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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs
Autoren: A Golon
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besondere Empfindsamkeit hinter seinen verschlossenen Zügen erahnte, beugten sich die Einwohner von Marseille ihrem Herrscher und schickten sich gleichzeitig an, ihn zu bezaubern und zu verehren, um ihn besser für sich einnehmen zu können.
    Ihre Befestigungen wurden niedergerissen, und man bedachte sie mit einer aus drei Regimentern bestehenden Garnison, die in der in Rekordzeit erbauten Festung Saint-Nicolas stationiert wurde.
     
    Toulon im Februar, Marseille im März, Orange im April. Alle fügten sich.
    Um die gleiche Zeit ließ der spanische König mitteilen, dass er sich nun auf die Reise in die baskischen Provinzen machen werde.
    Und auch in Frankreich war für die Gäste die Zeit gekommen, zur »Grenze« aufzubrechen, nach Saint-Jean-de-Luz, wo der Friedensvertrag unterzeichnet und die Hochzeit des Königs gefeiert werden sollte.

Kapitel 4
    Z uden Geladenen, die sich auf den Weg nach Saint-Jean-de-Luz machten, gehörten auch der Graf und die Gräfin de Peyrac, die einen großen, im Languedoc hoch angesehenen Namen trugen und von ihrem glanzvollen Palast der Fröhlichen Wissenschaft aus die Provinz prägten. Für Angélique bedeutete das Leben im Palast der Fröhlichen Wissenschaft ein ungetrübtes Glück. Manchmal nahm sie ihren kleinen Sohn Florimond auf den Arm, tanzte mit ihm unter den Bäumen im Garten oder durch das Licht eines sonnigen Flecks auf der Terrasse, rief sich die einzelnen Phasen ihrer erstaunlichen Geschichte in Erinnerung und durchlebte noch einmal das Erblühen dieser Liebe zwischen zwei so unterschiedlichen Menschen.
    Angélique stellte sich gerne vor, sie sei die Gefangene des Schlossherrn.
    An Joffreys Seite fühlte sie sich in diesem Palast aus blassroten Ziegeln und hellem Marmor wie auf einer einsamen Insel. Manchmal vergaß sie sogar die Stadt, die sie umgab, die Landschaft ringsum und die ganze Welt, die sich dort draußen weiterdrehte und deren Neuigkeiten unter dem Himmel von Toulouse wie sanfte Wellen an die Mauern eines Heims voller Schönheit und Harmonie plätscherten.
    Gerüchte über die Friedensverhandlungen gelangten auch in den Palast der Fröhlichen Wissenschaft, und manche davon drangen sogar in die süße Stille vor, die Angéliques Leben einhüllte. Als die Rede auf den Widerstand kam, den nicht nur Mazarin, sondern auch die Königin und der König dem Wunsch
von Philipp IV. nach einer Begnadigung des Prinzen von Condé entgegensetzten, spürte Angélique, wie sich bei der Erwähnung dieses Namens erneut eine leise Angst in ihr regte. 2
    Ihr Gemahl hatte sie beruhigt, als ihre Erinnerungen an den Vorfall im Schloss Plessis wiederkamen und sie zu der Gewissheit gelangt war, dass der Prinz von Condé oder sein Mitverschwörer in ihrer unmittelbaren Nähe einen Spion platziert hatte. Joffrey hatte lieber an einen Zufall glauben wollen, wie sie im Leben sehr viel häufiger vorkamen, als man gemeinhin annahm.
    Sollten die Verschwörer tatsächlich einem naiven dreizehnjährigen Mädchen eine solche Bedeutung beigemessen haben? Und selbst wenn es so gewesen war, hatten die weiteren Entwicklungen die Tragweite ihres Komplotts gemildert. Mazarin hatte gewonnen. Gegen die Feinde von einst brauchte er nicht mehr so erbittert vorzugehen wie damals.
    Doch als sie kurz danach aufhörte, Florimond zu stillen, hatte Joffrey wie beiläufig eines Morgens gesagt: »Ich möchte Euch nicht dazu drängen, aber es wäre mir lieb, wenn ich wüsste, dass Ihr das hier jeden Morgen beim Frühstück einnehmt.«
    Er öffnete die Hand, und sie sah eine kleine weiße Pastille.
    »Was ist das?«
    »Gift … in einer winzigen Dosierung.«
    Angélique sah ihn an.
    »Was befürchtet Ihr, Joffrey?«
    »Nichts. Aber es ist eine Gepflogenheit, die mir immer sehr gut bekommen ist. Der Körper gewöhnt sich nach und nach an das Gift.«
    »Glaubt Ihr denn, jemand könnte mich vergiften wollen?«
    »Ich glaube gar nichts, meine Liebe... Ich misstraue lediglich der Wirksamkeit des Einhornhorns 3 .«
     
    Dann war die Einladung zur Hochzeit des Königs eingetroffen und hatte zu einer Vielzahl von Reaktionen geführt. Angélique
erfüllte beim Gedanken an die Entdeckungen und Festlichkeiten, die mit diesem Abenteuer verbunden sein würden, große Freude und Begeisterung. Denn ein Abenteuer war es in vielerlei Hinsicht.
    Den Menschen wurde immer mehr bewusst, wie sehr der Frieden in der Welt vom Zustandekommen dieses Vertrages abhing, den nur die Hochzeit zwischen dem König von Frankreich und der Tochter
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