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Analog 4

Analog 4

Titel: Analog 4
Autoren: H. J. Alpers
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schiefging.
    „Die, die Euch betrogen haben, nennen sich Dalgiri. Wir sind Taladoraner und ihre eingeschworenen Feinde.“
    Dies führte zu einem erstaunten Geflüster unter den Höflingen und ihren Damen, das jedoch unter Ryfiks Blicken schnell verstummte.
    „Erkläre, Edler!“
    Schnell gab ich ihm einen bereinigten Überblick über den Krieg der Taladoranischen Konföderation mit dem Dalgirischen Imperium, dabei sorgfältig jede Erklärung darüber vermeidend, woher wir kamen. Ich war bereit zu wetten, daß diese Leute ihre eigene Erde gut genug erforscht hatten, um zu wissen, daß wir und die Dalgiri von irgendwo anders kamen.
    Und ich hoffte, daß sie keine Ahnung hatten, wo dieses „irgendwo anders“ wirklich war.
    Als ich fertig war, lehnte Ryfik sich zurück und betrachtete uns mit argwöhnischen Augen.
    „Was sagt Ihr, mein Sohn?“
    Gosfik blickte auf uns herab und zuckte in einer sehr euroamerikanisch wirkenden Geste die Achseln. „Sie sind nicht die gleichen wie die anderen, das ist wahr. Aber wie können wir sicher sein, daß sie nicht zu ihnen gehören? Vielleicht verhandeln wir mit zwei verschiedenen Klans desselben Königreichs.“
    „Was meint Ihr dazu, Edler?“
    Ich zuckte die Achseln, in jeder Hinsicht so ausdrucksvoll wie Gosfik. „Was kann ich dazu sagen? Wenn ihr uns glaubt, können wir euch vielleicht gegen die Dalgiri helfen. Wenn nicht, dann seid ihr nicht näher daran, euer Joch abzuwerfen als vorher.“
    „Das ist wahr“, antwortete Ryfik, tief in Gedanken. Er ließ die Stille andauern.
    Haret nutzte die Unterbrechung der Unterhaltung aus, um mir etwas ins Ohr zu flüstern. „Befrage sie über die Dalgiri.“
    „Wie hat mein Feind Euch betrogen, Lord?“
    Diese Geschichte dauerte lange, aber im wesentlichen schien es, daß die Dalgiri auf dieser Zeitlinie die üblichen Zeitreiseverfahren praktizierten. Sie waren eines Tages erschienen und hatten angefangen, in einem Tal, etwa hundert Kilometer von der Burg entfernt, eine Festung zu bauen. Ihre Basis bestand aus einer Ballung von silbernen Kuppeln – Dal meinte, daß es sich um eine Forschungsstation handelte, als Haret sie ihm beschrieb.
    Die üblichen Methoden des Imperiums in einer solchen Situation waren schnell ausgeführt und sehr wirksam. Sie lernten Sprache und Kultur kennen, indem sie Opfer in weit verstreuten Örtlichkeiten kidnappten und ihr Gehirn sondierten, bis sie nur wenig intelligenter als Pflanzen waren.
    Und das war nicht das schlimmste.
    Ryfik hatte eine Streife zusammengestellt, um den neuangekommenen Fremden zu zeigen, wie töricht es war, ohne Erlaubnis in das Territorium von Fyalsorn einzudringen. Glücklicherweise waren es nicht viele gewesen – nur etwa zwanzig Burgwachen unter dem Befehl von seinem Onkel. Keiner der Ausgeschickten kehrte zurück, wenn auch ein paar Pferde ohne Reiter nach etwa einer Woche zurückkamen.
    Und nach diesem Streifzug hatten die Dalgiri ihre eigenen Razzien abgehalten. Abgelegene Bauerndörfer wurden zwei- oder dreimal im Jahr von Shuttles heimgesucht, vermutlich, um den Einheimischen eine fortwährende Lektion zu erteilen. So wie Ryfiks Minister das Ganze erzählten, nahmen sie offenbar an, daß ihre Leute als Sicherheit für das gute Betragen von Fyalsorn in Geiselhaft gehalten wurden. Das war hierzulande so üblich.
    Ich hielt eine eilige, geflüsterte Besprechung mit Dal und Haret ab. „Was meint ihr? Sollen wir ihnen sagen, daß ihre vermeintlichen Geiseln alle tot sind oder, falls nicht, daß nicht mehr viel daran fehlen dürfte?“
    Dal biß sich unschlüssig auf die Lippen. „Es könnte ihn auf unsere Seite bringen, oder es könnte in ihm auch eine unvorstellbare Wut auslösen. Du weißt, was dem Überbringer schlechter Nachrichten häufig widerfährt.“
    „Haret?“
    „Keine Ahnung, Duncan.“
    „Wir sollten ihnen auf jeden Fall irgend etwas sagen. Seht ihr, wie der Lord verstohlen herüberschaut.“
    „Dann also die Wahrheit“, erklärte Dal in befehlsmäßigem Ton. „Man sollte die beste Gelegenheit beim Schöpfe ergreifen.“
    So erzählte ich ihnen die Wahrheit. Ich beschrieb so bildhaft wie möglich den Prozeß der Psycho-Sondierung und ging nachdrücklich auf den Zustand des Sondierten danach ein. Während ich sprach und in meinem begrenzten swajornischen Wortschatz nach den richtigen Wörtern suchte, breitete sich Schweigen über die versammelte Menge. Ryfiks Gesichtsausdruck, der am Anfang nur interessiert aussah, wurde dunkel und finster. Als ich
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