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Angriff Aus Dem Netz

Angriff Aus Dem Netz

Titel: Angriff Aus Dem Netz
Autoren: Brian Falkner
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Wirbel von Sternenstaub und gleißendem Licht verglühten.
    Er leistete keinen Widerstand. Er hörte auf, das Unbegreifliche begreifen zu wollen, das Unmögliche verstehen zu wollen, sich nach der Unendlichkeit recken zu wollen.
    Er ließ los und die Welt floss durch seinen Kopf und er schrie und schrie und schrie.
    Er wurde das Netzwerk. Und das Netzwerk wurde Sam.

16.Tod
    Es gab keine Ursula.
    Es hatte nie eine Ursula gegeben.
    Sie hatten ihr einen Namen gegeben und ein Geschlecht zugewiesen, hatten von ihr und über sie gesprochen, als sei sie ein menschliches Wesen, aber das war nur ein Hilfsmittel gewesen, um es ihren lächerlich winzigen menschlichen Gehirnen zu ermöglichen, das Unfassbare zu erfassen – das Konzept oder die einfache Vorstellung des einen, des Kollektiven Bewusstseins.
    Nichts existierte – außer der vagen Vorstellung eines Bewusstseins, wie ihm jetzt allmählich klar wurde. Ein Schimmer des Lebens. Ein einfaches Grundverständnis ohne Zweck, ohne Begründung. Und ohne Seele.
    Doch ES wusste über ihn Bescheid. Auch das war ihm jetzt klar.
    Er spürte, wie die Furcht dieses Bewusstseins über ihn hinwegrollte; er spürte, wie ES vor ihm zurückwich, zurückschreckte, und dann fühlte er, wie ES nach ihm schlug mit scharfen Krallen, gefüllt mit reinstem Gift.
    Aber er stand längst über alledem. Der wütende, rasende Angriff war nicht stärker als eine schwache Armbewegung eines Säuglings, und nicht einmal das – es war die instinktive Abwehrbewegung eines embryonalen Wesens.
    Er nahm diese Furcht an, nahm sie in sich auf und die Furcht war nicht mehr.
    Dann bewegte er sich auf dieses Bewusstsein zu, und ES empfing ihn ohne Furcht, umarmte ihn – und verschwand. Und es gab nur noch ihn.
    Das Wesen, das einmal Sam genannt worden war.

17. Sam
    Er sah die Soldaten, die das Kontrollzentrum stürmten. Er war die Soldaten, die mit angelegten Waffen durch die aufwallenden Rauchwolken in den Raum stürzten. Doch im selben Augenblick, in dem sie in den Raum kamen, änderten sich ihre Befehle. Sie senkten die Waffen.
    Er war der Befehlshaber der B-2-Bomber, er war die Bomber selbst, und er schloss die Waffenschächte mit sanfter Hand und wendete die Maschinen und steuerte sie auf den Kurs zurück.
    Er sprach zu den Bomben, die bereits abgeworfen worden waren, durch die funkgesteuerten Leitsysteme sprach er zu ihren Zündmechanismen, während sie immer tiefer fielen, bis sie nichts weiter waren als leblose Metallklumpen. Er nahm ihnen die Macht. Er nahm ihnen ihren Daseinszweck.
    Das halb fertige Wesen, das sie Ursula genannt hatten, hatte großen Schaden angerichtet. So viel wurde ihm jetzt klar. Aber die Wunden gingen nicht sehr tief. Die falschen Erinnerungen waren nur über die Oberfläche des Bewusstseins der Menschen verstreut und nicht tief in sie eingegraben und eingebettet. Er konnte sie leicht beiseitefegen oder, wo sie sich festgesetzt hatten, wegkratzen.
    Und als die Menschen von den Eindrücken befreit wurden, die Ursula ihnen aufgezwungen hatte, reifte in ihnen allmählich ein abgrundtiefes Schuldgefühl. Ihr Gewissen rebellierte – gegen alles, was sie unter ihrem Einfluss getan hatten. Doch er beruhigte sie und besänftigte ihre Gewissensbisse und Schuldgefühle.
    Es war nicht ihre Schuld gewesen.
    Auf seine Bitte hin setzte man dem Wesen, das Dodge genannt wurde, das Headset auf und er tauchte tief in dieses Bewusstsein ein, massierte die aufgeblähten, verletzten Hirnzellen, besänftigte sie, beruhigte sie, reparierte die unterbrochenen Verbindungen zwischen den Synapsen.
    Und er sah Probleme von unvorstellbaren Dimensionen.
    Er sah Armut und Gier, und obwohl er diese Probleme nicht einfach beiseitefegen konnte, ermutigte er die Menschen, die Schritte zu unternehmen, die nötig waren, um die Welt in eine neue Richtung zu führen.
    Er sah Krankheit und Elend und er sah, wie sie geheilt und gelindert werden könnten; er sah, wie sich der Tod abwenden ließe. An diesem Tag fand er Vienna und spürte ihre Verzweiflung und ihren Schmerz, und er verstand dies so sehr, wie kein menschliches Hirn es jemals verstehen konnte – die Bedeutung der unzähligen Tentakeln des Schmerzes, die von ihren zerstörten Lungen ausgingen, das bösartige Wuchern von Zellen, die sich in ihrem Körper immer neu bildeten.
    Die Welt, die er jetzt kannte, war ein riesiges Puzzle von Elementen des Wissens. Es gab Antworten. Es gab Heilungen. Es gab Fragen, die noch nicht gestellt worden waren. Aber die
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