fred. Ich kann echt nicht verstehen, wie jemand gedacht haben kann, dass Fred Astaire gut aussieht. Tut er nicht!
    Wollt ihr es mir nicht auch beibringen, das Tanzen? Zumindest Walzer würde ich gerne können …
     
    Anna
     

     
    Ach, Oma,
     
    es war herrlich bei euch! Komisch, wie viel manchmal in so zwei Wochenendtage hineinpasst. Als wären sie viel länger gewesen, als Samstage und Sonntage sonst sind. Was ja nicht sein kann. Also vielleicht ist es so: Wenn man jede Minute nutzt, kommen einem die Stunden länger vor.
    Mary-Lou und Benni habe ich sofort Walzertanzen beigebracht und ich muss sagen, Benni ist ein Naturtalent. Wer hätte das gedacht? Mary-Lou denkt übrigens (genau wie du), dass Jan ein bisschen mit mir geflirtet hat. Und sie denkt (wieder genau wie du), dass er mich immer noch gut findet. Nur denkt sie (ganz anders als du), dass ich die Gunst der Stunde nutzen und ihn mir zurückholen soll.
    Will ich aber nicht. Nur weil er plötzlich wieder aus seinem Schneckenhaus herausgekrochen ist, soll ich ihn jetzt mit offenen Armen willkommen heißen und mich auf Knopfdruck wieder verlieben? Von wegen! Sehe ich gar nicht ein!
    Ich meine, ich gehe ja auch immer noch mit Bengt aus. Manchmal. Also ich finde Bengt immer noch toll. Nur eben nicht so toll, dass ich ständig
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