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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges
Autoren: Anne Golon
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könnte, wie das gehen soll.«
    »Ich werde Euch frisieren, Madame«, mischte sich da eine große, kräftig gebaute Dienerin ein und trat näher.

    Obwohl sie jünger war als Fantine Lozier, ähnelte sie der Amme auf eigenartige Weise. Das gleiche sarazenische Feuer lange zurückliegender Invasionen hatte ihnen die Haut verbrannt. Und beide musterten einander bereits feindselig aus den gleichen dunklen Augen.
    »Das ist Marguerite, die Milchschwester des Grafen de Peyrac. Sie hat bei hohen Damen von Toulouse in Diensten gestanden und ihre Herrschaften für eine längere Zeit nach Paris begleitet. Sie wird von jetzt an Eure Kammerfrau sein.«
    Geschickt hob die Dienerin Angéliques schweres goldbraunes Haar hoch und fing es in dem Perlenflechtwerk ein. Dann löste sie mit unerbittlicher Hand die kleinen bescheidenen Steine von ihren Ohren, die der Baron seiner Tochter zur Erstkommunion geschenkt hatte, und befestigte stattdessen die prunkvollen Juwelen. Schließlich war die Perlenkette an der Reihe.
    »Ah! Jetzt müsste nur noch der Busen weiter entblößt sein«, rief der kleine Baron Cerbalaud, dessen schwarze, wie Waldbrombeeren nach einem Regenschauer glänzende Augen die anmutigen Rundungen des jungen Mädchens zu erahnen suchten.
    Ungeniert verpasste ihm der Marquis d’Andijos mit seinem Stock einen Schlag auf den Kopf.
    »Ein wenig Anstand, Baron!«
    Ein Page stürzte mit einem Spiegel herbei, und Angélique erblickte sich in ihrem neuen Glanz. Alles an ihr schien zu funkeln, bis hin zu ihrer glatten, lediglich an den Schläfen ein wenig rosig angehauchten Haut. Eine plötzliche Freude erfasste sie und stieg hinauf zu ihren Lippen, die sich zu einem charmanten Lächeln öffneten.
    Ich bin schön, dachte sie. Doch im gleichen Augenblick verschwamm erneut alles vor ihren Augen, und aus den Tiefen des Spiegels glaubte sie das schreckliche Hohngelächter zu hören:
»Er hinkt! Er hinkt! Und ist hässlicher als der Teufel! Haha! Was für ein schöner Gemahl, Mademoiselle de Sancé!«
     
    Die Trauung durch Prokuration sollte drei Tage später stattfinden. Nach einer schlichten abendlichen Segnung in der Schlosskapelle würde ein großes Bankett zu Ehren der Jungvermählten abgehalten werden, zu dem Verwandte, die Honoratioren des Ortes, die benachbarten Schlossherren sowie von weiter her angereiste Gäste geladen waren.
    Aber schon jetzt begann man in der gesamten Umgebung zu feiern. Die Festlichkeiten sollten mehrere Tage andauern und würden sich unweigerlich bis weit nach der Abreise der Braut hinziehen. In Monteloup würden Böller und Feuerwerkskörper gezündet werden. Von den Schlossmauern bis hin zu den ersten Weiden wurden Tische aufgestellt. Darauf standen Krüge mit Trauben- und Apfelwein und alle Arten von Fleisch und Obst, an denen sich die Bauern nacheinander gütlich taten, während sie sich an den Gascognern und Toulousern erfreuten, deren Tamburine, Lauten, Geigen und Nachtigallenstimmen die Dorfmusikanten mit ihren Drehleiern und Schalmeien verspotteten. Doch diese ließen sich dadurch nicht davon abhalten, an verschiedenen Straßenkreuzungen ihre Podeste aufzubauen, zu denen die Tänzer strömten, um wie entfesselt Reigen und Bourrée zu tanzen.
     
    Am letzten Abend vor der Abreise der Braut in das ferne Languedoc wurde im Schlosshof das Festmahl für die Honoratioren und die Schlossherren der Umgebung abgehalten. Auch Monsieur Molines kam mit seiner Frau und seiner Tochter.
    In dem großen Zimmer, in dem sie so oft nachts dem Quietschen der Wetterfahnen des alten Schlosses gelauscht hatte, wartete Angélique auf die Amme, die ihr dabei helfen sollte, sich für die Zeremonie fertig anzukleiden.

    Man hatte einen großen Spiegel heraufgeschleppt, in dem sie sich ganz sehen konnte.
    »Solche Spiegel findet man nur in den Gemächern eines Königs!«, hatte der Baron ehrfürchtig gemurmelt.
    Der Tag neigte sich dem Ende zu, und ein kupferfarbenes Leuchten kündigte den nahen Abend an. Ausgiebig hatte die Amme liebevoll ihr herrliches Haar gebürstet. »Wunderschönes Haar!«, hatten alle immer wieder voller Bewunderung gesagt.
    Angélique packte es mit beiden Händen, hob es hoch und bauschte es, bis es ihren Kopf wie ein Heiligenschein umspielte, dessen Licht auch auf ihr Gesicht ausstrahlte. Ihre Züge erschienen ihr wie ein Gemälde, das in sakralem Halbdunkel der Bewunderung der Massen dargeboten wurde.
    Es war dieses Gesicht, das Nicolas vor einigen Tagen auf dem schmalen Waldweg voller
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