Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
Autoreifen.«
    »Autoreifen?«
    »Vielleicht zuerst Verkauf und dann Montage. Bei Tire World draußen ist immer eine Stelle frei.«
    »Wieso Autoreifen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Die Leute brauchen sie. Und es ist etwas, was ich nicht kenne, was Neues. Ich würde gern sehen, was das für ein Leben ist, das Reifenleben.«
    Etwa eine halbe Minute saßen wir schweigend da. Dann fragte er: »Und das ist das Einzige, was du für die Zukunft im Blick hast? Reifen, meine ich.«
    »Die Wartung von Swimmingpools ist auch ’ne interessante Branche. Bei den ganzen Neubauvierteln, die rundum
aus dem Boden schießen, gibt’s fast jeden Tag einen neuen Pool.«
    Chief Porter nickte nachdenklich.
    »Abgesehen davon, ist es bestimmt schön, in einer Bowlingbahn zu arbeiten«, sagte ich. »Das ganze Kommen und Gehen, die prickelnde Wettkampfatmosphäre.«
    »Was würdest du denn in einer Bowlingbahn tun?«
    »Mich beispielsweise um die Leihschuhe kümmern. Die müssen zwischendrin bestrahlt werden oder so ähnlich. Und gewienert. Die Schnürsenkel muss man auch regelmäßig kontrollieren. «
    Der Chief nickte, und der lila Barney-Stuhl quietschte, allerdings eher wie eine Maus als wie ein Dinosaurier.
    Meine Kleider waren inzwischen fast trocken, aber übel zerknittert. Ich sah auf die Uhr. »Ich sollte los. Bevor ich zum Grill kann, muss ich mich erst mal umziehen.«
    Wir standen beide auf.
    Der Barney-Stuhl brach in sich zusammen.
    Chief Porter betrachtete die lila Trümmer. »Das könnte passiert sein, als du dich mit Harlo geprügelt hast.«
    »Durchaus«, sagte ich.
    »Die Versicherung wird’s schon bezahlen, zusammen mit dem anderen Zeug.«
    »Gut, dass es Versicherungen gibt«, stimmte ich zu.
    Wir gingen hinunter in die Küche, wo Stevie auf einem Hocker saß und vergnügt ein Zitronentörtchen futterte.
    »Es tut mir Leid, aber ich hab deinen Stuhl kaputtgemacht«, erklärte ihm Chief Porter, denn der Polizeichef ist kein Lügner.
    »Ach, das war bloß ein blöder alter Barney-Stuhl«, sagte der Junge. »Für dieses blöde alte Barney-Zeug bin ich schon laaange viel zu alt.«

    Stevies Mutter war damit beschäftigt, mit Besen und Kehrschaufel die Glassplitter zusammenzufegen.
    Chief Porter berichtete ihr von dem Stuhl, was sie als unwichtig abtun wollte, aber er nahm ihr das Versprechen ab, die Anschaffungskosten nachzuschauen und ihm mitzuteilen.
    Dann bot er mir an, mich nach Hause zu fahren, aber ich sagte: »Am schnellsten ist es, wenn ich genau so zurückkehre, wie ich gekommen bin.«
    Ich verließ das Haus durch das Loch, wo die Glastür gewesen war, ging um den Pool, statt hindurchzuplanschen, kletterte über die Ziegelmauer, lief durch den engen Gang, stieg über den schmiedeeisernen Zaun, ging über den Rasen rund um das nächste Haus, überquerte die Marigold Lane und kehrte in meine Wohnung über der Garage zurück.

4
    Ich sehe tote Menschen. Und dann handle ich eben, wenn es nötig sein sollte.
    Diese aktive Strategie ist lohnend, wenn auch gefährlich. An manchen Tagen führt sie zu einer ungewöhnlichen Menge Wäsche.
    Nachdem ich saubere Jeans und ein frisches weißes T-Shirt angezogen hatte, machte ich einen Abstecher zur hinteren Veranda von Mrs. Sanchez, um ihr zu bestätigten, dass sie sichtbar sei. Das tat ich jeden Morgen. Durch das Fliegengitter der Tür sah ich sie am Küchentisch sitzen.
    Ich klopfte, und sie fragte: »Kannst du mich hören?«
    »Ja, Ma’am«, sagte ich, »ich höre Sie ganz prima.«
    »Wen hörst du?«
    »Sie. Rosalia Sanchez.«
    »Na, dann komm rein, Odd Thomas«, sagte sie.
    Ihre Küche roch nach Chili und Maismehl, Spiegeleiern und Käse. Ich bin ein fantastischer Grillkoch, aber Rosalia Sanchez ist die geborene Feinschmeckerköchin.
    Alles in ihrer Küche ist alt und abgenutzt, aber makellos sauber. Antiquitäten sind wertvoller, wenn Zeit und Verschleiß sie mit einer warmen Patina überzogen haben. Die Küche von Mrs. Sanchez ist so schön wie die kostbarste Antiquität; sie besitzt die unschätzbare Patina eines arbeitsreichen Lebens, in dem jemand mit Vergnügen und Liebe gekocht hat.
    Ich setzte mich zu Mrs. Sanchez an den Tisch.

    Sie umklammerte den Kaffeebecher mit beiden Händen, damit sie nicht zitterten. »Du bist heute Morgen aber spät dran, Odd Thomas.«
    Sie benutzt stets beide Namen. Manchmal habe ich den Verdacht, dass sie meint, Odd sei kein Name, sondern ein Adelstitel wie Prinz oder Herzog, den jeder Bürgerliche verwenden müsse, wenn er mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher