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Angst

Titel: Angst
Autoren: Catherine Coulter
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zurück und faltete die Hände über seinem Bauch. Dann kicherte er und schüttelte den Kopf. »Der alte Twister hat sich also aus dem Staub gemacht?
    Milt vom Postamt hat mich heute Morgen angerufen. Deine Deputys haben wohl bei der Suche nach Gordon an allen Türen geklopft, aber anscheinend hat er sich in Luft aufgelöst. Wie konntest du das zulassen, Dix? Hat denn keiner deiner Leute sein Haus bewacht?«
    »Ein Fahrer des Taxiunternehmens Flying Cabs hat Gordon an der Straße hinter seinem Haus abgeholt und ihn nach Elderville gebracht. Abgesetzt wurde er in einem Wohnviertel, doch niemand, mit dem wir in diesem Bezirk gesprochen haben, kennt ihn oder hat ihn gesehen. Jemand muss dort auf ihn gewartet haben.«
    »Gut für ihn, würde ich sagen«, meinte Cynthia und toastete ihnen allen mit ihrem letzten Stück Muffin zu.
    »Onkel Gordon durfte doch wegfahren, Dix. Oder hast du etwa einen Beweis gegen ihn in der Hand?«, fragte Tony, beugte sich nach vorne und schob die eleganten Hände zwischen die Knie. »Wen kümmert es schon, dass er abgehauen ist? Selbst wenn du seinen Aufenthaltsort herausfindest, könntest du ihn trotzdem nicht zwingen zurückzukommen. «
    »Er ist weg, weil es hier nichts mehr für ihn gibt, Dix«, erklärte Cynthia. »Gordon war ruiniert und hätte die Demütigung nicht ertragen können. Also ist er fortgegangen.«
    »Das ist doch bloß Schönfärberei, Cynthia«, entgegnete Dix. »Es steht fest, dass Gordon ebenso wie Helen Rafferty als Krimineller keine Erfahrung hatte. Er wusste, dass er Spuren hinterlassen hatte. Deshalb hat er sich aus dem Staub gemacht, solange das noch möglich war.«
    Es folgte eine Stille, und keiner von ihnen sah dem Sheriff in die Augen.
    Dix musterte Tony. »Interessanterweise hast du es nicht für nötig befunden, mir zu erzählen, dass Gordons Konten geschlossen wurden. Dabei hast du ihm doch nicht etwa geholfen, Tony? Auf gar keinen Fall kann ich mir vorstellen, dass Chappy es getan hat.«
    »Es verstößt nicht gegen das Gesetz, einem Mann sein eigenes Geld auszuzahlen«, erwiderte Tony.
    Dix blickte jeden von ihnen der Reihe nach an und fragte sich verwundert, ob es überhaupt Worte gäbe, die sie überzeugen könnten. Er bezweifelte es. Endlich einmal hatten sie sich verbrüdert und gingen sich nicht gegenseitig an die Gurgel. Trotzdem gab Dix nicht so leicht auf. »Gordon hätte niemals über das Wissen oder die erforderlichen Mittel verfügt, um so etwas zu planen.«
    Chappy kicherte. »Anscheinend hat der alte Twister mehr auf dem Kasten, als man ihm zutraute. Wer hätte das gedacht?«
    »Und wen interessiert es schon, ob ihm jemand bei der Reise, dem Geld, dem Ausweis oder was auch immer geholfen hat, Dix? Das ist nicht illegal«, sagte Tony.
    Chappy grinste. »Hey, vielleicht habe ja ich das alles für den alten Twister in die Wege geleitet.«
    Dix schüttelte den Kopf. »Chappy, du bist der Einzige, den ich nicht verdächtigt habe. Du kannst nicht im selben Raum mit ihm sein, ohne dass ihr euch in der Luft zerfetzt. Ich hätte nie angenommen, du würdest irgendetwas für ihn tun - außer dass du ihn vielleicht im Gefängnis besuchst und Witze über Feilen in einer Torte reißt.«
    Chappy erhob sich langsam und drohte Dix mit dem Finger. »Bist du übergeschnappt, Dix? Gordon und ich sind Brüder! Wir haben nie etwas anderes getan, als uns zum Spaß gegenseitig ein wenig aufzuziehen.«
    »Wissen Sie, wo er sich aufhält, Chappy?«, wollte Ruth wissen.
    Chappy lächelte zu ihr hinab. »Er hat die ganze Zeit davon gesprochen sich umzubringen, der kleine Loser. Ich hätte niemals zugelassen, dass mein eigener Bruder sich etwas antut, nicht, nachdem wir bereits Christie verloren haben, Dix. Und er wird auch nicht die letzten Jahre seines Lebens in einem Gefängnis verfaulen. Es sei denn, du findest Beweise dafür, was er getan hat, und kannst ihn aufspüren. Und natürlich bin ich völlig ahnungslos, wo er sich aufhalten könnte, Agentin Ruth.«
    »Also darf ich annehmen, dass Gordon vorläufig nicht zu Besuch kommen wird«, sagte Dix. »Falls doch, dann müssten wir das Justizministerium wegen des gefälschten Ausweises in Kenntnis setzen, nicht wahr?«
    Dix und Ruth standen gemeinsam auf. »Chappy, du schaffst es immer wieder, mich zu überraschen. Ich würde die Jungs gerne bald mal hier vorbeibringen. Es war eine schwierige Zeit für sie. Wäre dir das recht?«
    »Es würde mich freuen, Dix«, erwiderte Chappy. »Wirklich.«

KAPITEL 39
    Greyhaven
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