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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys
Autoren: Neil Gaiman
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wegsc h meißen?«
    »Nein«, sagte Charlie. »Das habe ich dir doch schon erklärt. Familienerbstück. Ich h a be die Absicht, ihn bis zu meinem Tod zu tragen und ihn dann an meine Kinder weiterzuvererben. Also. Hast du n o ch immer einen Job bei der Polizei?«
    »Sozusagen«, sagte sie. » M ein Chef meint, man hätte festgestellt, dass ich unter nervöser Erschöpfung auf Grund vo n Üb e r a rb e i t un g leid e n wür d e , un d i c h b i n kr a nkgeschr i e ben, bis ich m i ch gut genug fühle, um zurückzukehren.«
    »Ah. Und wann wird das sein?«
    »Weiß nicht genau«, sagte sie. »Gibst du m ir ma l das Sonnenöl?«
    Er hatte eine Schac h tel in d e r Tasche. Er zog sie heraus und stellte sie auf die Ar m l ehne des Liegestuhls. »Gleich.
    Ah.« Er machte eine Pause. »Weißt du«, sagte er dann,
    »den großen peinlichen Teil h a ben wir ja schon unter vorgehaltener Waffe erledigt.« Er öffnete die Schachte l . »Aber das hier ist für dich, von m ir. Na ja, Rosie hat ihn m ir zurückgegeben. Und wir können ihn gegen einen ta uschen, der dir gefällt. Such dir ein e n anderen aus. Wahrsc h e inlich passt dieser nicht mal. Aber er gehört d i r. Wenn du ihn haben m ö chtest. Und, äh m . Mich.«
    Sie griff i n die Schachtel und nahm den Verlobungsring heraus.
    »H m ph. Ist gut«, s a gte sie. »Solange du das nicht nur machst, um die Limone zurückzukriegen.«
     
    —————
     
    TIGER WAR UNRUHIG, S E IN SCHWANZ SCHLUG ungedu l d i g, während er vor dem Ausgang seiner Höhle immer hin und her l i ef. Seine Augen brannten im Dunkeln wie grüne Fackeln.
    »Die ganze Welt und alles hat mal m ir gehört«, sagte Tiger. »Mond und Sterne, Sonne und Geschichten, alles war meins.«
    »Ich komme nicht u m hin, darauf hinzuweisen«, sagte eine vergleichsweise wenig e r volu m inöse Stimme im hinteren Teil der Höhle, »dass du das bereits erwähntest.«
    Tiger unterbrach sein rastlos e s Gelaufe; er drehte sich um und schlich ins Höhleninn e re, wogte gleichsam voran, beim Gehen Wellen schlagend wie ein Pellteppich auf hydraulischen Federn. So stapfte er weite r , bis er zu einem Ochsenkadaver gelangte, und s a gte dann m it betont ruhiger Stimme: » Wie bitte?«
    Aus dem Innern des Kadavers erklang Geraschel. Eine Nasenspitze schob sich aus dem Brustkorb heraus. »Im Grunde«, sagte sie, »habe ich dir sozusagen recht gegeben. Voll und ganz.«
    Kleine weiße Hände rissen einen dünn e n Streifen getrockneten Fleisches zwischen zwei Rippen heraus, worauf ein kleines Tier sichtbar wurde, dessen Fellfarbe an sch m utzigen Schnee denken l i eß. Es m o chte sich um einen Albino- M ungo handeln, oder aber um eine besonders zwielichtige Wieselart in ihrem W i nterfell. Es hatte die Augen eines Aasfressers.
    »Ganze Welt und alles hat mal m ir gehört. Mond und Sterne, Sonne und Geschicht e n, alles war me ins.« Dann sagte er: »Hätte wieder meins werden können.«
    Tiger starrte auf das kleine Tier hinunter. Dann kam, ohne Vorwarnung, eine gewaltige Pranke hernieder, zer s c hlu g de n Brustkorb , sodas s di e übe l r i e c h e nd e n Bruchstücke des Kadavers in alle Richtungen flogen, und hielt d a s kleine Tier am Boden fest; zappelnd wand es sich hin und her, konnte aber nicht entkommen.
    »Du bist hier«, sagte Tiger, sein riesiger Kopf Nase an Nase m it dem winzigen Kopf des blassen Tieres, »du bist hier, weil ich dich dulde. Kapierst du das? Wenn du nä m lich noch ein m al etwas sagst, das m i ch ärgert, dann beiß ich dir den Kopf ab.«
    »Mm m ph«, sagte das wieselige Wesen.
    »Das würde dir nicht gefallen, wenn ich dir den Kopf abbeiße, o d er?«
    »Nngk«, sagte das kleinere Tier. Seine Augen waren blassblau, zwei Eiswürfel, d i e glitzerten, während es sich unbehagl ic h unter dem Gewic h t der großen Pranke wand.
    »Versprichst du m ir also, dass du dich benimmst und dass du st i ll sein wirst?«, groll t e Tiger. Er hob die Pranke ein klein wenig an, da m it das andere Tier sprechen konnte.
    »Aber klaro«, sagte das kleine weiße Di n g in ausgesprochen höfl i chem Ton. Dann, in einer einzigen wieseligen Bewegung, drehte es sich um und sch l ug seine scharfen kleinen Zähne in Tigers Pr a nke. Tiger brüllte auf vor Schmerz, riss die Pranke z u rück und schleuderte dadurch das kleine Tier hoch durch d i e Luft. Es prallte gegen die Höhlendecke, wurde von dort auf einen Felsvorsprung geworfen und schoss dann wie ein sch m utziger weißer Blitz ins tiefe Innere der Höhle, wo
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