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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs
Autoren: A Golon
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des Königs von Spanien besiegeln könnte. Für diejenigen französischen Adligen, die berufen waren, Zeugen dieses Ereignisses zu werden, bedeutete die Einladung – fast wie einst die Berufung ins Kriegsheer des Fürsten – ein Zeichen der Anerkennung für ihre Treue und Ergebenheit gegenüber dem König. Joffrey vermutete, er verdanke diese Einladung der Fürsprache seines alten Widersachers, des Erzbischofs von Toulouse, der Kardinal Mazarin an die Grenze begleitet hatte.
    Zur Vorbereitung auf das große Ereignis reisten der Graf und die Gräfin de Peyrac nach Beaucaire, eine Stadt an der Rhône. Joffrey hatte einen berühmten Kaufmann aus Lyon dorthin bestellt, der mit einer regelrechten kleinen Karawane den Fluss herabgekommen war. Die schönsten Stoffe aus der Stadt der Seide waren für die Garderobe der jungen Gräfin verarbeitet worden. Es galt, nicht nur Vorkehrungen für die zahlreichen Zeremonien anlässlich der Hochzeit zu treffen, sondern auch für den triumphalen Einzug des königlichen Paares in seine Hauptstadt.
    Denn Angélique und ihr Gemahl wollten den Hof nach Paris begleiten.
    Angélique fand, zwei prächtige Kutschen, drei Karren und zwei beladene Maultiere seien doch etwas wenig für ihr ganzes Gepäck.
    Aber auch so bildeten sie einen beeindruckenden Trupp.

    Sie verließen Toulouse am frühen Morgen, bevor es zu heiß wurde.
    Natürlich begleitete sie auch Florimond auf die Reise, zusammen mit seiner Amme, seiner Wiegenfrau und dem kleinen Mohrenjungen, der ihn zum Lachen bringen sollte. Er hatte sich zu einem hübschen, gesunden Säugling entwickelt. Zwar war er ein wenig mager, aber mit seinen schwarzen Augen und den schwarzen Locken hatte er das entzückende Gesichtchen eines kleinen spanischen Jesuskinds.
    Die unentbehrliche Marguerite reiste auf einem der Karren, wo sie die Garderobe ihrer Herrin bewachte.
    Kouassi-Ba, für den drei prächtige Livreen angefertigt worden waren, thronte wie ein Großwesir auf einem Pferd, dessen Fell genauso schwarz war wie seine Haut.
    Zu ihrem Tross gehörten außerdem der Haushofmeister Alfonso, vier Musiker, darunter ein junger Violinenspieler namens Giovani, den Angélique besonders gerne mochte, und ein gewisser François Binet, ein Barbier und Perückenmacher, ohne den Joffrey de Peyrac niemals verreiste. Diener, Mägde und Lakaien vervollständigten ihr Gefolge, dem die Dienerschaften von Bernard d’Andijos und Cerbalaud vorauszogen.
    Vor lauter Aufregung über ihre Abreise bemerkte Angélique kaum, dass sie die Vororte von Toulouse hinter sich ließen.
    Als ihre Kutsche auf einer Brücke die Garonne überquerte, stieß sie einen leisen Schrei aus und drückte die Nase an die Scheibe.
    »Was ist denn los, meine Liebste?«, erkundigte sich Joffrey de Peyrac.
    »Ich will noch ein letztes Mal Toulouse sehen«, antwortete Angélique.
    Sie betrachtete die blassrote Stadt, die sich zu beiden Seiten des Ufers erstreckte, die hoch aufragenden Kirchturmspitzen und die strengen durchbrochenen Glockentürme.

    Eine plötzliche Angst erfasste ihr Herz.
    »Oh Toulouse!«, murmelte sie leise. »Oh Palast der Fröhlichen Wissenschaft!«
    Und sie beschlich eine Ahnung, dass sie sie niemals wiedersehen würde.

ZWEITER TEIL
    Saint-Jean-de-Luz

Kapitel 5
    W eh mir! Muss ich in meinem grenzenlosen Schmerz auch noch von lauter hirnlosen Menschen umgeben sein? Wäre ich mir nicht meines Standes bewusst, könnte mich nichts davon abhalten, mich über diese Brüstung zu stürzen, um meinem Leben ein Ende zu bereiten!«
    Diese bitteren, von einer herzzerreißenden Stimme ausgestoßenen Worte lockten Angélique eilends auf den Balkon ihres Zimmers. Dort angekommen, erblickte sie auf einem benachbarten Balkon eine groß gewachsene Frau im Nachtkleid, die ihr Gesicht in einem Taschentuch vergrub.
    Eine Dame näherte sich der schluchzenden Gestalt, doch diese fuchtelte mit den Armen, als seien es Windmühlenflügel, um sie abzuwehren.
    »Lasst mich in Ruhe, Ihr hirnlose Person! Fort mit Euch, sag ich! Dank Eurer Dummheit werde ich niemals rechtzeitig fertig sein. Aber das ist ja ohnehin unwichtig. Ich trage Trauer, ich brauche mich nur in meinen Schmerz zu hüllen. Wen kümmert es, dass ich frisiert bin wie eine Vogelscheuche!«
    Sie zerraufte sich das üppige blonde Haar, was Angélique Gelegenheit gab, ihr tränenüberströmtes Gesicht zu sehen. Es gehörte einer etwa dreißigjährigen Frau mit schönen, wenn auch ein wenig füllig gewordenen, aristokratischen
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