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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges
Autoren: Anne Golon
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Karren waren zwei Geiger und ein Flötenspieler gestiegen. Ohne lange zu fragen, ließen sie sich in einer Ecke des Schlosshofs nieder und begannen entschlossen, ein Ständchen zu spielen.
    Marie-Agnès klammerte sich an den Arm ihrer älteren Schwester.
    »Komm schon, Angélique!«, rief sie ihr mit schriller Stimme ins Ohr. »Komm mit nach oben in dein Zimmer, es ist so wundervoll …«
    Angélique ließ sich von ihr mitziehen.
    In den großen Raum, den sie so lange mit Hortense und Madelon geteilt hatte, waren riesige Truhen aus Eisen und gekochtem Leder gebracht worden. Diener und Mägde hatten sie geöffnet und breiteten ihren Inhalt auf dem Fußboden und ein paar wackligen Sesseln aus. Auf dem riesigen Bett erblickte Angélique ein Kleid aus grünem Taft, das genau die gleiche Farbe hatte wie ihre Augen. Das mit Fischbein versteifte Mieder war mit einer herrlich zarten Spitze verziert, und der Brusteinsatz war über und über mit zu Blüten zusammengefügten Diamanten und Smaragden bestickt. Das gleiche Blütenmuster setzte sich auch auf dem bestickten Samt des tiefschwarzen
Manteaus fort. Diamantspangen hielten ihn zu beiden Seiten des Rocks zurück.
    »Das ist Euer Hochzeitskleid«, erklärte der Marquis d’Andijos, der den beiden jungen Mädchen gefolgt war. »Der Graf de Peyrac hat eigens Stoffe aus Lyon kommen lassen und darunter lange nach einer Farbe gesucht, die zu Euren Augen passt.«
    »Aber er hat sie doch noch nie gesehen«, widersprach sie.
    »Monsieur Molines hat sie ihm genau beschrieben. Stellt Euch das Meer vor, hat er gesagt, wie man es vom Ufer aus sieht, wenn die Sonne bis zum Sand in seine Tiefen hinabtaucht.«
    »Dieser Teufelskerl!«, rief der Baron. »Ihr wollt mir doch wohl nicht einreden, dass er so poetisch sein kann! Ich vermute eher, Marquis, dass Ihr ein wenig zur Wahrheit hinzudichtet, um das Lächeln in den Augen einer jungen Braut zu sehen, die sich durch eine solche Aufmerksamkeit ihres Gemahls geschmeichelt fühlt.«
    »Und das hier! Und das hier! Sieh nur, Angélique!«, rief Marie-Agnès immer wieder, und ihr schmales kluges Gesicht strahlte vor Aufregung.
    Zusammen mit ihren beiden jüngeren Brüdern Albert und Jean-Marie griff sie nach zarten Wäschestücken und öffnete Schachteln, in denen bunte Bänder und Spitzenbesätze oder Fächer aus Pergament und Federn schlummerten. Sie entdeckten ein entzückendes, mit grünem Samt bezogenes und mit weißem Damast ausgekleidetes Reisenecessaire mit Beschlägen aus vergoldetem Silber. Es enthielt zwei Bürsten, ein goldenes Etui mit drei Kämmen, zwei kleine italienische Spiegel, ein kleines Kissen für die Haarnadeln, zwei Hauben und ein Nachtkleid aus feinstem Leinen, einen elfenbeinernen Kerzenhalter und einen grünen Satinbeutel mit sechs Kerzen aus blütenweißem Wachs. Außerdem gab es noch weitere schlichtere, aber ausgesprochen elegante Kleider, Handschuhe, Gürtel, eine
kleine goldene Uhr und eine Vielzahl von Dingen, von denen sich Angélique nicht einmal vorstellen konnte, wozu sie dienen mochten, wie etwa ein Perlmuttdöschen, in dem auf gummiertem Taft eine Auswahl an Schönheitspflästerchen aus schwarzem Samt klebten.
    »Es gehört zum guten Ton«, erklärte der Graf de Carbon, »diesen kleinen Leberfleck irgendwo in Eurem Gesicht anzubringen.«
    »Mein Teint ist nicht blass genug, dass es nötig wäre, ihn hervorzuheben«, antwortete sie und verschloss die Dose wieder.
    Überglücklich schwankte sie zwischen kindlicher Freude und dem Entzücken einer jungen Frau mit einem instinktiven Sinn für Schmuck und ihre eigene Schönheit.
    »Und sträubt sich Euer Teint auch gegen den Glanz dieses Schmucks?«, wollte der Marquis d’Andijos wissen.
    Er öffnete ein flaches Schmuckkästchen, und in dem Zimmer, in dem sich Dienerinnen, Lakaien und Stallknechte drängten, erschallte ein allgemeiner Aufschrei, gefolgt von bewunderndem Gemurmel.
    Auf dem weißen Satin funkelte eine dreifache Perlenreihe in reinstem, leicht golden schimmerndem Glanz. Nichts konnte für eine junge Braut besser geeignet sein. Ohrringe vervollständigten das Ensemble, zusammen mit zwei Reihen kleinerer Perlen, die Angélique zunächst für Armbänder hielt.
    »Das ist ein Haarschmuck«, erklärte der Marquis d’Andijos, der sich trotz seiner Leibesfülle und seines soldatischen Auftretens bestens mit allen Feinheiten der Eleganz auszukennen schien. »Damit steckt Ihr Euer Haar hoch. Allerdings muss ich bekennen, dass ich Euch nicht genau sagen
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