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Androidenträume

Titel: Androidenträume
Autoren: John Scalzi
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das mehr als nur eine diplomatische Reaktion darstellen würde.«
    »Hast du schon mit dem Präsidenten darüber gesprochen?«, wollte Heffer wissen.
    »Er ist in St. Louis und liest in einem Kindergarten Geschichten vor«, erwiderte Pope. »Ich habe Roger über alles informiert. Er schlug vor, dass ich auf dem Rückweg ins Pentagon hier vorbeischaue und dich vorwarne. Er meinte, dass die Angelegenheit nur in einem persönlichen Gespräch geklärt werden könne.«
    Heffer nickte. Roger hatte Pope wahrscheinlich auch vorgeschlagen, dass er sich kurz danach mit ihm beriet, was zweifellos der einzige Grund war, warum Pope höchstpersönlich in seinem Büro erschienen war. Das war einer der Vorteile, wenn man einen Schwager hatte, der für den Präsidenten als Stabschef arbeitete. Wenn Roger zuließ, dass er in Schwierigkeiten geriet, würde seine Gattin ihm damit auf ewig in den Ohren liegen. Die Heffers waren ein sehr loyaler Familienclan.
    »Kann ich diese abgehörten Mitteilungen sehen?«, fragte Soram.
    »Später, Ted«, entgegnete Heffer. »Bob, was beabsichtigst du mit diesen Informationen anzustellen?«
    »Das kommt darauf an«, sagte Pope. »Natürlich kann ich nicht einfach die Hände in den Schoß legen. Wenn zwei Nidu-Zerstörer zu uns unterwegs sind, müssen wir darauf vorbereitet sein, im Ernstfall reagieren zu können.«
    »Vergiss nicht, dass die Nidu unsere Verbündeten sind«, sagte Heffer. »Das sind sie seit vielen Jahrzehnten, auch wenn es in letzter Zeit immer wieder Versuche gab, etwas daran zu ändern.«
    »Jim, die politischen Konsequenzen dieser Situation sind mir scheißegal«, sagte Pope, und Heffer bemerkte, wie Javna erneut die Augen verdrehte. »Mir geht es nur darum, wohin diese Zerstörer unterwegs sind und was sie vorhaben. Wenn du etwas weißt, was ich nicht weiß, dann kläre mich unbedingt auf. Aber von meinem Standpunkt sieht es so aus, dass zwei tote Verhandlungsführer plus zwei Nidu-Zerstörer die Summe ergeben, dass die Nidu etwas tun werden, weswegen ich mir große Sorgen machen sollte.«
    Erneut piepte Hefters Interkom. »Sir, der Botschafter der Nidu ist hier. Er sagt, es wäre…«
    »… dringend, ich weiß«, führte er den Satz zu Ende. »Sagen Sie ihm, dass ich ihn gleich empfangen werde.« Er schaltete den Interkom aus und erhob sich. »Meine Herren, ich brauche dieses Zimmer. In Anbetracht der Situation schlage ich vor, dass Sie es durch den angrenzenden Konferenzraum verlassen. Es könnte den Botschafter nervös machen, wenn er sieht, dass der Handels- und der Verteidigungsminister durch die Tür meines Büros treten.«
    »Jim«, beharrte Pope. »Wenn du etwas weißt, muss ich es erfahren. Je früher, desto besser.«
    »Ich verstehe, Bob. Gib mir etwas Zeit, um an diesem Problem zu arbeiten. Wenn die Nidu mitbekommen, dass wir uns für einen Kampf wappnen, würde das die Angelegenheit verkomplizieren. Nur noch ein wenig Zeit, Bob.«
    Pope blickte zu Soram und dann zu Javna, bevor er sich wieder Heffer zuwandte. »Ein wenig Zeit, Jim. Aber pass auf, dass ich dem Präsidenten nicht erklären muss, warum zwei Nidu-Zerstörer unsere gute alte Erde umkreisen und wir nichts haben, was wir ihnen entgegensetzen könnten. Die Erklärung, die ich ihm geben müsste, würde dir ganz und gar nicht gefallen. Meine Herren!« Pope und Phipps gingen durch die Hintertür in den Konferenzraum.
    Soram stand auf. »Was soll ich jetzt tun?«, fragte er. Normalerweise war Soram ein Paradebeispiel für selbstbewusste Ahnungslosigkeit, aber nun war selbst ihm klar, dass er in dieser Sache auf dem Schlauch stand.
    »Ted, du musst unbedingt Stillschweigen über das wahren, was wir heute in diesem Raum besprochen haben«, sagte Heffer.
    Soram nickte.
    »Je länger wir die Sache offiziell als reinen Zufall verkaufen können«, fuhr Heffer fort, »desto besser wird es uns gelingen, das Problem wieder hinzubiegen. Ich werde ein paar Leute vorbeischicken, die sich in Moellers Büro umsehen sollen. Sorg dafür, dass niemand etwas berührt, bis sie eintreffen. Und ich meine wirklich niemand, Ted! Ben wird alles veranlassen und dir die Namen nennen, damit es keine Missverständnisse gibt. Bis dahin bleib ruhig, erwecke den Eindruck der Unbesorgtheit, und denk nicht zu viel darüber nach.«
    »Seien Sie einfach nur Sie selbst, Mr. Soram«, sagte Javna.
    Der Handelsminister lächelte matt und verließ das Büro.
    »Netter Vorschlag, Ben«, sagte Heffer zu Javna.
    »Mit allem gebührenden Respekt, Sir«,
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