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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig
Autoren: Anne Golon
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tief in bittere Gedanken, dass sie das Nahen einer kleinen Reitergruppe nicht bemerkte.
»Da kommen Leute«, sagte Flipot mit gedämpfter Stimme. In der Stille war das Hufklappern der im Schritt näherkommenden Pferde nun deutlich zu hören. Dann flüsterte Mademoiselle de Parajonc: »Herr des Himmels, das sind Räuber! Wir sind verloren!«
Im Dämmerlicht des Hohlwegs machten die Ankömmlinge tatsächlich keinen vertrauenerweckenden Eindruck. Es waren große, braungebrannte, dunkeläugige Männer mit schwarzen Schnurrbärten und kleinen Kinnbärtchen, die allmählich außer Mode kamen und denen in der Ile-de-France zu begegnen man nicht mehr gewohnt war. Sie waren in eine Art Uniform von verschossenem Blau mit schadhaften Stickereien gekleidet. Die Federn ihrer verwaschenen Filzhüte waren dürftig. Immerhin trugen fast alle Degen, an der Spitze hielten zwei Burschen reich verzierte, wenn auch zerschlissene und durchlöcherte Banner. Banner, die ganz zweifellos den heißen Wind der Schlachten kennengelernt hatten. Ein paar Trabanten, die zu Fuß gingen und Piken und Musketen trugen, zogen teilnahmslos an der umgestürzten Kutsche vorbei.
Doch der erste Reiter, offenbar der Anführer, verhielt vor der Gruppe, die die beiden Frauen und ihre Bediensteten bildeten.
»Sapperment, ihr schönen Frauenzimmer, der Gott Merkur, der die Reisenden beschützt, scheint euch schmählich im Stich gelassen zu haben.«
Im Gegensatz zu seinen Genossen wirkte er einigermaßen wohlgenährt. Doch die schlotternden Falten seines Rocks bewiesen, dass er früher einmal noch weit fülliger gewesen sein musste. Als er seinen Hut lüftete, zeigte sich ein lustiges, sonnengebräuntes Gesicht. Der singende Tonfall seiner Stimme schaltete jeden Zweifel an seiner Herkunft aus.
Angélique lächelte ihm freundlich zu und erwiderte im gleichen Ton:
»Monseigneur, Ihr seid Gaskogner! Hab’ ich nicht recht?«
»Man kann Euch nichts verheimlichen, o schönste der Gottheiten dieses Waldes! Womit können wir uns Euch nützlich erweisen?«
Er beugte sich ein wenig zu ihr herab, um sie zu betrachten, und dabei war ihr, als zucke er zusammen. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie diesem Manne irgendwo schon einmal begegnet war. Aber wo? Sie wollte später darüber nachdenken. Ganz von ihrem gegenwärtigen Problem erfüllt, sagte sie in lebhaftem Ton:
»Monsieur, Ihr könntet uns einen ganz großen Gefallen erweisen. Wir wollten zur Jagd des Königs stoßen, aber wir hatten einen Unfall. Es ist nicht möglich, diese alte Kutsche sofort wieder in Ordnung zu bringen. Aber wenn einige von Euch meine Begleiterin und mich sowie die Zofe hinten aufsitzen ließen und uns zum Ochsenkreuz bringen würden, wären wir Euch sehr verpflichtet.«
»Zum Ochsenkreuz? Dorthin wollen wir selber. Potztausend, das trifft sich gut!«
Die Reiter, die die drei Frauen auf ihre Pferde gehoben hatten, brauchten bis zum Sammelplatz nicht mehr als eine Viertelstunde. In der Lichtung zu Füßen des Hügels von Fausse-Repose drängten sich die Equipagen und Pferde. Kutscher und Lakaien verkürzten sich die Wartezeit bis zur Rückkehr ihrer Herren durch Würfelspiele, oder sie tranken im bescheidenen Waldwirtshaus, das noch nie so gute Geschäfte gemacht hatte.
Angélique entdeckte ihren Stallknecht im Schatten eines Vordachs. Sie sprang ab und rief: »Janicou, bringt mir Ceres!«
Der Mann lief zu den Ställen. Ein paar Sekunden später saß Angélique im Sattel. Sie lenkte das Tier langsam aus dem Gewühl, dann gab sie ihm die Sporen und jagte dem Walde zu. Ceres war ein edles, rassiges Tier von leuchtender goldbrauner Farbe, die ihm den Namen der Göttin des Sommers eingebracht hatte. Angélique liebte es um seiner ungewöhnlichen Schönheit willen. Vom Pfad weg trieb sie es ins Unterholz, um auf den Gipfel eines Hügels zu gelangen. Die Stute glitt auf dem dicken Laubteppich aus, fing sich jedoch sofort wieder und erklomm rasch den Abhang. Auch auf der runden Hügelkuppe versperrten die Baumkronen die Aussicht. Angélique konnte nichts erkennen. Sie lauschte. Das ferne Gebell der Meute drang aus östlicher Richtung zu ihr, danach der Ruf eines Horns, den andere im Chor aufnahmen. Die Jagd war noch in vollem Gange. Sie berührte den Hals des Pferdes mit der Gerte und beugte sich vor. »Komm, Ceres, wir müssen uns sputen. Vielleicht gelingt es uns noch, unsere Ehre zu retten.«
    Von neuem versetzte sie das Tier in Galopp und folgte dem Hügelkamm, schlängelte sich zwischen knorrigen
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