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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2
Autoren: Alexander Dumas
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erlauben, daß Herr Billot Pitou hieher bringt? es würde mich sehr freuen, ihn zu sehen.
    Gilbert nickte mit dem Kopfe; Billot ging hinaus.
    Was haben Sie mir zu sagen? fragte Gilbert den Abbé Berardier.
    »Ich wollte Ihnen sagen, mein Herr, daß es nicht die Arbeit ist, was Sie diesem Knaben empfehlen müßten, sondern vielmehr die Zerstreuung.
    Wieso, Herr Abbé?«
    Ja, er ist ein vortrefflicher junger Mensch, denn jeder hier liebt ihn wie einen Sohn oder einen Bruder, doch wenn man nicht darauf acht giebt, so wird ihn etwas töten.
    Was denn? rief Gilbert.
    Die Arbeit, zu der Sie ihn ermahnen. Würden Sie ihn an seinem Pulte sehen, die Arme gekreuzt, die Nase im Wörterbuch, das Auge starr ...«
    Arbeitend oder träumend? fragte Gilbert.
    Arbeitend: den guten Ausdruck, die antike Wendung, die griechische oder lateinische Form ganze Stunden lang suchend; und sehen Sie, gerade in diesem Augenblick ...«
    Der junge Mensch, obgleich sein Vater sich kaum seit fünf Minuten von ihm entfernt, obgleich Billot kaum die Thüre hinter sich zugemacht hatte, war er in eine Art von Träumerei versunken, die der Ekstase glich.
    Ist er oft so? fragte Gilbert mit Besorgnis.
    Mein Herr, ich könnte beinahe sagen, das sei sein gewöhnlicher Zustand. Sehen Sie, wie er sucht.
    Sie haben recht, Herr Abbé, und wenn Sie ihn so suchen sehen, müßten Sie ihn zerstreuen.
    Das wäre schade, denn es gehen aus seiner Arbeit Kompositionen hervor, die unsrer Anstalt die größte Ehre machen werden. Ich prophezeie, daß dieser Knabe in drei Jahren alle Preise beim Konkurs davon trägt.
    Geben Sie wohl acht, sagte der Doktor, diese Art von Vertiefung des Geistes, in die Sie Sebastian versunken sehen, ist eher ein Beweis von Schwäche, als von Stärke, ein Symptom von Krankheit, als von Gesundheit. Sie hatten recht, Herr Abbé, man darf dem Knaben die Arbeit nicht zu sehr empfehlen, oder man muß wenigstens die Arbeit von der Träumerei zu unterscheiden wissen.
    Mein Herr, ich versichere Ihnen, daß er arbeitet, und zum Beweise dient, daß seine Aufgabe immer früher als die der andern gemacht ist. Sehen Sie seine Lippen sich bewegen? Er wiederholt seine Lektionen.
    Wohl denn! wenn er seine Lektionen so wiederholt, Herr Berardier, zerstreuen Sie ihn; er wird darum sie nicht schlechter wissen und sich dabei besser befinden.
    Ah! sprach der gute Abbé, Sie müssen sich darauf verstehen,Sie, den die Herren von Condorcet und Cabanis für einen der gelehrtesten Männer erklärt haben, die wir gegenwärtig besitzen.
    Nur, sagte der Doktor, nur gehen Sie mit Vorsicht zu Werke, so oft Sie genötigt sind, ihn solchen Träumereien zu entziehen, um ihn stufenweise zu dieser Welt, die er verlassen hat, zurückzuführen.
    Der Abbé schaute den Doktor ganz erstaunt an. Es fehlte wenig, daß er ihn für einen Narren gehalten hätte.
    Herr Abbé, sprach der Doktor, Sie sollen sogleich den Beweis von dem, was ich Ihnen sage, gewahr werden.
    Billot und Pitou kehrten in diesem Augenblick zurück. Mit drei Sprüngen war Pitou bei Sebastian.
    Du hast nach mir verlangt, Sebastian? sagte Pitou, während er den Knaben beim Arm faßte. Du bist sehr artig, ich danke dir. Und er näherte seinen großen Kopf der blassen Stirne des Knaben.
    Schauen Sie, sprach Gilbert, den Arm des Abbes ergreifend.
    Plötzlich durch die herzliche Berührung von Pitou aus seiner Träumerei aufgeweckt, wankte Sebastian in der That, sein Angesicht wurde noch blässer, sein Kopf neigte sich, als ob sein Hals nicht mehr die Kraft gehabt hätte, ihn zu tragen. Ein schmerzlicher Seufzer drang aus seiner Brust hervor, dann färbte eine lebhafte Röte seine Wangen.
    Er schüttelte den Kopf und lächelte.
    Ah! Du bist es, Pitou, sagte er. Ja, es ist wahr, ich habe nach dir verlangt.
    Und er schaute ihn an und rief: Du hast dich also geschlagen?
    Ja, und als ein braver Junge, sprach Billot.
    Warum haben Sie mich nicht mitgenommen? versetzte der Knabe mit einem Ton des Vorwurfs; ich hätte mich auch geschlagen, und würde wenigstens etwas für meinen Vater gethan haben.
    Sebastian, sprach Gilbert, indem er sich seinem Sohne näherte und seinen Kopf an sein Herz drückte, du kannst nochbei weitem mehr für deinen Vater thun als dich für ihn schlagen; du kannst seine Ratschläge anhören, sie befolgen, und ein ausgezeichneter, berühmter Mann werden.
    Nicht wahr, wie Sie? sagte der Knabe mit Stolz. Oh! das ist es auch, wonach ich trachte.
    Sebastian, sprach der Doktor, willst du, nachdem du Billot und
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