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Angela Merkel - Ein Irrtum

Angela Merkel - Ein Irrtum

Titel: Angela Merkel - Ein Irrtum
Autoren: Cora Stephan
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ist es ihre »Hausfrauisierung«: Man wolle es weiblich, also anders, also besser machen, hieß es damals, 1983, als die Grünen erstmals in den Bundestag einzogen, den die Frauen in ein Wohnzimmer verwandeln wollten. Man kann sie dafür beglückwünschen, dass sie gerade noch rechtzeitig erkannt haben, dass die Hausfrauisierung der Politik Arbeit bedeutet – und nicht unbedingt »Schöner Wohnen«. Und dass der Bundestag kein gemütliches Wohnzimmer abgibt.
    Denn sie waren nun mal meistens die Ausputzerinnen der Geschichte, die Frauen, deren Stunde schlägt, wenn die Männer nicht mehr können. Sie räumen die Trümmer weg, ordnen die Bilanzen und die Verhältnisse, machen alles schön übersichtlich, bis das männliche Genie wieder Kraft hat, sich in die Bresche zu werfen und zu erschaffen, wo Frau bloß geordnet hat. Wenn Frauen aufsteigen, lautet eine beliebte Chauvi-These, beginnt der Niedergang des Gemeinwesens.
    Die Parteifreunde in der CDU wären deshalb ganz zufrieden gewesen, wenn Angela Merkel sich nach dem Vatermord an Helmut Kohl wieder ins zweite Glied begeben
hätte. Denn auf den weichen Gefühlssprech verstehen sich hierzulande auch die Männer.
    Das sanfte Umspülen bitterer Wahrheiten durch gefühlsechte Betroffenheit war das Markenzeichen des alten Westdeutschland. Das, fand ich, gehörte gründlich gelüftet. Angela Merkel erschien mir einen historischen Moment lang als »das Mädchen mit dem scharfen Schwert«, das mit Plunder und Plüsch, mit Gefühlssprech und Betroffenheitskult Schluss machen würde. Nicht obwohl, sondern weil sie eine Frau war, die das Gefühlslametta, in das sich die Wahrheit zu kleiden hatte, unwürdig finden durfte.
    Gerhard Schröder war da, so muss man rückblickend konstatieren, mutiger. Gerade weil er Sozialdemokrat war, konnte er mit der Agenda 2010 und mit Hartz IV folgenreiche Arbeitsmarktreformen anstoßen, die einen nicht unerheblichen Beitrag dazu geleistet haben, dass die deutsche Wirtschaft heute international so gut dasteht.
    Angela Merkel aber hüllt sich mittlerweile in den kuscheligen Pelz der Menschlichkeit und lädt ans Lagerfeuer, an dem sich alle wärmen können, denen die Fröste der Freiheit zu schaffen machen. 3
    Warum? Weil »die Menschen« die nackte Wahrheit nicht vertragen und ein bisschen Wärme brauchen? Oder weil man damit so schön verdecken kann, wie wenig übrig geblieben ist von den guten Absichten, den großen Zielen und der klaren Ansage von »Angie« Merkel?

    2005 war die Zeit reif für Angela Merkel. Doch hat sie sie genutzt? Oder ist ihre Kanzlerschaft ein weiteres Beispiel dafür, dass noch jede gute Absicht im politischen Getriebe zu Staub zermahlen wird? Ist vielleicht doch das System schuld? Das Wahlrecht? Der Föderalismus? Die Globalisierung? Oder kann sie es einfach nicht?
    Zwischen damals und heute liegen rund fünf Jahre Kanzlerschaft Angela Merkels, vier in einer großen Koalition mit der SPD, eins mit dem Wunschpartner FDP. Fünf Jahre Zeit für die Frau, die alles ändern wollte. Und die, obwohl die Frisur hält, heute wie eine Getriebene wirkt.
    Sie ist die mächtigste Frau der Welt. Gewiss. Und wie weiter?

    Von der Mächtigen zur Einsamen
    In einem Punkt ist Angela Merkel ganz gewiss kein Irrtum. Macht kann sie. Kaltblütig und entschieden. Das unterscheidet sie von vielen Frauen, die den Preis für den Kampf um die Macht nicht zahlen wollen. Und das hat sie mit all den anderen Machtsinnigen gemein: dass hinterher nicht viel übrig bleibt, dem diese Macht zugutekommen könnte, weil man mit dem Machterhalt beschäftigt ist.
    Angela Merkel also machtversessen wie alle anderen?
    Ach, das ist im Reich der Macht ein unsinniger Vorwurf. Eins ist gewiss: Ohne Machtbewusstsein hätte Angela Merkel es nie geschafft, sich in der CDU durchzusetzen. Der war es wahrlich nicht an der Wiege gesungen, dass ein Ostmädel ohne Stallgeruch und Ochsentour, ohne Seilschaften und Netzwerke es bis an ihre Spitze schaffen würde.
    Sicher, in der Parteispendenaffäre und bei der Beseitigung Helmut Kohls hat sie vor allem die Ausputzerin gespielt. Aber ihre nächsten Schritte zur Macht waren ein Hindernislauf über die ausgestreckten Beine ihrer Gegner.
    Der »Andenpakt«, ein Bündnis ihrer innerparteilichen Rivalen, ist heute Asche. Ich gebe zu: Ich sehe das durchaus mit einem gewissen Vergnügen, dass sie die arroganten Schnösel, die in ihr einen Unfall der Geschichte gesehen
haben, Mann für Mann niedergemacht hat. Die Krönung: Mit
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