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Andular (Noirils Verrat) (German Edition)

Andular (Noirils Verrat) (German Edition)

Titel: Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
Autoren: Rene Fried
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bereute es sofort wieder.
    „Hoppla! Ich hab ihn schon wieder vergessen.“ Hastig drehte er sich auf dem Absatz um und huschte wieder zurück ins Haus.
    „War nur´n Versehen!“, rief er durch den langen, nach oben hin runden Flur, der den Eingangsbereich mit dem Kaminzimmer verband. „Ich hätte dich doch nie vergessen! Auch ich lerne dazu, vor allem, nachdem du mich das letzte Mal mit tagelanger Nichtbeachtung gestraft hast.“
    An der Decke des Kaminzimmers hing ein großer Messingkäfig, der mit einem schweren grauen Tuch bedeckt war. Ab und zu raschelte es im Innern, bis plötzlich etwas unsanft gegen die Käfigstäbe sprang. Jesta grinste. Er hatte nichts anderes erwartet. Mit einem Ruck zog er das Tuch hinunter und warf dem Wesen, das in dem Käfig hauste, einen reumütigen Blick zu. Zwei große blaue Augen funkelten den Durandi zornig an.
    „Nun komm schon! Jetzt schau mich nicht so strafend an. Würde ich keinen Wert auf deine Gesellschaft legen, wäre ich wohl kaum zurückgekommen, oder?“
    Doch das graue Pelzknäuel innerhalb des Käfigs drehte nur beleidigt den Kopf zur Seite und gab sich recht unbeeindruckt von Jestas Worten.
    „Taykoo! Was soll ich denn noch sagen? Es tut mir leid!“
    Darauf drehte das Wullom seinen Kopf nur zur anderen Seite und starrte gelangweilt an die hölzerne Decke.
    „Du weißt genau, dass ich ohne deine Hilfe ziemlich aufgeschmissen wäre und nicht einmal halb so viel stehlen könnte, ohne deine Ablenkungsmanöver. Jetzt komm, sonst ist der Markt schneller vorbei als uns beiden lieb ist!“ Er öffnete das Käfigtürchen und Taykoo hopste ihm widerwillig auf die Schulter. Wulloms sind ziemlich eigenwillige und stur köpfige Wesen, doch hat man einmal in ihre liebenswerten großen Augen geschaut, nimmt man diese Eigenschaften gerne in Kauf. Jesta jedenfalls tat es. Er liebte Taykoo über alles, auch wenn er ein ziemlicher Vielfraß und eine ausgesprochene Schlafmütze war. Aufgrund dieser beiden Lieblingsbeschäftigungen hatte er mittlerweile auch ganz schön zugesetzt und war längst nicht mehr so flink und wendig, wie in seinen jungen Jahren. Damals fand Jesta ihn abgemagert und mit verletzter Pfote in einem kleinen Waldstück in den Hügellanden, und so nahm er das Wullom mit in sein Dorf und päppelte es wieder auf. Seitdem wich Taykoo, wie Jesta ihn taufte, nicht mehr von seiner Seite, und das sehr zum Leidwesen von Jestas Familie.
    Er hatte das Dorf seines Stammes schon recht früh verlassen, wo er sich nie wohlgefühlt hatte und mit all den Gebräuchen und Regeln seiner Artgenossen nichts anfangen konnte. Den Mitgliedern seines Stammes war dies nur recht, und niemand weinte ihm auch nur eine Träne nach, als er kurz nach seinem fünfzigsten Geburtstag, dies ist das Alter, in dem ein Durandi jährig wird, seine Sachen packte und verkündete, dass er nun hinaus in die Welt ziehen würde, um dort sein Glück zu versuchen. Nachdem Jesta Winhol den Rücken gekehrt hatte, nahm sein Stamm dies zum Anlass um ein Abschiedsfest zu feiern, das seinesgleichen suchte. Ein Abschiedsfest ohne die Person, die verabschiedet werden sollte. Und jeder der dabei gewesen wäre, hätte es wohl eher als Freudenfest bezeichnet.

    Nachdem er die Türe von seinem Häuschen zugezogen hatte, blieb Jesta einen Moment lang stehen und schaute in den Himmel.
    „Ein wirklich schöner Tag, und hoffen wir, dass es auch ein sich ebenso lohnender Tag wird“, sprach er zu dem Wullom, das sich nun an Jestas Tasche zu schaffen machte.
    „Hey, jetzt warte mal einen Moment, du kannst doch unmöglich schon wieder Hunger haben.“ Doch Taykoo sah ihn nur kurz an und wühlte weiter.
    „Also jetzt reicht es aber Freundchen, so nicht!“ Jesta packte das Wullom und setzte es zurück auf seine Schulter. Dann fischte er ein kleines Körnerbällchen aus der Tasche und hielt es Taykoo hin, der es sich sogleich mit seinen kleinen Pfötchen packte und gierig daran zu knabbern begann.

    Hinter Jestas Haus wartete schon Nevur, sein Esel, der ihm als Reittier diente. Nevur - diesen Namen mochte Jesta gar nicht, da er sich seiner Meinung nach nicht als Name für einen Esel eignete. Das Problem war aber, dass der alte Klepper eben nur auf diesen Namen hörte, und auf all jene die Jesta ihm nach seiner Errungenschaft gab, nicht reagierte.
    In den Besitz des Tieres war er gekommen, als eines Tages ein Händler mit seinem Wagen, der von Nevur gezogen wurde, die breite Landstraße in der Nähe Vaskanias entlang gefahren
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