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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe
Autoren: Alexandra Marinina
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habt?«
    »Das hat mit Artjuchin nichts zu tun. Gegen Larissa wird ermittelt, sie wurde zum Untersuchungsführer bestellt und ist nicht zur Vernehmung erschienen. Sie wird im Moment ebenfalls gesucht, darum frage ich. Vielleicht weißt du ja, wo sie ist.«
    Nastja legte die Hand vorsichtig auf die Sprechmuschel, nahm den Hörer des internen Telefons ab und wählte Gordejews Nummer.
    »Und wenn ich es tatsächlich wüßte, was wäre dann? Denkst du, ich würde es dir verraten, damit du anschließend zu deinen Oberen laufen und damit prahlen kannst, daß du auch Larissa gefunden hast? Reicht dir Artjuchin noch nicht? Willst du ein zweites Mal auf einem fremden Pferd ins Paradies reiten?«
    In der zweiten Leitung ertönte Gordejews Stimme.
    »Ich höre.«
    Nastja hielt immer noch die Sprechmuschel mit der Hand zu und flehte zu Gott, daß Anton wenigstens noch ein paar Sekunden weitersprechen möge, ohne eine Antwort zu erwarten. Sonst hätte sie die Hand von der Sprechmuschel nehmen müssen, und womöglich hätte Knüppelchen ausgerechnet in diesem Moment sein obligatorisches »Ich höre« wiederholt. Und dann hätte Anton es wahrscheinlich gehört.
    »Du möchtest dir noch einen zweiten Lorbeerkranz verdienen, ja? Nein, ich werde dir bestimmt nicht sagen, wo Larissa ist. Suche sie selbst.«
    »Wozu sollte ich sie suchen?« sagte Nastja mit ruhiger Stimme. »Ich weiß doch, daß sie bei dir ist. Ich verstehe nur nicht, was du von mir willst. Hast du sie als Geisel genommen? Dann stelle deine Forderungen, und wir beginnen mit den Verhandlungen.«
    »Forderungen? Verhandlungen?« Anton brach in Gelächter aus. »Ich will doch gar nichts von dir. Ihr könnt mir alle gestohlen bleiben, du und deine ganze beschissene Bagage.«
    »Dann sag mir, worum es geht, Anton. Ich verstehe beim besten Willen nicht, was du von mir willst.«
    Gordejew und Jura Korotkow kamen ins Büro gestürzt. Viktor Alexejwitsch schob Nastja zur Seite, öffnete die oberste Schreibtischschublade und entnahm ihr ein leeres Blatt Papier.
    Wer ist es? schrieb er mit großer, deutlicher Schrift auf das Blatt und reichte Nastja den Stift.
    ER.
    »Du hast es tatsächlich erraten, Larissa ist bei mir. Nur wirst du sie nie bekommen. Sie gehört jetzt mir. Für immer.«
    Samykina? schrieb Knüppelchen auf das Blatt.
    Ist bei ihm.
    »Wie das, Anton? Hast du sie überredet, Artjuchin zu verlassen? Ist sie jetzt deine Freundin?«
    »Die hätte mir gerade noch gefehlt, diese kleine Schlampe! Sie wird sterben. Schon sehr bald. Und ich zusammen mit ihr. Wir werden die Welt, sozusagen, Hand in Hand verlassen. Gefällt dir das etwa nicht? Kommt es unerwartet für dich?«
    Er ist völlig verrückt, schrieb Nastja hastig auf das Blatt.
    »Ich möchte nur wissen, warum du das tun willst«, sagte sie unbeirrt. »Du bist ein erwachsener Mensch, du entscheidest selbst, und ich habe kein Recht, dir etwas ausreden zu wollen. Ich möchte nur verstehen, was in dir vorgeht.«
    »Warum willst du das verstehen? Willst du auch noch Seelenexpertin werden? Um deinen Ruhm noch zu vergrößern?«
    »Ich will keine Seelenexpertin werden. Mich interessierst nur du. Du, Anton Schewzow, mit dem ich einige Tage meines Lebens verbracht habe, der mir bei einer schweren Arbeit geholfen hat, den ich mochte und der behauptet hat, daß wir Freunde sind. Ich möchte nur dich verstehen. Und ich gebe dir mein Wort, daß ich nicht versuchen werde, dir etwas auszureden, daß ich dich um nichts bitten werde. Ich bitte dich nur um eins: Erklär mir, warum du sterben willst.«
    Mord an Larissa und Suizid, schrieb Nastja jetzt auf das Blatt. Gordejew nickte und schob Korotkow in Richtung Tür. Nastja begriff, daß er auf die Suche nach zusätzlichen Funkgeräten gehen sollte. Man mußte jetzt ständige Verbindung mit den Beamten vor Ort halten. Es gab nur zwei Möglichkeiten: entweder mußte Nastja versuchen, Schewzow bis zum Einbruch der Dunkelheit am Telefon festzuhalten, oder die Beamten mußten gleich eingreifen, da Antons Zustand von Minute zu Minute kritischer zu werden schien und weiteres Zögern fatale Folgen haben konnte.
    »Du zweifelst also nicht daran, daß ich gehen und dieses Flittchen mitnehmen werde?« fragte Schewzow mißtrauisch nach.
    »Wenn du es so beschlossen hast, dann wirst du es sicher auch tun. Du bist ja ein Mann und wirst deine Entscheidung nicht zurücknehmen. Erzähl mir alles, Anton. Das ist wichtig für mich. Bitte.«
    »Ich weiß nicht, ich weiß nicht.« In der Leitung
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