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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Champion, oder nicht?«
    Kai Wenzel grinste. »Ich habe also von hier aus die Herrschaft über Ihren Computer gewonnen? Und ich kann über Ihre E-Mail-Adresse Dinge bestellen, und Sie müssen zahlen? Ich kann aus Ihrem E-Mail-Postfach senden? Mich an Ihrer Adressenkartei bedienen und …«
    In Ruperts Magen war plötzlich so ein grummeliges Gefühl, als hätte er Glas geschluckt und die Splitter würden jetzt gegeneinanderreiben. Ein Verdacht keimte in ihm auf. Hatte dieser Bengel seit langem die Kontrolle über seinen Computer?
    »Warum grinst du so dämlich?«, fragte Rupert. »Sag bloß nicht, das ist alles längst geschehen …«
    »Nein, aber ein großes Problem wäre es nicht. Ich brauche nur ein paar Angaben von Ihnen und …«
    Einerseits machte Rupert diese Aussage wütend, andererseits beruhigte sie ihn, denn es war also alles möglich, und genau das war jetzt für ihn sehr hilfreich.
    »So, jetzt setz dich an deinen PC und schreib, was ich dir diktiere. Das schickst du dann einmal an die Polizeidirektion Osnabrück, und dann unterschreibst du es mir noch, damit ich es schwarz auf weiß mitnehmen kann. Eurem digitalen Mist vertraue ich nämlich nicht.«
    »Sie werden das dann gegen mich verwenden und mich fertigmachen. Meine berufliche Zukunft ruinieren und …«
    »Nein, im Gegenteil«, sagte Rupert. »Wir werden meine retten.«
    »Also gut. Was soll ich schreiben?«
    Die beiden sahen sich an, und zum ersten Mal, seit Rupert hier aufgetaucht war, lächelte er.
    »Kennst du
Casablanca
?«, fragte er.
    »Nee, warum?«
    »Ich glaube«, zitierte Rupert, »das hier ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft …«

    Ann Kathrin stabilisierte sich mit Mineralwasser. Sie trank aus einer Anderthalbliter-Flasche. Sie hielt die Flasche mit links. Nach jedem dritten Atemzug legte sie den Kopf in den Nacken und trank einen Schluck. Sie drehte die Flasche nicht zu. Es war schon die zweite Flasche, und sie hatte noch eine dritte in Reserve.
    Weller beobachtete sie genau. Ann Kathrin ritualisierte Handlungen. Die Atmung. Das Trinken. Es war alles eins und gehörte zusammen.
    Er fragte sich, ob sie während des Gesprächs insgeheim mitzählte. Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Trinken. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Trinken. Oder ob das Ganze wie automatisch geschah.
    Sie war blass um die Nase, wirkte aber hochkonzentriert. Sie hatte Eikes Freundin Rebekka Simon mit der Situation konfrontieren wollen, weil sie sich von ihr einen entscheidenden Hinweis erhoffte. Im Grunde war Weller froh, mit Ann Kathrin hier in der Ammerlandklinik zu sein. Sie wirkte nicht wie eine Ermittlerin, die kam, um einen Mordfall zu klären, sondern eher wie eine Patientin, die Hilfe nötig hatte.
    Rebekka trank Filterkaffee. Sie hielt die Tasse mit ihren feingliedrigen Fingern, an denen der Nagellack abgesplittert war.
    Weller fand sie wenig attraktiv. Sie kam ihm ungepflegt vor. An ihrem Hals blühte eine dicke Akne oder irgendein Hautausschlag, der nur notdürftig überschminkt war. Sie roch nach Azeton, und Weller wunderte sich über die Art, wie Ann Kathrin mit ihr umging. Die beiden Frauen schienen sich bestens zu verstehen. Vielleicht nicht wie alte Freundinnen, aber doch zumindest wie zwei Menschen, die sich schon lange kannten und über viele Dinge gemeinsame Ansichten vertraten.
    Er fragte sich, ob es ihm auch so locker gelingen würde, mit den Freunden seiner Töchter Bündnisse, ja Freundschaften zu schließen. Oder ob er zu den Vätern gehörte, die sich in Konkurrenz mit den Liebhabern ihrer Töchter begaben.
    Ihm war die komplizenhafte Kumpanei der beiden Frauen fast ein bisschen übertrieben herausgespielt, trotzdem hatte er dafür eine gewisse Bewunderung.
    Dieser kleine Aufenthaltsraum kam Weller auf auffällige Art behelfsmäßig vor, so als solle allein durch die spartanische Einrichtung jedem Anwesenden klargemacht werden, dass er hier nur zu einer kurzen Rast eingeladen war und nicht zu einem Wohlfühlnachmittag an einem Wellnesswochenende.
    Ann Kathrin setzte sich nicht. Sie brauchte die Bewegung. Obwohl sie schon mindestens zwei, vielleicht drei Liter Wasser getrunken hatte, war sie noch nicht ein einziges Mal zur Toilette gegangen. Weller fragte sich, wo sie das Zeug ließ. Er selbst verspürte einen Druck auf der Blase, hatte aber in den letzten zwei Stunden bis auf einen gräßlichen Kaffee noch gar nichts getrunken. Er wollte Ann Kathrin mit Rebekka Simon jetzt nicht alleine lassen. Er kam sich fast albern dabei vor,
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