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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs
Autoren: A Golon
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Palästina an die Küste der Provence gelangt. Die ersten Christen dieser Gegend hatten ihm eine Heimat in der reichen antiken Stadt Colonia Julia Apta gegeben, deren weiße römische Monumente immer noch unter dem strahlend blauen Himmel aufragten.
    Und seit dieser Zeit gab es kein der heiligen Anna geweihtes
Heiligtum auf der ganzen Welt, das sich nicht nach Apt gewandt hätte, um ein Stück von der notwendigen geweihten Reliquie zu erhalten.
    Vor ihrer heiligen Namenspatronin versenkte sich Anna von Österreich mit dem Gefühl ins Gebet, eine Freundin oder Mutter wiedergefunden zu haben.
    Es hieß, Anna, deren Vorname auf Hebräisch angeblich die Anmutige bedeutete, sei eine Frau von allseits gerühmter Schönheit und voller Leben gewesen, und sie hatte das gleiche Schicksal durchlitten wie sie selbst. Nachdem sie lange Jahre mit Joachim, einem tugendhaften und respektvollen Schäfer, verheiratet gewesen war, hatte sie, genau wie die Königin, zu ihrem großen Kummer immer noch kein Kind zur Welt gebracht.
    In jenen harten biblischen Zeiten galt Kinderlosigkeit als ein Zeichen dafür, dass ein Paar Gott nicht gefiel. Man hatte Joachim zu verstehen gegeben, dass er im Tempel nicht mehr willkommen sei. Daraufhin war er in die Wüste geflohen, und mehr noch als unter der Verstoßung durch sein Volk litt er unter der Trennung von seiner geliebten Frau.
    Anna von Österreich dachte bei sich, dass die biblischen Zeiten auch nicht härter gewesen seien als jene, die sie in ihrem Jahrhundert erlebt hatte. Auch damals hatte es des Eingreifens der Engel bedurft: »Euer Kind wird ohne Makel gezeugt werden«, hatten sie dem heiligen Joachim und der heiligen Anna verkündet. Und bald darauf war ihre Tochter Maria, die künftige Mutter des Erlösers, geboren worden.
    Apt war eine äußerst reizvolle Stadt. Sie lag inmitten von weltweit beinahe einzigartigen Ockersteinbrüchen, was ihren Ruhm und die landschaftliche Schönheit der Umgebung noch steigerte.
    Der Hof deckte sich dort mit kandiertem Obst ein. Diese von den Obstgärten der Provence inspirierte Kunst war zur Verfeinerung der Tafel der Avignoneser Päpste ersonnen worden,
die von Clemens V. bis zu Gregor XI. allesamt Franzosen und somit von Natur aus Feinschmecker gewesen waren und der Gastlichkeit der römischen Kirche bis dahin kaum bekannte Neuerungen beschert hatten.
     
    Das Friedensabkommen wurde am 23. Januar 1660 in Aix-en-Provence in Kraft gesetzt. Die Würfel waren gefallen.
    Und plötzlich verstand Ludwig.
    Er würde die Infantin heiraten müssen.
    Er würde sein Leben nicht an der Seite der Frau verbringen, die er liebte. Niemals würde er den Rausch einer glücklichen Ehe mit jenem Menschen kennenlernen, der ihm alles bedeutete.
     
    In Aix, wo sich der Hof für eine längere Zeit niederließ, kniete schließlich der Prinz von Condé vor der Frau nieder, die er beharrlich die Regentin nannte. Denn tatsächlich war sie immer noch schön, und er – obwohl inzwischen vierzig Jahre alt – hatte die vergangenen Jahre so sehr in seinem Element, dem Krieg, verbracht, dass er sich kaum älter fühlte als zu Zeiten der Fronde.
    Es war ihm anzusehen, dass es eine Weile dauerte, ehe er in dem groß gewachsenen, hochmütigen jungen Mann, der mit unerschrockenem Blick neben Anna von Österreich stand, den König erkannte, den er einst als Kind verlassen hatte.
    Ludwig hingegen musterte seinen Verwandten, der dafür verantwortlich war, dass sein Königreich nun in Fetzen hing, und der trotzdem in seinen Augen immer im Glanz seiner herausragenden militärischen Fähigkeiten erstrahlen würde. Er konnte nicht umhin, ihn zu bewundern.
     
    Marseille leistete weiter Widerstand. Es war eine stolze Stadt und hatte tausend Gründe, es zu sein.

    Die wegen ihrer Überlegenheit auf den Gebieten der Strategie, des Handels und der Philosophie gefürchteten Griechen hatten sie im sechsten Jahrhundert vor Christus an der Küste der späteren Provence gegründet. Und seit zwei Jahren rebellierten die Einwohner von Marseille gegen die neue Zusammensetzung des Magistrats, die der König ihnen aufgezwungen hatte.
    Am 23. Januar 1660 nahm der Herzog von Mercœur, ein Bourbone, die Stadt ein. Der Magistrat wurde durch einen aus drei Mitgliedern bestehenden Schöffenrat ersetzt, den ein Vertreter des Königs überwachte.
    Im März ließ Ludwig XIV. eine passende Bresche in die Mauern schlagen und zog mit seinem Kriegsbanner in die Stadt ein.
    Beeindruckt von der finsteren Wut, die ihre
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