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Anna, 13, (un)verliebt

Anna, 13, (un)verliebt

Titel: Anna, 13, (un)verliebt
Autoren: Sibylle Rieckhof
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nicht.«
    »Aber mich!«
    Hin und her, her und hin. Es wurde lauter.
    »Mit dir kann man ja nicht vernünftig reden.«
    »Tust du ja auch nicht, du brüllst!«
    Dann knallte die Tür und es war Ruhe.
    Was ist bloß los mit ihnen? Ich muss Lilly mal fragen, die hat mit so was Erfahrung. Ob ihre Eltern sich auch immer gestritten haben, bevor der Vater wegging? Sie hat mir mal erzählt, dass der Stress anfing, als Max geboren war. Ein drittes Kind war dem Vater zu viel, da ist er eben abgehauen.
    Ob Mam ein Baby kriegt? Um Gottes willen – bloß das nicht! Nachher muss ich immer drauf aufpassen wie Lilly auf Max. Aber ich glaub das eigentlich nicht. Wenn man sich immer zofft, kommt am Ende doch kein Baby dabei raus. Außerdem ist sie ja wohl ein bisschen zu alt für so was.
    Oder?
    Da fällt mir ein: Ich hab Lilly gar nicht mehr nach Karl Theodor gefragt. Ich rufe sie morgen mal an.
    Mir fällt noch was ein: Gestern hat John mir ein Marzipanherz aufs Kopfkissen gelegt. Stimmt, es war Valentinstag; ist aber trotzdem seltsam von John. Hat der vielleicht was gutzumachen? Irgendwas bestimmt.
    Hab grad gesehen: Das Marzipan war nur bis letzten Dezember haltbar. Aber egal, die gute Absicht zählt.

Sonntag, 16. Februar
    Ich hatte keine Lust, mit Oma in der Cafeteria zu sitzen und habe sie draußen spazieren gefahren. Ich weiß nicht, ob es Oma wirklich Spaß gemacht hat, aber sie kann ja nicht protestieren. Es hat so doll geschneit, dass sollte sie einfach sehen. Außerdem rutscht der Rollstuhl auf dem Schneematsch so schön und die paar Spritzer auf Omas Kleidung fand ich nicht so schlimm.
    Ich habe sie gefragt, ob sie findet, dass ich für den Tanzkurs zu jung bin.
    »Für schöne Sachen ist man nie zu jung!«, meinte Oma. »So etwas darf man niemals aufschieben. Sonst ist man plötzlich zu alt dafür.«
    Dann wollte ich wissen, ob sie glaubt, dass Mam zu alt fürs Kinderkriegen ist.
    »Und ob!«, hat Oma gerufen. »Viel zu alt! Aber du bist entschieden zu jung dafür.«
    Daran hatte ich ja auch noch gar nicht gedacht.
    Wir haben zusammen überlegt, für welche Sachen man erst zu jung und dann plötzlich zu alt ist:
    Für Zöpfe : Erst hat man keine Haare auf dem Kopf und später sehen Zöpfe albern aus.
    Fürs Weihnachtsmärchen : Als ich noch klein war, hab ich mich immer gegruselt, wenn der Räuber Hotzenplotz auf die Bühne gepoltert kam. Und John kriegt man schon seit Jahren nicht mehr dahin: »Babykram!«*
    Dann kriegte Oma schlechte Laune und sagte plötzlich nichts mehr. Sie sah verfroren aus und hatte ganz blaue Lippen. Da habe ich sie schnell zurückgeschoben ins Heim. Der Pfleger schnauzte mich an, weil sie pitschnass war, und Oma sah griesgrämig drein. Dabei hätte sie glücklich sein können, weil sie endlich mal draußen war.
    Aber vielleicht ist man auch für Dankbarkeit irgendwann zu alt.
    Eben habe ich mit Lilly telefoniert, die hatte auch Scheißlaune.
    Karl Theodor ist gerade da, das erste Mal zu Besuch bei ihnen.
    »Wie ist er denn?«, wollte ich wissen.
    »Erzähl ich morgen«, brummte Lilly. »Geht jetzt nicht.«
    Dann hat sie aufgelegt.

    *  Mir ist noch was eingefallen:
    Für sup erkurze Miniröcke ist man auch entweder zu jung (ich, nach Papas Meinung) oder zu alt (Oma).
    Wann man im Leben für irgendwas das richtige Alter hat, muss vielleicht jeder selbst entscheiden.

Montag, 17. Februar
    Lillys Laune war heute nicht viel besser. Ich musste ihr jedes Wort aus der Nase ziehen, das war echt mühsam. Trotzdem habe ich erfahren: Karl Theodor heißt in Wirklichkeit Klaus.
    »Auch nicht viel besser«, fand Lilly. »Für mich heißt er weiterhin Karl Theodor, das ist der schrecklichste Name überhaupt, der passt zu ihm.«
    »Ist er dick?«
    »Nicht wirklich.«
    »Glatze? Bierbauch? Stinkt er nach Schweiß?«
    Lilly schüttelte den Kopf.
    Na, dann kann er so schlimm ja nicht sein, dachte ich.
    »Er ist ein SCHLEIMER !«, platzte es aus Lilly heraus. »Er hat meiner Mutter rote Rosen mitgebracht und Bärchen eine ganze Fleischwurst. Das Essen hat er über den grünen Klee gelobt, dabei war es nur ein Nudelauflauf. Und wenn Mama einen Scherz gemacht hat, hat er jedes Mal gewiehert vor Lachen: Hohoho! Der will sich einschleimen.«
    »Der ist verliebt«, stellte ich fest.
    »Ach nee, was du nicht sagst. Das ist ja das Schlimme!«
    Ich habe das Gefühl, dass Klaus es in Lillys Familie nicht leicht haben wird. Vielleicht sollte er beim nächsten Besuch nicht nur Bärchen bestechen, sondern auch die
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