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Anna Strong Chronicles 01 - Verführung der Nacht

Anna Strong Chronicles 01 - Verführung der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 01 - Verführung der Nacht
Autoren: Jeanne C. Stein
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meine Erinnerungen an meinen früheren Besuch sehen. Er reißt sich die Sonnenbrille herunter und fixiert mich mit einem harten Blick. Kleine Lichtpünktchen blitzen in kohlschwarzen Augen. »Ach ja. Ich erinnere mich an die Nacht, als du hier warst. Die Nacht, in der Donaldson verschwand. Ich habe dich in den Bäumen gesehen.« Ein eiskalter Finger streicht mir den Rücken hinunter. »Ich habe ihn nicht getötet.«
    »Aber du wolltest ihn töten. Das war der Grund für deinen Besuch, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Zumindest bist du ehrlich. Was bietest du mir dafür, dass ich deinem Freund helfe?«
    Ich hole das dicke Bündel Geldscheine aus meiner Tasche. »Ich kann noch mehr besorgen.«
    Er nimmt die Scheine, fächert sie in der Hand auf und hält sie mir wieder hin. »Ich werde dir helfen. Aber nicht für Geld. Du wirst mir einen Gefallen schuldig sein. Bist du einverstanden?«
    Ich nicke und frage mich, ob ich gerade dem Teufel meine Seele verkauft habe. »Nicht dem Teufel«, sagt er. »Aber vielleicht nahe dran.«
    Damit macht er mir beinahe Angst, und wieder läuft mir ein Schauer über den Rücken, doch ich schüttele das unheimliche Gefühl ab. Allein David zählt. Nicht ich. Ich bin der Grund dafür, dass er im Sterben liegt. »Bring deinen Freund hinein.«
    Er wartet, während ich David aus dem Auto hebe, und geht mir voran in die Mine. Diesmal werde ich von allen Bewohnern von Beso de la Muerte erwartet, die eine Art menschlicher Barrikade zu beiden Seiten des Gangs bilden und mich anstarren, als ich an ihnen vorbeigehe. Ich schnappe das Flüstern der Vampire unter ihnen auf, die eine der Ihren begrüßen und neugierig den Sterblichen betrachten, den sie in ihre Mitte bringt. Ist sie bereit, ihn zu teilen?
    Nun fällt mir auf, dass ich David möglicherweise wie ein Lamm zur Schlachtbank trage. Daran hätte ich früher denken sollen. Doch Culebra spürt meine Ängste. »Er steht unter meinem Schutz«, verkündet er so laut, dass alle es hören können. »Ihm wird nichts geschehen.«
    Das funktioniert offenbar. Morbides Interesse sinkt augenblicklich zu gewöhnlicher Neugier herab. Ich gehe ungehindert an allen vorbei, und wir erreichen den Raum, an den ich mich von meinem letzten Besuch hier erinnere. Culebra zeigt auf eines der Rollbetten, und ich lege David darauf ab.
    Ein weiterer Mann tritt zu uns, wechselt einen Blick mit Culebra und macht sich ohne ein einziges Wort an David zu schaffen. Er zieht meinem Freund das Hemd aus, bedeckt seinen Oberkörper mit einer Wolldecke und untersucht beide Arme. Schließlich sieht er mich an, mit durchdringenden blauen Augen.
    »Kennen Sie seine Blutgruppe?«, fragt er in makellosem, akzentfreiem Englisch.
    Ich nicke. Ich habe sie in den Akten der Krankenversicherung gesehen. »Null positiv.«
    »Gut.« Er wendet sich dem Kühlschrank zu. »Universell. Ich habe einen guten Vorrat hier. Wissen Sie, wie viel Blut er verloren hat?«
    »Nein.«
    Er holt einen Beutel Blut aus dem Kühlschrank und legt ihn auf den Tisch. Dann geht er zu dem Schrank und nimmt einen weiteren Beutel mit einer farblosen Flüssigkeit heraus. »Es ist ebenso wichtig, ihm Flüssigkeit zuzuführen wie Blut«, erklärt er.
    Während er spricht, tritt er zu David und arrangiert Nadeln und Schläuche. Ich verziehe das Gesicht, als er eine dieser Kanülen in eine Vene an Davids Handrücken einführt. Das erinnert mich an meinen Aufenthalt im Krankenhaus und daran, wie all das hier angefangen hat. Doch diesen Gedanken vertreibe ich rasch aus meinem Kopf. Ich will nicht, dass Culebra ihn auffängt. Stattdessen beobachte ich den »Arzt«.
    Er ist offensichtlich Amerikaner, groß, Mitte sechzig, dünn.
    Er hat blondes Haar und blaue Augen, und als er sich über David beugt, um einen der Schläuche am Rand der Rollbahre zu befestigen, sehe ich die Einstichstellen an der Innenseite seines Arms. Bedient sich wohl gern an seinen Vorräten. Das erklärt, warum er hier ist. Vielleicht ist er nicht einmal ein richtiger Arzt, aber anscheinend weiß er, was er tut. Er sagt kein Wort mehr zu mir, bis er fertig ist und die beiden Schläuche, durch die Flüssigkeit in Davids Körper geleitet wird, sicher befestigt sind. Dann wendet er sich mir zu. »Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit. Entweder er kommt durch oder nicht.«
    Nicht sonderlich ermutigend. »Wie lange, bis wir es wissen?«
    »Ein, zwei Tage. Ich werde ihn gut im Auge behalten.«
    Culebra tritt zu uns an Davids Bett. »Du hast alles getan, was du
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