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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges
Autoren: Anne Golon
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kann. Ich bin wie etwas, das nicht an seinem Platz ist und immer ziellos umherwandern wird, ohne ihn zu finden. Mein einziger Platz warst du. Als du zurückgekommen bist, konnte ich es kaum erwarten, herauszufinden, ob du immer noch mir gehörtest oder ob ich dich verloren hatte. Ja, ich bin dreist und unverschämt. Ja, wenn du gewollt hättest, hätte ich dich genommen, hier auf dem Moos in diesem Wäldchen, das nur uns beiden gehört, genau wie früher!«, rief er.

    Die Vögel im Laub waren vor Schreck verstummt.
    »Das ist doch Unsinn, mein armer Nicolas«, sagte Angélique zärtlich.
    »Rede nicht so mit mir«, entgegnete der junge Mann und erbleichte unter seiner Bräune.
    Sie schüttelte ihr langes Haar, das ihr immer noch offen über die Schultern fiel, und verspürte einen leichten Zorn.
    »Wie soll ich denn sonst mit dir reden?«, fragte sie. »Ob ich will oder nicht, ich bin nicht mehr frei, die galanten Worte eines Hirten anzuhören. Ich muss bald den Grafen de Peyrac heiraten.«
    »Den Grafen de Peyrac!«, wiederholte Nicolas wie vor den Kopf geschlagen.
    Er trat ein paar Schritte zurück und musterte sie schweigend.
    »Dann stimmt es also, was man sich erzählt?«, flüsterte er. »Den Grafen de Peyrac. Ihr...! Ihr! Ihr werdet wirklich diesen Mann heiraten?«
    »Ja.«
    Sie wollte ihn nicht fragen. Sie hatte Ja gesagt, das genügte. Sie würde auch weiterhin blindlings Ja sagen, bis zum Schluss.
    Sie ging den schmalen Pfad zurück zur Straße, und ihre Reitgerte hieb nervös die zarten Triebe entlang des Weges ab.
    Das Pferd und das Maultier weideten einträchtig nebeneinander am Waldrand. Nicolas band sie los. Mit gesenktem Blick half er Angélique in den Sattel. Doch unvermittelt griff sie nach seiner rauen Hand.
    »Sag, Nicolas, kennst du ihn?«
    Er sah zu ihr auf, und sie bemerkte ein höhnisches Funkeln in seinen Augen.
    »Ja, ich habe ihn gesehen. Er ist öfter hier gewesen. Dieser Mann ist so hässlich, dass die Mädchen die Flucht ergreifen, wenn er auf seinem schwarzen Pferd vorbeireitet. Er hinkt wie
der Leibhaftige, und er ist genauso böse... Es heißt, in seinem Schloss in Toulouse lockt er die Frauen mit Liebestränken und seltsamen Liedern. Diejenigen, die ihm folgen, sieht man nie wieder, oder sie werden verrückt. Ha! Ha! Was für ein schöner Gemahl, Mademoiselle de Sancé!«
    »Er hinkt?«, wiederholte Angélique, deren Hände eiskalt wurden.
    »Ja, ein Hinkefuß! Hinkefuß! Fragt, wen Ihr wollt, alle werden Euch antworten: Das ist der Große Hinkefuß aus dem Languedoc.«
    Er begann zu lachen und ging zu seinem Maultier hinüber, wobei er ein starkes Hinken nachahmte.
    Angélique peitschte ihr Pferd und trieb es ungestüm voran. Durch die Weißdornbüsche hindurch floh sie vor der hämischen Stimme, die ihr unerbittlich nachrief: »Er hinkt! Er hinkt …«
     
    Als sie den Schlosshof von Monteloup erreichte, überquerte unmittelbar hinter ihr ein weiterer Reiter die alte Zugbrücke. An seinem schweißüberströmten, staubbedeckten Gesicht und der lederverstärkten Kniehose erkannte man gleich, dass es sich um einen Boten handelte.
    Zunächst verstand niemand, was er wollte, denn sein Akzent war so eigenartig, dass es eine ganze Weile dauerte, ehe sie erkannten, dass er Französisch sprach. Als Monsieur de Sancé eilig herbeigelaufen kam, überreichte er ihm einen Brief, den er aus seiner kleinen eisernen Büchse zog.
    »Mein Gott, Monsieur d’Andijos trifft morgen ein«, rief der Baron aufgeregt.
    »Wer ist denn das nun schon wieder?«, fragte Angélique.
    »Das ist ein Freund des Grafen. Monsieur d’Andijos heiratet dich...«
    »Was, der auch?«

    »... durch Prokuration, Angélique. Lass mich doch meine Sätze zu Ende bringen, Kind. Potz Sapperment, wie dein Großvater zu sagen pflegte, ich frage mich, was diese Nonnen dir beigebracht haben, wenn sie dich nicht einmal den Respekt gelehrt haben, den du deinem Vater schuldest. Graf de Peyrac schickt seinen besten Freund, um ihn bei der ersten Hochzeitszeremonie hier in der Kapelle von Monteloup zu vertreten. Die zweite Segnung werdet ihr in Toulouse erhalten. Aber an der kann deine Familie leider nicht teilnehmen. Der Marquis d’Andijos wird dich auf deiner Reise ins Languedoc begleiten. Diese Leute aus dem Süden verlieren keine Zeit. Ich wusste, dass sie unterwegs waren, aber so schnell hätte ich sie nicht erwartet.«
    »Ich sehe schon, es war höchste Zeit, dass ich einwillige«, murmelte Angélique verbittert.
     
    Am
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