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Androidenträume

Titel: Androidenträume
Autoren: John Scalzi
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reagieren wir Nidu außerordentlich empfindlich auf bestimmte Geruchsnoten. Wir haben Grund zu der Annahme, dass Ihr Vertreter, dieser Dirk Moeller, die Signale gesendet hat.«
    »Mit allem gebührenden Respekt, Botschafter«, sagte Heffer. »Aber laut unseren Akten war Ihr Verhandlungsführer bereits in mehrere Vorfälle verwickelt, bei denen er Beleidigungen gerochen hat, die gar keine waren.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass er sich alles nur eingebildet hat?«, erwiderte Narf-win-Getag.
    »Keineswegs. Nur dass er vielleicht etwas gerochen hat, dessen Bedeutung er völlig falsch interpretiert hat.«
    »Das wäre möglich«, räumte Narf-win-Getag ein. »Jedenfalls habe ich von meiner Regierung die Anweisung erhalten, ein Mitglied unserer medizinischen Delegation aufzufordern, die Leiche von Mr. Moeller zu untersuchen. Damit könnte zumindest die Frage einer Fehlinterpretation geklärt werden.«
    Heffer sah, wie Javna, der hinter dem Botschafter saß, kaum merklich den Kopf schüttelte. »Ich wünschte, wir wären in der Lage, dieser Bitte nachzukommen, Botschafter«, sagte er. »Bedauerlicherweise verlangt Mr. Moellers Religion eine schnelle Bestattungszeremonie. Ich fürchte, die Leiche wurde bereits ins Krematorium geschickt.«
    »Das ist in der Tat bedauerlich«, sagte Narf-win-Getag. »Für diesen Fall habe ich die Anweisung erhalten, die Verhandlungen vorläufig einzustellen, damit alle bisher getroffenen Vereinbarungen noch einmal geprüft werden können, um sicherzustellen, dass es keine weiteren Versuche gegeben hat, die Ergebnisse auf unzulässige Weise zu beeinflussen.«
    »Sie glauben doch nicht etwa, dass die Tat eines Delegationsmitglieds – sofern es sich überhaupt um eine Tat handelt – irgendetwas mit der Politik unserer Regierung zu tun hat.«
    »Davon würden wir gerne ausgehen, aber ich weiß nicht, ob wir das tun können«, erwiderte Narf-win-Getag. »Natürlich ist uns die zunehmende Opposition gegen die Nidu in irdischen Regierungskreisen bekannt – all die kleinen Hindernisse und Einwände, die sich im Laufe der letzten Jahre akkumuliert haben. Wir hatten gehofft, dass die Webster-Administration Maßnahmen gegen diese Antipathie ergreift und unsere beiden Völker wieder auf den Weg der Freundschaft bringt. Aber ein solcher Vorfall stellt die Aufrichtigkeit Ihrer Bemühungen in Frage. Die vorigen beiden Regierungen waren meinem Volk gegenüber nicht sehr freundlich eingestellt, Minister, aus Gründen, die sich unserem Verständnis entziehen. Aber wenigstens haben sie keinen meiner Diplomaten zu Tode gefurzt.«
    »Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam eine Lösung für dieses Problem finden werden, Exzellenz«, sagte Heffer.
    »Das hoffe ich. Ich hätte sogar einen Vorschlag, der dazu beitragen würde, diesen potenziellen Konflikt beizulegen.« Narf-win-Getag nahm einen Schluck aus seiner Teetasse.
    »Nennen Sie ihn mir, bitte!«
    »Wie Sie wissen, befinden sich die Nidu in einer Phase des Übergangs«, sagte Narf-win-Getag. »Wej-auf-Getag, unser Fehen, unser Staatsoberhaupt, starb vor sechs Wochen Ihrer Zeitrechnung. Sein Sohn Hubu-auf-Getag wurde als unser nächster Fehen erwählt und wird in etwa zwei Wochen bei einer Krönungszeremonie offiziell die Macht übernehmen.«
    »Ja, natürlich. Ich werde als Vertreter unserer Regierung zu dieser Zeremonie nach Nidu reisen«, sagte Heffer.
    »Wunderbar«, frohlockte Narf-win-Getag. »Wie Sie vielleicht nicht wissen, wurde diese Zeremonie, als die auf-Getag-Sippe erstmals an die Macht kam, um ein Element erweitert, das die Menschen der Erde symbolisiert, unsere besten Freunde und Verbündeten.«
    »Das wusste ich nicht«, musste Heffer zugeben. »Was ist das für ein Symbol?«
    »Ein Schaf, Minister.«
    Heffer unterdrückte ein Grinsen. »Ein Schaf, sagten Sie?«
    »In der Tat«, bestätigte Narf-win-Getag. »Ein wichtiger Teil der Zeremonie besteht darin, ein Schaf zu opfern. Normalerweise wird zu diesem Zweck ein Schaf aus der Herde der auf-Getag-Sippe verwendet. Doch nur eine Woche nach dem Tod von Wej-auf-Getag wurde diese Herde durch ein genetisch verändertes Anthrax-Bakterium ausgelöscht. Es handelte sich offensichtlich um Sabotage, höchstwahrscheinlich durch eine rivalisierende Sippe.«
    »Auf der Erde haben wir genug Schafe«, sagte Heffer. »In Neuseeland leben sogar fünfmal so viele Schafe wie Menschen. Warum haben Sie uns nicht schon früher darauf angesprochen?«
    »Es wäre unklug gewesen, die Feinde der auf-Getag-Sippe
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