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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3
Autoren: Alexander Dumas
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Königin schaute ihn erstaunt an.
    Damit will ich sagen, fuhr Gilbert fort, diejenigen seien allein meine Feinde, welche mich hassen; ich aber hasse niemand.
    Weil?
    Weil ich niemand mehr liebe, Madame.
    Sind Sie ehrgeizig, Herr Gilbert?
    Ich habe einen Augenblick gehofft, es zu werden, Madame, und diese Leidenschaft ist in meinem Herzen nicht zur Reife gekommen.
    Es bleibt Ihnen jedoch eine, sprach die Königin mit einer Art von ironischer Feinheit.
    Mir, Madame? Und welche, bei Gott?
    Die ... Vaterlandsliebe.
    Gilbert verbeugte sich.
    Oh! das ist wahr, sprach er, ich bete mein Vaterland an und werde ihm alle Opfer bringen.
    Ach! sagte die Königin mit einem unbeschreiblichen Zauber der Schwermut, es gab eine Zeit, wo ein Franzose diesen Gedanken nie mit den Worten ausgedrückt hätte, deren Sie sich eben bedienten.
    Was will die Königin damit sagen? fragte er.
    Ich will damit sagen, mein Herr, daß es in der Zeit, von der ich rede, unmöglich war, sein Vaterland zu lieben, ohne zugleich seinen König und seine Königin zu lieben.
    Gilbert errötete, verbeugte sich und fühlte in seinemHerzen etwas wie einen Schlag von jener Elektrizität, welche die Königin in ihren verführerischen Vertraulichkeiten von sich ausströmte.
    Madame, erwiderte Gilbert, ich darf mich rühmen, daß ich die Monarchie mehr als irgend jemand liebe.
    Sind wir in einer Zeit, mein Herr, wo es genügt, dies zu sagen, und wäre es nicht besser, es zu thun?
    Madame, entgegnete Gilbert erstaunt, ich bitte Eure Majestät, zu glauben, daß ich alles, was der König oder die Königin befehlen wird ...
    Sie werden es thun, nicht wahr?
    Sicherlich, Madame.
    Damit, daß Sie es thun, werden Sie nur eine Pflicht erfüllt haben, mein Herr, sprach die Königin, die unwillkürlich wieder ein wenig von ihrem gewöhnlichen Stolze annahm.
    Madame...
    Gott, der den Königen die Allmacht gegeben hat, fuhr Marie Antoinette fort, hat sie von der Verbindlichkeit freigesprochen, gegen die, welche nur ihre Pflicht erfüllen, dankbar zu sein.
    Ach! ach! Madame, entgegnete Gilbert, die Zeit naht heran, wo Ihre Diener mehr als Ihre Dankbarkeit verdienen werden, wenn sie nur ihre Pflicht thun wollen.
    Was meinen Sie damit, mein Herr?
    Ich meine, Madame, daß Sie in diesen Tagen der Unordnung und der Zerstörung vergebens da Freunde suchen werden, wo sie Diener zu finden gewohnt sind. Bitten Sie Gott, Madame, er möge Ihnen andre Diener, andre Stützen, andre Freunde schicken, als die, welche Sie haben.
    Kennen Sie solche?
    Ja, Madame.
    So bezeichnen Sie mir sie.
    Madame, ich, der ich mit Ihnen spreche, war gestern Ihr Feind.
    Mein Feind, und warum dies?
    Weil Sie mich einsperren ließen. -- Heute, Madame, bin ich Ihr Diener.
    Und der Endzweck, warum Sie mein Diener geworden sind? Es liegt nicht in Ihrer Natur, mein Herr, so schnell Meinungen, Glauben oder Neigungen zu wechseln. Sie sind ein tiefer Mann in den Erinnerungen, Herr Gilbert, Sie wissen Ihre Rache fortdauern zu lassen. Auf! nennen Sie mir den Endzweck Ihrer Veränderung.
    Madame, Sie haben mir soeben vorgeworfen, ich liebe mein Vaterland zu sehr.
    Man liebt es nie zu sehr, mein Herr; es handelt sich nur darum, zu wissen, wie man es liebt. Ich, ich liebe mein Vaterland. (Gilbert lächelte.) Oh! keine falsche Auslegung, mein Herr; mein Vaterland ist Frankreich, ich habe es adoptiert. Eine Deutsche durch das Blut, bin ich Französin durch das Herz. Ich liebe Frankreich; doch ich liebe es durch den König. Und Sie? Nicht wahr, bei Ihnen ist es nicht dasselbe? Sie lieben Frankreich einzig und allein Frankreichs wegen.
    Madame, antwortete Gilbert, ich würde der Achtung gegen Eure Majestät ermangeln, wenn ich der Freimütigkeit ermangelte.
    Oh! rief die Königin, abscheuliche, gräßliche Zeit, wo alle Leute, die redlich zu sein behaupten, zwei Dinge von einander trennen, die sich niemals trennen lassen, zwei Prinzipien, die immer miteinander gegangen sind: Frankreich und sein König. Doch haben Sie nicht ein Trauerspiel von einem Ihrer Dichter, in dem eine von allen verlassene Königin gefragt wird: Was bleibt Euch? Worauf sie antwortet: Ich! Nun denn, ich bin wie Medea, ich bleibe mir, und wir werden sehen.
    Und sie ging zornig weiter und ließ Gilbert ganz erstaunt zurück. Sie hatte durch den Hauch ihres Zornes eine Ecke des Schleiers vor ihm gelüftet, hinter dem sich das ganze Werk der Gegenrevolution ausarbeitete.
    Ah! sagte er zu sich selbst, während er beim König eintrat, die Königin geht mit einem
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