Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig
Autoren: Anne Golon
Vom Netzwerk:
in Ordnung. In ihr war eine große Leere. Im gleichen Rhythmus hallten ihrer beider Schritte in dem Säulengang aus rosa Marmor wider – und doch waren sie einander fremd, für immer getrennt!

Dreiundfünfzigstes Kapitel

    »Und was wird nun geschehen?« fragte sich Angélique. Der Tag hatte seinen gewöhnlichen Verlauf genommen. Nach dem Gewitter-Intermezzo war man ins Schloss zurückgekehrt. Ball, kleines Souper, Spiel… Angélique grübelte. Sollte sie sich entfernen, die Flucht ergreifen oder auf ein Zeichen des Königs warten? Es war ausgeschlossen, dass er es bei dieser Situation belassen würde. Aber wann und wie würde er reagieren?
Der neue Tag brachte neue, vielfältige Vergnügungen. Der König zeigte sich nicht. Er arbeitete.
Angélique wurde hofiert. Dass sie und der König sich am gestrigen Abend absentiert hatten, war nicht unbemerkt geblieben und allgemein als bedeutungsvoll empfunden worden. Madame de Montespan hatte Versailles verlassen, um ihre Wut zu verbergen. Über der Angst vor einer noch unmittelbareren Gefahr vergaß Angélique die Gefahren, die ihr von Seiten ihrer Rivalin drohten. Was sollte aus Florimond, aus Charles-Henri werden, wenn der König ihr seine Gunst entzog?
Sie ließ sich dazu bestimmen, an einem Spieltisch Platz zu nehmen, und verlor innerhalb einer Stunde tausend Pistolen. Dieses Missgeschick schien ihr beispielhaft für die schwierige Lage, in die sie sich gebracht hatte. Durch die Zurückweisung der Liebe des Königs hatte sie alle ihre Trümpfe aus der Hand gegeben. Tausend Pistolen…! Das hatte sie von der dummen Gewohnheit, mit dem Würfelbecher in der Hand zu leben. Sie hatte im Grunde nichts für das Spiel übrig, aber es verging kein Tag bei Hofe, an dem sie nicht gezwungen wurde, an einer Partie teilzunehmen.
Dass dieses Leben hier nun zu Ende war, dass sie Versailles würde verlassen müssen, davon war sie überzeugt.
An einem Fenster der großen Galerie stehend, entsann sie sich jenes ersten Morgens, da sie neben Barcarole den Park von Versailles hatte erwachen sehen, dessen Königin sie hätte sein können – Versailles und seine Wasserspiele, seine Alleen, seine Hagebuchengänge, sein Volk von Statuen und seine Lustwäldchen, die Stätten köstlicher Feste. Dort drüben, am Ende der Königsallee, vom Horizont sich abhebend, schienen die Masten und Segel der kleinen Flottille inmitten der Felder und Wälder der Ile-de-France zur Reise nach fernen, märchenhaften Gestaden zu locken…
Bontemps traf sie traumverloren an. Er flüsterte ihr zu, der König wünsche sie zu sprechen und erwarte sie.
Die Stunde hatte geschlagen.
Der König war ruhig wie gewöhnlich. Nichts in seinem Gesicht verriet die Erregung, die ihn erfasste, als er Angélique den Raum betreten sah. Gleichwohl wusste er, dass der Ausgang der Partie, die sie nun spielen würden, unendlich bedeutsam für ihn war. Nie hatte er einen Sieg so heiß ersehnt. Und nie war er im voraus seiner Niederlage so sicher gewesen.
»Sie wird sich von mir wenden«, dachte er verzweifelt, »und mein Herz wird unter der Asche verstummen.«
»Madame«, sagte er mit klarer Stimme, nachdem sie sich gesetzt hatte, »Ihr habt gestern verletzende und ungerechte Beschuldigungen gegen mich erhoben. Ich habe einen Teil der Nacht und des heutigen Tages damit verbracht, noch einmal die Akten jenes schon so weit zurückliegenden Prozesses durchzusehen. Manche seiner Einzelheiten waren meinem Gedächtnis entschwunden. Doch nicht die Sache an sich. Wie die meisten Fälle, die ich zu Beginn meiner Regierung bereinigen musste, hat dieser sich tief in mein Gedächtnis eingegraben. Er war eines der Probleme auf meinem Schachbrett, auf dem ich damals eine schwierige Partie spielte, bei der es um meine Krone und um meine Macht ging.«
»Nie hat mein Gatte Eure Krone und Eure Macht bedroht. Einzig der Neid…«
»Fangt nicht wieder an, mir beleidigende Dinge an den Kopf zu werfen«, sagte er sanft, doch in einem Ton, der sie erstarren machte. »Und unterbinden wir sofort jeglichen Streit, indem wir die Tatsachen des Problems feststellen. Ja, ich wiederhole es – Graf Peyrac bedrohte meine Krone und meine Macht, weil er einer der Größten unter meinen Vasallen war. Nun, die Großen waren immer meine schlimmsten Feinde, und sie sind es geblieben. Angélique, Ihr seid nicht dumm. Es gibt keine Leidenschaft, die Eure Vernunft völlig auszulöschen vermöchte. Vergegenwärtigt Euch die damaligen Zustände: das Königreich von inneren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher