Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angst auf der Autobahn

Angst auf der Autobahn

Titel: Angst auf der Autobahn
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Strauchdieb!“
    Ihre Mutter atmete tief. Sie
zitterte noch.
    Und weit und breit keine Hilfe,
dachte sie. Himmel, warum ist diese Strecke so einsam!
    „Gaby, hinter der Kurve dort
endet die Gefällstrecke. Dort wird es flach, steigt sogar etwas an.“
    „Wie bitte?“ Entsetzt wandte
sich Gaby zu ihrer Mutter. „Dann... dann bleiben wir stehen.“
    „Wir haben eine Chance. Wenn
nur dieser Kel nicht unmittelbar hinter uns ist. Wir brauchen ein paar
Sekunden. Das würde genügen.“
    „Du meinst den...
Zweitschlüssel?“
    Margot nickte.
    Der Zweitschlüssel befand sich
in einer kleinen Magnetschachtel, die unter dem hinteren Kotflügel, rechts,
angebracht war. Für den Notfall — wenn der andere Schlüssel verloren ging, was
schon vorgekommen war.
    Eben, bei der Flucht in den
Wagen, hatte Margot Glockner nicht daran gedacht. Außerdem hätte die Zeit nicht
gereicht.
    „Ich halte hinter der Kurve. Du
bleibst sitzen, Gaby. Ich...“
    „Nein! Ich hole den Schlüssel.
Ich bin näher dran. Und du kannst schneller starten, wenn du schon sitzt.“
    „Hmmmm... Ja, ich glaube, du
hast recht.“
    Außerdem ist es letztlich egal,
dachte Margot, wer den Versuch macht. Wenn er mißlingt, sind wir ausgeliefert.
    Die Fahrbahn wurde flach. Der
Wagen rollte langsamer. Sie erreichten die Kurve.
    Beide hatten gehofft, ein
Fahrzeug käme entgegen oder tauche im Rückspiegel auf. Aber da war nichts. Nur die
sommerliche Natur ringsum. Hochsommer. Zitronenfalter gaukelten unter den
Bäumen, Pfauenaugen und Admirale. Blüten reckten ihre Gesichter der Sonne
entgegen. Sattes Grün bekleidete die Bäume, und in all dieser paradiesischen
Schönheit kam das Böse hinterdrein, das Böse in Gestalt dieses Kerls.
    Gaby blickte durchs
Heckfenster.
    „Da ist er. Etwa 100 Meter
entfernt. Jetzt sprintet er.“
    „Ich halte.“
    Margot bremste und mußte sich
dabei anstrengen, denn der Motor war ja nicht eingeschaltet, und der Tritt auf
das Eisen erforderte Kraft.
    Der Wagen hielt, Gaby hatte die
Tür schon geöffnet, sprang hinaus und kniete neben dem Kotflügel.
    Der Verfolger jagte heran.
Seine Sohlen knallten auf die Fahrbahn. Sein keuchender Atem übertönte das
Vogelgezwitscher.
    Gaby schob die Hand unters
Blech, tastete und fand keine Schachtel. War sie runtergefallen — vorhin auf
der Autobahn? Verloren? Wie stark ist ein Magnet? Welche Erschütterung verträgt
der?
    „Mami, ich... Doch!“ Sie
jauchzte auf. „Da ist sie.“
    Die Schachtel saß fest. Zu
fest. Der Nagel an Gabys Mittelfinger brach ab. Aber sie hatte die Schachtel.
    Ein Blick zurück.
    Himmel, war der Kerl nah! Und
immer noch hatte er die Handtasche.
    Gaby warf sich auf den Sitz,
riß die Tür zu, drückte auf die Verriegelung und hielt ihrer Mutter die
Schachtel hin.
    Wieder schmetterte seine Faust
gegen die Scheibe. Das Gesicht war schweißüberströmt und verzerrt. In einer
Hand hielt er den Autoschlüssel. Sofort stocherte er am Türschloß, war aber zu
hastig und seine Hand zu unruhig infolge der Rennerei.

    In diesem Moment sprang der
Motor an, heulte auf und wurde mit Vollgas versorgt. Der Wagen schoß vorwärts.
Das Schlüsselbund, das schon am Türschloß hing, wurde dem Kerl aus der Hand
gefetzt. Verletzte er sich? Gaby hörte, wie er aufschrie. Oder aus Wut?
Jedenfalls war er zur Seite getaumelt und hatte jetzt nur noch das Nachsehen.
Der Abstand betrug schon 100 Meter und mehr.
    „Mami, das Schlüsselbund
steckt. Eine Sekunde später hätte er die Tür aufgerissen.“
    Margot fuhr etwas langsamer,
Gaby kurbelte die Scheibe herab, griff hinaus und zog das Schlüsselbund ab.
    Beiden liefen Tränen übers
Gesicht. Gerettet! Die Anspannung ließ nach.
    „Wenigstens das haben wir.“
Gaby schwenkte das Schlüsselbund. „Aber deine Tasche.“
    „Auf die verzichte ich gern.
Soll er doch mein Make up haben, das Portemonnaie, mein Taschentuch und... o
Gott! die Kreditkarten! Aber nein! Die habe ich in der Jacke.“ Margots Blazer,
passend zu den bestickten Edeljeans, lag auf dem Rücksitz.
    „Dieser Widerling! Dieses
Scheusal! Was wollte der von uns?“ Gabys Wangen waren gerötet.
    Sie drehte sich um. Sie sah ihn
noch. Die Straße verlief gerade. Der Typ stand an der Seite, kramte in der
Handtasche und nahm etwas heraus — vermutlich das Portemonnaie mit etwas Geld.
Von der Tasche trennte er sich. Sie flog in die Büsche.
    Gaby kommentierte. „Ich glaube,
er hat unser Geld. Aber mit deiner Tasche will er nicht gesehen werden. Er
geniert sich. Weggeworfen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher