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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2
Autoren: Alexander Dumas
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Klage von sich, bat er nicht um Gnade; er schrie nur mit scharfer Stimme:
    Ihr Tiger, die ihr seid, laßt mich wenigstens nicht verschmachten.
    Nie wurde ein Befehl mit größerer Pünktlichkeit vollzogen, als diese Bitte; im einem Nu neigten sich um den gefallenen de Launay die Köpfe drohend, erhoben sich die Arme bewaffnet. Man sah einen Augenblick nur noch krampfhaft zusammengezogeneHände, niedertauchende Eisen; dann kam ein Kopf, vom Rumpfe gelöst, zum Vorschein und wurde am Ende einer Pike von Blut triefend emporgehoben; er bewahrte noch sein bleiches, verächtliches Lächeln.
    Das war der erste.
    Gilbert hatte auch diese ganze Szene mit angesehen, und auch diesmal hatte er herabspringen wollen, um dem Unglücklichen beizustehen; doch er war von zweihundert Armen zurückgehalten worden. Er wandte sich ab und seufzte.
    Der Kopf mit den offenen Augen erhob sich gerade, als wollte er ihn mit einem letzten Blick begrüßen, dem Fenster gegenüber, wo Flesselles stand, umgeben und beschützt von den Wählern.
    Es wäre schwierig gewesen, zu sagen, wer bleicher ausgesehen, der Lebendige oder der Tote.
    Plötzlich erhob sich ein ungeheurer Tumult bei der Stelle, wo der Leichnam von de Launay lag. Man hatte ihn durchsucht und in seiner Westentasche das vom Stadtvogt an ihn gerichtete Billet, das er Losme gezeigt, vorgefunden.
    Dieses Billet war, wie man sich erinnert, in folgenden Wortlauten abgefaßt:
    Halten Sie fest! ich belustige die Pariser mit Kokarden und Versprechungen. Am Ende des Tages wird Ihnen Herr von Bezenval Verstärkung schicken.
    Von Flesselles.
    Ein gräßlicher Fluch stieg von dem Pflaster der Straße zum Fenster des Stadthauses auf, wo sich Flesselles befand.
    Ohne die Ursache davon zu erraten, begriff er doch die Drohung und warf sich rückwärts.
    Doch er war bereits gesehen worden, man wußte, daß er anwesend sei; man stürzte nach den Treppen, und zwar diesmal mit einer so allgemeinen Bewegung, daß die Männer, die Gilbert trugen, diesen verließen, um der unter dem Sturmwind des Zornes steigenden Flut zu folgen.
    Gilbert wollte auch in das Stadthaus hinein, doch nicht um zu drohen, sondern um Flesselles zu beschützen. Er hatte schon die ersten drei bis vier Stufen der Freitreppe überschritten, alser sich heftig nach rückwärts gezogen fühlte; er wandte sich um, in der Absicht, sich von diesem neuen Zwang loszumachen; aber diesmal erkannte er Billot und Pitou.
    O! rief Gilbert, der von dem hohen Punkte aus, auf dem er stand, den ganzen Platz überschaute, was geht denn dort vor?
    Und er bezeichnete mit der Hand die Rue de la Tixeranderie.
    Kommen Sie, Doktor, kommen Sie, sagten gleichzeitig Billot und Pitou.
    Oh! die Mörder! rief der Doktor, die Mörder! ...
    In diesem Augenblick fiel der Major von Losme von einem Axthieb getroffen; das Volk vermengte in seinem Zorn den selbstsüchtigen, barbarischen Gouverneur, der der Verfolger der unglücklichen Gefangenen gewesen war, und den edelmütigen Mann, der sie beständig unterstützt hatte.
    Oh! ja, ja, sagte Gilbert, gehen wir, denn ich fange an mich zu schämen, daß ich von solchen Menschen befreit worden bin.
    Doktor, sprach Billot, seien Sie unbesorgt, nicht diejenigen, welche dort gekämpft haben, schlachten hier.
    Doch in demselben Augenblick, wo der Doktor die Stufen hinabstieg, die er eben hinaufgestiegen war, um Flesselles zu Hilfe zu eilen, wurde die Woge, die sie bis zum Stocken unter dem Gewölbe zusammengedrängt hatte, von diesem wieder ausgespieen. Unter dem großen Menschenstrom sträubte sich ein Mann, den man fortriß.
    Nach dem Palais Royal! nach dem Palais Royal! schrie die Menge.
    Ja, meine Freunde, ja, meine guten Freunde, nach dem Palais Royal! wiederholte dieser Mann.
    Und er rollte gegen den Fluß, als ob die menschliche Überschwemmung ihn nicht nach dem Palais Royal führen, sondern in die Seine hätte fortziehen wollen.
    O! rief Gilbert, hier ist abermals einer, den sie erwürgen wollen! Versuchen wir es, wenigstens ihn zu retten.
    Doch kaum waren diese Worte gesprochen, als man einen Pistolenschuß vernahm, und Flesselles im Rauche verschwand.
    Gilbert bedeckte in einer Bewegung erhabenen Zornes seine Augen mit seinen beiden Händen; er verfluchte dieses Volk, das während es so groß war, nicht die Stärke, rein zu bleiben, besaß und seinen Sieg durch einen dreifachen Mord befleckte.
    Denn, als er seine Hände wieder von seinen Augen entfernte, sah er drei Köpfe an der Spitze von drei Piken.
    Der erste war
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