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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda
Autoren: Michael Crichton
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es still, dann war ein kratzendes Geräusch zu hören. Danach sagte Miss Gladys Stevens aus Omaha in Nebraska ruhig: »Noch drei Minuten bis zur atomaren Selbstvernichtung.«

Drei Minuten
     
    Eine andere, an- und abschwellende Sirene heulte auf. Die Zeiger aller Uhren schnellten auf 12 zurück, und die Sekundenzeiger begannen zu kreisen. Alle Stoppuhren glühten rot; ein grüner Strich auf dem Zifferblatt zeigte an, wann sich die Explosion ereignen würde.
    Die Stimme aus dem Lautsprecher wiederholte ruhig und gelassen: »Noch drei Minuten bis zur atomaren Selbstvernichtung.«
    »Vollautomatisch«, sagte Stone ruhig. »Das Programm schaltet sich ein, sobald das Stockwerk verseucht ist. Das dürfen wir nicht zulassen.«
    Hall hielt seinen Schlüssel in der Hand. »Gibt es denn keine Möglichkeit, zu einem von den Schaltern zu gelangen?«
    »In diesem Stockwerk nicht. Jeder einzelne Sektor ist gegen die anderen hermetisch abgeriegelt.«
    »Aber in den anderen Stockwerken gibt es doch Schalter?«
    »Ja …«
    »Wie komme ich da hinauf?«
    »Überhaupt nicht. Alle üblichen Verbindungen sind abgeschnitten.«
    »Und was ist mit dem Mittelschacht?« Das Kernstück der Anlage lief durch sämtliche Stockwerke.
    Stone zuckte die Achseln. »Der ist abgesichert.«
    Hall fiel wieder ein, daß er sich schon einmal mit Burton über die Absicherungsmaßnahmen im Mittelschacht unterhalten hatte. Theoretisch konnte man bis nach oben gelangen, wenn man sich erst einmal im Mittelschacht befand. Um das praktisch zu verhindern, hatte man empfindliche Detektoren eingebaut. Sie waren ursprünglich dafür vorgesehen, das Entweichen von Versuchstieren zu verhindern, die zufällig in den Mittelschacht gelangten. Es handelte sich dabei um Vorrichtungen, die gasförmiges Ligamin, ein wasserlösliches Curare-Präparat, freigaben. Außerdem waren automatisch zielende Luftgewehre vorhanden, die Ligamin-Pfeile abfeuerten.
    Die mechanische Stimme verkündete: »Noch zwei Minuten und fünfundvierzig Sekunden bis zur atomaren Selbstvernichtung. «
    Hall rannte schon zurück ins Labor und sah durch die Glasscheibe in den Arbeitsraum hinein. Dahinter befand sich der Mittelschacht.
    Hall fragte: »Wie groß sind meine Chancen?«
    »Es gibt keine«, antwortete Stone.
    Hall bückte sich und kroch durch die Verbindung in einen der Plastikanzüge. Er wartete, bis sich die Dichtung hinter ihm geschlossen hatte, dann schnitt er die Verbindung, die er wie einen langen Schwanz hinter sich herschleppte, mit einem Messer ab. Nun atmete er die Luft des Labors. Sie war kühl und frisch, und sie war mit Andromeda-Organismen durchsetzt. Nichts geschah.
    Stone beobachtete ihn vom Labor aus durch die Glasscheibe. Hall sah, wie sich seine Lippen bewegten, aber hören konnte er nichts. Dann wurde der Lautsprecher eingeschaltet. Er hörte Stone sagen: » … das beste, was wir entwickeln konnten.«
    »Was war das?«
    »Das Abwehrsystem.«
    »Verbindlichen Dank«, sagte Hall und ging auf die mit Gummi abgedichtete Schleuse zu, die in den Mittelschacht führte.
    »Es gibt nur eine einzige Chance«, sagte Stone. »Die Giftdosen sind niedrig. Sie sind für ein zehn Kilogramm schweres Tier berechnet, etwa einen größeren Affen. Sie wiegen siebzig Kilogramm. Sie vertragen eine ziemlich hohe Dosis, ehe Sie …«
    »Ehe ich zu atmen aufhöre«, sagte Hall. Curare-Opfer ersticken, weil die Brustmuskulatur und das Zwerchfell gelähmt werden. Hall konnte sich vorstellen, daß es sich dabei um eine unangenehme Todesart handelte. »Halten Sie mir die Daumen«, sagte er.
    »Noch zwei Minuten und dreißig Sekunden bis zur atomaren Selbstvernichtung«, sagte Gladys Stevens. Hall zerschlug mit der Faust die Glasscheibe der Schleuse. Das Glas löste sich in Staub auf. Er kroch in den Mittelschacht.
     
    Alles war still. Hall hatte die Sirenen und Blinklichter des Stockwerks hinter sich gelassen und befand sich in einem kalten, hallenden Metallschacht, der etwa zehn Meter Durchmesser hatte und nüchtern grau gestrichen war. Vor Hall lag der Kern selbst, ein zylindrisches Rohr mit Kabeln und Maschinen. An der Wand sah er eingelassene Klettersprossen, die zum Stockwerk IV hinaufführten. »Ich habe Sie auf dem Monitor«, hörte er Stone sagen. »Steigen Sie die Leiter hinauf. Jeden Augenblick muß das Gas kommen.«
    Eine andere Tonbandstimme schaltete sich ein. »Der Mittelschacht ist verseucht!« verkündete die Stimme. »Das Bedienungspersonal hat diesen Bereich sofort zu
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