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Anna Marx 9: Feuer bitte

Anna Marx 9: Feuer bitte

Titel: Anna Marx 9: Feuer bitte
Autoren: Christine Grän
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hält sich an der Zigarette fest. Bei der Lüge bleiben, eine andere erfinden oder die Wahrheit sagen: Sie hat die Wahl, und offensichtlich überlegt sie, was das Beste für sie wäre. »Iranisches Zimmermädchen?«
    Anna nickt spöttisch.
    »Na gut. Gelogen habe ich nicht, aber ja, er war in meinem Zimmer, das hat sie schon richtig gesehen. Wir hatten uns unten an der Bar verabredet, aber als er kam, war er irgendwie nervös. Er wollte nicht, dass wir John Schultz in die Arme laufen. Er hatte tatsächlich ein bisschen Angst vor ihm. Also habe ich vorgeschlagen, dass wir die Flasche Wein in meinem Zimmer trinken. Wir haben auch noch Essen bestellt. Und wir haben über Geschäfte geredet – seine Geschäfte. Er wollte mich übrigens auch über Schultz aushorchen – und über Bruno. Er misstraute seinem Assistenten – zu Recht, wie man weiß. Wir haben dann noch eine Flasche Wein bestellt … er war ein guter Trinker und witziger Gesprächspartner. Ich mag solche Männer – und ich will hier nicht behaupten, dass ich späteren Sex ausgeschlossen hätte. Mein Gott, ich bin alt genug, mit Männern ins Bett zu gehen, die mir gefallen. Und abgeneigt schien er auch nicht … aber – Hand aufs Herz – es ist nichts passiert. Außer dass er im Bad ausrutschte und sich den Knöchel stauchte. Er hat ein bisschen gestöhnt, und vielleicht hat unser Zimmermädchen dies als Lustschreie interpretiert. Männer sind ja so wehleidig, jedenfalls war es ganz und gar vorbei mit der Romantik. Ich habe ihm einen Eisbeutel aus dem Inhalt des Sektkühlers gemacht, weil der Knöchel ziemlich anschwoll. Und dann ist er irgendwann hinausgehumpelt, und ich habe ihn noch bis zum Lift gebracht. Zwei Wangenküsse, das war’s. Ich habe also nicht gelogen.«
    Anna lächelt zurück. Wenn sie die Geschichte erfunden hat, ist sie wirklich gut. Aber warum sollte sie? Und ja, jetzt erinnert sie sich, dass Liebling ein klein wenig humpelte, als er bei ihr ankam. Setzte seinen rechten Fuß ganz vorsichtig auf, es sah komisch aus. Er wiegelte ab, als sie ihn darauf ansprach. Ein kleiner Ausrutscher – ja, so könnte man es nennen. Offenbar hatte er keine Lust, ihr diese herzige Episode zu erzählen. Als ob es noch eine Rolle gespielt hätte. »Tut mir Leid«, sagt Anna, »und es hätte mich auch nichts angegangen, wenn der Abend anders verlaufen wäre. Unter uns gesagt: Sie haben nicht viel versäumt.«
    Das war pietätlos, doch jetzt teilen sie dieses schmutzige Lachen, bis die Autorin auf die Uhr sieht: »Ich muss jetzt los … drücken Sie mir die Daumen, dass ich in Frankreich erfolgreicher bin. Ich werde Ihnen das Buch schicken – sofern es jemals fertig wird.«
    Sie geht in diesen schönen roten Schuhen, den Koffer hinter sich herziehend. Sehr blond, doch hat Anna zum zweiten Mal das Gefühl, dass sie sich ähnlich sind, irgendwie. Sie schaut ihr nach, bis sie in der Menge der Passagiere verschwunden ist. Gott, ist sie müde, sie könnte auf der Stelle einschlafen. Es ist Zeit, nach Hause zu kommen, an den einzigen Ort, an dem sie sich wirklich sicher fühlt. Weshalb sie jetzt aufsteht und zum Schalter geht.
    Die Maschine ist gelandet, das ist die gute Nachricht. Es wird nicht mehr lange dauern, versichert das Bodenpersonal. Das sagen sie immer, doch Anna setzt sich ergeben auf einen Stuhl vor dem Schalter. Sie hat keine Kraft mehr zu sinnlosen Protesten. Umgeben von murrenden Fluggästen, schließt sie die Augen. Sie hat etwas übersehen, etwas vergessen, und es ist wichtig, dass sie sich erinnert. Entweder bist du ein Teil des Problems oder ein Teil der Lösung. Oder du bist nur ein Teil der Landschaft. Wer hat das gesagt? Ein gewisser Sam in einem Film, der ihr nicht gefallen hat. Nur seinen Namen und diesen Satz weiß sie noch. Er bedeutet etwas …

27. Kapitel
    Die Putzfrau hat Eimer im Büro verteilt, um Wasser aufzufangen, das von der Decke tropft. Warum alles Unglück in diesem Raum geschehen muss? Vielleicht will ihr jemand sagen, dass sie ihren Beruf aufgeben sollte. Freischaffende Journalistin, das klingt besser, wird sie aber auch nicht ernähren. Die Taxifahrten in Brüssel haben viel Geld gekostet, und sie wäre besser zu Fuß gegangen oder zu Hause geblieben. Die Idiotinnenfrage ist noch ungeklärt. Im Flugzeug hat sie nicht darüber nachgedacht, sondern geschlafen. Zu müde, um der Flugangst nachzugeben, und von keinem Sitznachbarn behelligt. Die Stewardess weckte sie erst kurz vor der Landung, als ob es einen Unterschied
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