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Anmutig älter werden (German Edition)

Anmutig älter werden (German Edition)

Titel: Anmutig älter werden (German Edition)
Autoren: Ruth Maria Kubitschek
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meinen Atemorganen, bei meiner Lunge und bei meinem Herzen, dass es diese im Grunde langweilige Arbeit des immer nur Schlagens, immer nur Pumpens so liebevoll durchhält und mir dadurch die Möglichkeit gibt, immer weiter zu lernen.
    • Ich bedanke mich bei meinem Magen und verspreche ihm, immer Maß zu halten in dem, was ich gedenke jeden Tag zu essen. Das Maßhalten in jeder Beziehung ist eines der wichtigsten gesundheitlichen Versprechen, das man seinem Körper geben kann.
    • Ich bedanke mich bei meiner Galle, dass sie meine Wutanfälle so wunderbar verarbeitet, und entschuldige mich bei ihr, dass es leider immer noch passiert.
    • Ich bedanke mich auch bei meiner Leber und bei meiner Niere, die die Gifte, die leider immer wieder in unsere Körper geraten, so tapfer ausscheiden.
    • Die Milz darf man nicht vergessen, denn sie ist eine Art Verbindungsoffizier, der die Organe untereinander im Gespräch hält.
    • Ich bedanke mich bei meinen Verdauungsorganen. In der alten Weisheit des Ayurveda weiß man, der Tod liegt im Darm. So bedanke ich mich bei meinem Dickdarm und Dünndarm ganz besonders für diese tägliche Mühe, mich gesund zu erhalten.
    • Dann schenke ich meinen Hüften ein Lächeln der Dankbarkeit, dass sie mich ohne Schmerzen meinen Weg gehen lassen.
    • Ich bedanke mich bei meinen Knien, denen ich ein besonders großes Lachen schenke. Ich bewundere, dass sie meine Unachtsamkeit durch öfteres Hinfallen und In-die-Knie-Gehen überlebt haben. Meine Knie haben mich Achtsamkeit gelehrt.
    • Mein ganz besonderer Dank gilt meinen Füßen. Sie müssen die größte Arbeit tun, weil sie mein Gewicht den ganzen Tag tragen müssen. Ich liebe sie, obwohl sie sehr gebraucht aussehen.
    • Am Schluss bedanke ich mich noch bei meiner Urzelle, diesem Urlicht. Ich stelle mir vor, dass es zwischen meinen Brüsten liegt. In dieser Urzelle ist die Vollkommenheit, so wie ich gedacht bin, noch vorhanden. Sie wartet im Schlaf darauf, wieder im Licht erweckt zu werden.
    Diese Art Gedanken wiegen mich in den Schlaf.
    Und wer diese Meditation am Abend ausprobiert, wird merken, dass er leichter einschläft.

Loslassen, was belastet
    D er Versuch, heilig zu werden, begleitete mich auch kurz vor meinem sechzigsten Geburtstag. Welcher Weg führte denn um Himmels willen dahin? Indem man alles, was man hat, loslässt, auch das, was man liebt?
    In einer schlaflosen Nacht beschloss ich, meine geliebte große Münchner Wohnung aufzulösen und in Salenstein ein eher klösterliches, räumlich beschränktes, einfaches Leben zu führen. Ich konnte meine Jugendstilwohnung in München mit den schönen Möbeln nur loslassen, wenn ich mir eine kurze Frist setzte, nämlich acht Tage, sodass ich gar nicht zum Nachdenken kommen würde. Das hieß, sieben Zimmer aufzulösen, 240 Quadratmeter, eine große Bibliothek, englische Möbel, chinesische Teppiche, Porzellan, Silber, alles, was ich glaubte haben zu müssen, um glücklich zu sein. Alle Erinnerungen, alles bis dahin Erlebte an Liebe, Verzweiflung und Schmerz hing in diesen Möbeln und Dingen und machten die Sache nicht leichter.
    Inge, meine Freundin aus Heiligenberg, half mir dabei. Ihre heilende Ausstrahlung tat mir wohl. Sie hat die schönsten Kinderhände, unschuldige Hände und wenn sie diese auf schmerzende Stellen legt, vergeht der Schmerz im Nu. Diese Hände konnten zum Glück auch tatkräftig bei der Wohnungsauflösung zupacken.
    Die Bücher kaufte ein Händler ganz günstig, die Möbel rissen mir Freunde aus der Boutique Daisy, die meiner Wohnung gegenüberlag, aus den Händen. Meine Schwester bekam ein englisches Chippendale-Zimmer und den großen chinesischen Teppich, mein Sohn holte sich das Esszimmer und die Chesterfield-Couch. Alle bekamen etwas geschenkt. Ich nahm nur ein paar Lampen mit und Geschenke für die Freunde in der Schweiz.
    Als ich mit dem Besitzer des Hauses an der Tür stand, war dieser überglücklich über meinen Auszug, weil ich achtundzwanzig Jahre in dieser Wohnung gelebt hatte und meine Miete nicht sehr hoch war. Er streckte mir seine Hand entgegen, um den Schlüssel zu bekommen. Ich gab ihm die Hand zum Abschied, den Schlüssel noch festhaltend, in meiner linken. In diesem Moment erst wurde mir bewusst, dass ich die Wohnung nicht mehr betreten konnte. Ich träumte noch viele Jahre, dass ich wieder zurückkam und in der Wohnung wohnte, und wunderte mich selbst im Traum, dass es möglich war.
    Als ich mit meinem kleinen BMW aus München hinausfuhr,
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