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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges
Autoren: Anne Golon
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friedlich, doch die Amme, die so viele Dinge vorausahnte, »roch« die Räuber in der Hitze dieses schwülen Sommers. Man sah sie das Gesicht nach Norden wenden, zur
Straße hin, als trüge der staubige Wind ihren Geruch heran. Ihr genügten schon wenige Hinweise, um zu erkennen, was in der Ferne vor sich ging, nicht nur im weiteren Umland, sondern in der ganzen Provinz und bis hin nach Paris.
    Wie üblich konnte Fantine Lozier, nachdem sie bei dem Kolporteur aus der Auvergne ein wenig Wachs und ein paar Bänder erstanden hatte, dem Baron die wichtigsten Neuigkeiten über den Lauf der Dinge im Königreich berichten. Eine neue Steuer sollte erhoben werden, in Flandern tobte eine Schlacht, die Königinmutter wusste nicht mehr, was sie sich noch ausdenken sollte, um Geld zu beschaffen und die gierigen Prinzen zufriedenzustellen. Sie selbst fühlte sich nicht wohl, und der König mit den blonden Locken trug zu kurze Hosen, genau wie sein jüngerer Bruder, der der Kleine Monsieur genannt wurde, weil ›Monsieur‹, sein Onkel Gaston d’Orléans, der Bruder von König Ludwig XIII., noch lebte. 1 Unterdessen häuft Kardinal Mazarin italienischen Nippes und Gemälde an. Die Königin liebt ihn. Das Pariser Parlament 2 ist nicht zufrieden. Es lauscht dem Schrei der armen Landbevölkerung, die unter der Last der Kriege und Steuern zusammenbricht. In ihren Karossen und ihren prächtigen hermelinbesetzten Gewändern fahren die Herren aus dem Parlament in den Louvre, wo der kleine König lebt und, eingerahmt vom schwarzen Kleid seiner spanischen Mutter und der roten Robe des italienischen Kardinals, bald sein zehntes Lebensjahr vollenden wird.
    Die Richter führen ihnen vor Augen, dass das einfache Volk nicht mehr bezahlen kann, dass die Bürger keinen Handel mehr treiben können, dass die Menschen es leid sind, auf jeden noch so geringen Besitz Steuern entrichten zu müssen. Sollen sie etwa bald noch für den Napf bezahlen, aus dem sie essen?
    Die Königinmutter lässt sich nicht erweichen. Monsieur Mazarin genauso wenig.
    Sie wissen, was die Mitglieder des Parlaments dazu bringt,
sich so pedantisch über die Not des Volkes zu ereifern. Es sind die neuen Erlasse, die für vier Jahre die Bezüge aller Richter streichen. Bezüge, die eher einer Rente ähneln, welche ihnen allein dafür ausgezahlt wird, dass sie zusammenkommen und ihre viereckigen Barette aufsetzen.
    Mit klangvoller, wenn auch ein wenig zögernder Stimme hält der kleine König all diesen ernsten Herren die auswendig gelernte Lektion entgegen, dass das Geld für die Armeen benötigt werde, für den Frieden, der unterzeichnet werden soll … Opfer sind unumgänglich. Eine neue Steuer wird erhoben. Die Steuerkontrolleure werden ihre Eintreiber aussenden. Die Eintreiber werden drohen, die guten Leute werden flehen, weinen, zu ihren Sensen greifen, um die Steuerboten und Steuereinnehmer zu töten, und sie werden auf die Straßen hinausziehen, um sich den führerlosen Soldaten anzuschließen. Die Räuber werden kommen...
    Wenn man die Amme reden hörte, konnte man kaum glauben, dass dieser einfache Hausierer ihr so viel erzählt haben sollte. Man bezichtigte sie einer blühenden Fantasie, doch in Wirklichkeit verfügte sie über die Gabe der Voraussicht. Ein Wort, ein Schatten, der Besuch eines allzu dreisten Bettlers oder eines besorgten Händlers wies ihr den Weg zur Wahrheit.
    »Fantine, können wir denn nicht wenigstens ein Jahr ohne die ständige Angst vor Katastrophen leben …?«, protestierte Baron Armand.
    Die Amme verteidigte sich. Und tatsächlich gelangten über den Kolporteur sogar gute Nachrichten ins Schloss.
    Kardinal Julio de Mazarin verließ Paris und sein rebellierendes Parlament und reiste auf die andere Seite des Rheins in eine Region mit Namen Westfalen, um dort das Ende des Dreißigjährigen Krieges zu besiegeln.

    Unter dem Dach des Schlosses poliert der alte Lützen seinen Helm, spürt jedem Rostfleck auf seiner eisernen Pike nach.
    Alle Kriege haben fürchterliche Seiten.
    Derjenige, der nun enden wird, dieser Begleiter seines bisherigen Lebens, war die schrecklichste Harpyie von allen. Lützen kann es bezeugen. Mit gelegentlich aufleuchtenden Lichtblicken wie in allen Kriegen.
    So wie im Dunst das blonde Haar des verirrten Königs aus dem Norden aufleuchtete.
    An diesem Tag lag dichter Nebel über dem Schlachtfeld von Lützen, irgendwo in Sachsen. Auf seinem riesigen schweren Schlachtross war Gustav Adolf, König von Schweden, aufgetaucht,
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