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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig
Autoren: Anne Golon
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empfangen hat. Aus purer Willkür und Missgunst das Leben eines Menschen zu ruinieren ist nicht die Art eines wirklichen Souveräns. Wenn ich dergleichen in der Überzeugung tat, dass die Verurteilung eines einzelnen einem erschöpften Volke Leiden ersparen würde, deren es bereits allzu viele erduldet hatte, so war das ein Akt der Klugheit.«
»Wodurch hat mein Gatte je die Ordnung Eures Reiches gefährdet?«
»Allein durch sein Dasein.«
»Allein durch sein Dasein?«
»So hört mich an! Als ich mit fünfzehn Jahren majorenn (volljährig) geworden war, kannte ich zwar die Größe meiner Bürde, vermochte aber meine eigenen Kräfte noch nicht zu ermessen. Ich ermunterte mich, indem ich mir sagte, dass ich kaum mit einem so leidenschaftlichen Wunsch das Rechte zu tun, den Thron errungen und verteidigt hätte, wenn es mir nicht auch bestimmt wäre, die Mittel dazu zu finden. Sie wurden mir gewährt, und ich begann, in meinem Hause Ordnung zu schaffen. Während ich innerhalb weniger Jahre über das Schicksal derjenigen entschied, die so lange das meine verwirrt hatten, nahm der Starrsinn der lange Zeit hindurch mit der Ile-de-France rivalisierenden Provinz Aquitanien meine Aufmerksamkeit immer mehr in Anspruch. Ihr wart damals ihre Königin, meine Liebe. Man rühmte die Wunder von Toulouse und sprach davon, dass Ihr dank Eurer Schönheit im Begriff wäret, eine neue Eleonore von Aquitanien zu werden. Es entging mir nicht, dass diese Provinz eine andere, fast fremdländische Kultur hatte. Durch den Kreuzzug der Albigenser grausam gedemütigt, später lange Zeit englisch und fast völlig dem ketzerischen Glauben anheimgefallen, ertrug sie nur gezwungen die Schutzherrschaft der französischen Krone. Allein sein Titel machte den Grafen von Toulouse zu einem gefährlichen Lehnsmann. Und was für ein Mann war es überdies, der ihn trug! Intelligent, von exzentrischem und verführerischem Wesen, begütert, einflussreich und gelehrt. Ich sah ihn, und die Unruhe wich nicht mehr von mir. Ja, er war reicher als ich, und das konnte ich nicht dulden, denn in unserem Jahrhundert hängt die Macht vom Gelde ab, und früher oder später hätte sich diese Macht zwangsläufig mit der meinen gemessen. Von da an hatte ich nur noch ein Ziel im Auge: diese Kraft zu brechen, die da in meinem Lande einen zweiten Staat und womöglich bald ein zweites Königreich schuf. Glaubt mir, wenn ich Euch versichere, dass ich nicht den Menschen angreifen, sondern nur die Vorrechte des Grafen mindern, seine Macht zerstückeln wollte. Doch bei näherem Betrachten entdeckte ich eine schwache Stelle in der Existenz des Grafen Peyrac, die es mir erlaubte, einen andern mit der heiklen Aufgabe zu betrauen, die dem König, dem Wächter des Thrones, obliegt. Euer Gatte hatte einen Feind. Ich habe nie in Erfahrung bringen können, weshalb, aber Fouquet, mein Oberintendant Fouquet, hatte gleichfalls seinen Untergang beschlossen.«
Angélique hörte mit verkrampften Händen zu. Ein zweites Mal erlebte sie im Geiste jenes Geschehen, das ihrem leuchtenden Glück ein jähes Ende bereitet hatte. Sie war nahe daran, dem König den Grund von Fouquets Hass zu erklären – doch wozu! Durch Reden wurde das Zerstörte nicht wieder lebendig. Sie schüttelte mehrmals den Kopf. Ihre Schläfen waren feucht.
»Ich tue Euch weh, Liebste!« sagte der König leise. Er schwieg, niedergedrückt von der Last des Schicksals, das sie erst zu Feinden gemacht hatte, um sie dann bis zum Rande der Leidenschaft zusammenzuführen.
Er stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Da überließ ich die Sache Fouquet«, fuhr er fort. »Ich war sicher, dass sie gut geführt werden würde, und ich hatte recht. Dieser geriebene Bursche verstand es, sich den Urteilsspruch des Erzbischofs von Toulouse zunutze zu machen. Ich muss gestehen, dass ich seine Methoden mit Interesse beobachtete. Auch er besaß Geld und Einfluss. Auch er war nicht weit davon entfernt, sich für den Herrn des Landes zu halten. Geduld! Auch er würde an die Reihe kommen, und es war mir nicht unlieb, dass er zuvor meine Feinde durch das gleiche indirekte Verfahren ausschaltete, das ich später ihm gegenüber anwenden wollte. Als ich jetzt die Prozessakten noch einmal durchlas, begriff ich, wohin Eure Entrüstung zielte. Ihr spracht von einer Ermordung eines der Entlastungszeugen, des Paters Kircher. Leider hat es damit seine Richtigkeit. Alles lag in den Händen Fouquets und seiner Agenten. Er ließ den Pater Kircher ermorden, der vielleicht
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