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Andular (Noirils Verrat) (German Edition)

Andular (Noirils Verrat) (German Edition)

Titel: Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
Autoren: Rene Fried
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sehr beängstigend, nicht zu wissen, was Namagant so verändert hatte und warum. Doch andererseits stellte man schnell fest, dass von diesem verdorrten und ausgemerzten Ort in all den Jahren keinerlei Gefahr auszugehen schien. Weder das ökologische Chaos noch der mysteriöse Schattenwall wirkte sich negativ auf die restlichen Teile Andulars aus. Als das große Beben die Insel Tasgalon erschütterte und in zwei riss, wobei der östliche Teil, das heutige Merelon, arg in Mitleidenschaft gezogen wurde, dachte man zuerst daran, dass erneute Auswirkungen Namagants der Grund dafür sein mussten, doch breitete sich weder der dunkle Wolkenteppich noch der Wall über Merelon aus.

    Heute ist die Landschaft Merelons immer noch sehr karg und trocken, und bis auf die alten verdorrten Bäume im nördlichen Wald der Insel, hält es sich mit weiterem Pflanzenwachstum sehr in Grenzen. Dennoch sollte diese trostlose Gegend nicht unbevölkert bleiben:
    Etwa zehn Jahre nach dem Beben wurde Merelon von jenen besiedelt, die sich in der Vergangenheit immer wieder verbissen den westlichen Völkern, insbesondere Vaskaan, entgegengestellt hatten: den Garlan. Die Garlan sind eine wilde, barbarische Rasse, groß und kräftig, mit spitzen, scharfen Zähnen und schwarzen, verfilzten Haaren, deren Lebensaufgabe meist nur darin besteht, die westlichen Völker Andulars zu bekriegen und zu berauben. Ihre Kriegsführung ist brutal und unberechenbar, und in der Schlacht weisen sie all ihre Erfahrung darin auf, sich die Kraft des Feuers zunutze zu machen. Mit der Hilfe von verschiedenen Substanzen und Metallen stellen sie gefährliche Geschosse her, die, ausgelöst durch ihre großen und von Bauweise und Funktion her ungeklärten Kriegsgeräte, beim Aufprall enormen Schaden anrichten. So waren die Garlan durch ihre Unterzahl dennoch eine ernst zu nehmende und bedrohliche Gefahr. Eine Gefahr, die sich nun auf Merelon niederließ und die Insel in Besitz nahm. In den letzten Jahren war es jedoch ruhig um Merelon geworden und friedlichere Zeiten brachen wieder an. Niemand konnte ahnen, dass der trügerische Frieden bald schon der Vergangenheit angehören würde und sich etwas anbahnte, das ganz Andular für immer verändern würde.

ERSTER TEIL: NOIRILS VERRAT

Von Eseln und Bögen

    Irgendwo zwischen den immergrünen Hügellanden Winhols und der schimmernden Perlmuttstadt Vaskania, nur einen Steinwurf entfernt vom großen Fluss Neng, stand ein kleines, leicht windschiefes Haus, in dem ein junger Durandi lebte. Das Haus war gerade so weit von einer naheliegenden Landstraße entfernt, dass man es von der Straße aus gar nicht wahrnahm, wenn man an dem Haus vorüberfuhr. Und das war auch gut so. Denn der Durandi mochte Besuch nicht besonders und war über jeden Tag froh, an dem er seine Ruhe hatte und auf die Weise leben konnte, die er für richtig hielt. Doch an dem heutigen Tage sollte ihm etwas widerfahren, das sein weiteres Leben für immer verändern sollte.

    Was für ein Tag, dachte Jesta. Der Himmel ist klar, die Sonne scheint und die Vögel singen! An einem solchen Tag müsste die Stadt aus allen Nähten platzen, zudem heute Markttag ist. Also genau der richtige Tag um mein geringes Vermögen ordentlich aufzustocken!
    Jesta schwang sich aus seiner löchrigen Hängematte, vollführte eine Pirouette und griff nach einem kleinen Handspiegel, der auf einem runden wackeligen Tisch lag. Der Durandi hielt sich den Spiegel mit ausgestrecktem Arm vors Gesicht, fuhr sich mit seiner Zunge über die Nagezähne, schnalzte und schüttelte sein voluminöses, kinnlanges braunes Haar, das nun palmenartig nach allen Seiten über sein weißes Fell fiel. Anschließend legte er den Spiegel wieder auf den Tisch, zupfte die beige Weste zu Recht, in der er steckte, und hing sich seine abgewetzte grüne Tasche um. Die durfte er auf keinen Fall vergessen, da sie allerlei `Arbeitsutensilien´ beinhaltete und als Beutebehälter diente. Jesta war ein ziemlich listenreicher Gauner, ein Straßenspieler und Rumtreiber, der nichts von ehrlicher Arbeit hielt, und selbst wenn er sie gehabt hätte, viel zu faul dafür wäre.
    Kurzum: Er war ein Dieb, wie er im Buche stand. Schnell, erfindungsreich und immer den nächsten Fluchtweg im Auge. Und heute war es mal wieder an der Zeit, die Bürger der Stadt Vaskania um einige Dinge oder Beträge zu erleichtern.

    „So! Das wäre alles, es kann losgehen“, sagte er und öffnete die schwere Eingangstür, trat hinaus, schloss sie – und
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