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Angst auf der Autobahn

Angst auf der Autobahn

Titel: Angst auf der Autobahn
Autoren: Stefan Wolf
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zwischen guten und bösen Taten unterscheiden.
Null Skrupel, keinen Hauch von Moral, Mitgefühl, Verantwortungsbewußtsein. Ein
Menschenleben bedeutet nichts. Es stirbt ja täglich eine Unzahl Menschen —
durch Krankheit, Krieg, Hunger oder Verbrechen. Dafür hat Spelter nur ein
Achselzucken. Das ist seine Richtschnur. Andererseits ist er ausdauernd,
beharrlich und auf psychopathische Weise unbeirrbar. Er vergißt nicht, was man
ihm angetan hat. Er ist nachtragend für alle Ewigkeit. Dr. Grimaskowitsch, das
ist die Psychologin, meint zwar, Spelter habe weder seine Mechthild noch die
kleine Tochter besonders geliebt. Aber in der Erinnerung hat sich das
vermutlich verklärt. Er macht unseren Hauptkommissar — warum läßt sich Glockner
eigentlich nie so anreden? — für deren Tod verantwortlich. Spelter fehlt die
Einsicht, sich zu sagen, daß nur er selbst daran schuld ist.“
    „Also wird er sich rächen?“
    Dennis erwiderte den Blick des
TKKG-Häuptlings und hob etwas die Schultern.
    „Wie?“ fragte Tim.
    „Er hat Zeit. Er kann warten.
Und er ist sehr intelligent.“
    „Gaby und ihre Mutter?“
    „Mit seinem Kopf gedacht, wäre
es die logische Konsequenz.“
    „Weiß Herr Glockner Bescheid?“
    „Im Prinzip ja. Er ist seit
gestern auf Dienstreise. Eigentlich sollte Spelter erst morgen entlassen
werden.“
    „Und? Wie verhält sich Herr
Glockner?“
    „Eine beknackte Situation für
ihn. Er kann Frau und Tochter nicht total verängstigen. Sie dürften dann das
Haus nicht mehr verlassen. Andererseits kann er mit Blick auf den Steuerzahler
keinen ständigen Polizeischutz für seine Familie organisieren. Zumal es auch
Stimmen gibt unter den wenigen Eingeweihten, die da meinen, Spelter wolle nur
eine Art Psycho-Terror betreiben. Denn wenn er wirklich was vorhätte, würde er
sein Glockner-Ausschnitts-Archiv nicht so unverhohlen führen. Hätte er
tatsächlich was geplant, wäre er heimlich vorgegangen. Die Lektüre der
Presseveröffentlichungen hätte genügt, das Sammeln wäre überflüssig gewesen.
Denn für einen Racheakt genüge es, wenige Fakten zu wissen: Glockners Adresse.
Wie Frau und Tochter heißen. Wie sie aussehen.“
    „Klugscheißer-Theorie“, sagte
Tim.

    „Da stimme ich dir zu.“
    „Kann ja sein, daß Spelter
denkt, wir sollen so denken, damit er dann überraschend handeln kann.“
    Dennis nickte. „Aber es ist nun
mal so: Solange er nichts angestellt hat, kann man nicht gegen ihn vorgehen. Ich
meine, die Polizei kann es nicht. Wenn sich eine Privatperson um ihn kümmert,
ist das natürlich was anderes.“
    „Aha!“
    „Deshalb bin ich hier.“
    „Ich würde dich umbringen, wenn
du mir nichts gesagt hättest.“
    „Ich weiß.“ Dennis grinste.
    „Ich nehme an, Spelter hat eine
Adresse.“
    Dennis zog einen Zettel aus der
Brusttasche. „Für dich habe ich sie aufgeschrieben. Bitte auswendig lernen und
den Zettel vernichten. Am besten, du schluckst ihn runter.“

3. Gott sei Dank! — der Wagen
rollt
     
    Grauenvoll! Sie waren allein
auf dem Rastplatz, eingeriegelt in ihren Wagen. Aber dieser widerliche Kerl
dort draußen hatte Margots Tasche mit dem Autoschlüssel und wich nicht von der
Beifahrertür.
    Gaby saß fast auf der
Mittelkonsole, war so weit wie möglich beiseite gerückt.
    Margot blickte nach vorn. Sie
mußte den Kopf recken, um den Verlauf der Straße zu sehen. Ja, sie standen
abschüssig. Und wie!
    „Mami, jetzt checkt er, daß er
die Schlüssel hat!“
    Gaby flüsterte. Sie sah das
Grinsen auf dem gemeinen Gesicht. Genüßlich öffnete der Kerl Margots
Handtasche.
    „Vielleicht rollen wir, Gaby.
Wenigstens ein Stück. Dann...“
    Margot löste die Handbremse und
schaltete auf Leerlauf.
    Lieber Gott, bitte!
    Der Wagen rührte sich nicht.
    In diesem Moment zog der Kerl
das Schlüsselbund aus der Handtasche. Das Grinsen war ein einziger Triumph. Er
hielt den Autoschlüssel ins Sonnenlicht.
    Und der Wagen begann zu rollen
wie von einem Zauberstab berührt. Erst langsam, aber nach wenigen Metern wurde
er schneller.
    Margot umklammerte das Lenkrad,
beugte sich vor und wagte nicht, in den Rückspiegel zu sehen. Aber Gaby hatte
sich umgedreht.
    Jetzt grinste er nicht mehr,
der Widerling, glotzte verblüfft und begann dann zu rennen.
    „Er verfolgt uns“, rief Gaby.
„Aber einholen kann er uns nicht. Mami, der Abstand wächst. Wir sind schneller.
Herrlich! Ja, joggen ist gesund, du Mistkerl. Aber nicht für dich. Lauf dir die
Lunge aus dem Hals, Mistkerl! Wegelagerer!
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