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Analog 07

Analog 07

Titel: Analog 07
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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sei kein Platz für rassischen Altruismus. Entfernung eines vereinzelten schlechten Apfels wird die Chance, die Spezies von der Liste der gefährdeten Arten streichen zu können, nicht verringern, es gibt genug von uns, um die Reihen zu schließen, nachdem eine Auslese getroffen wurde – aber nur einmal mich. Habe den Punkt gut erfaßt.
     
    Nun, die Zeit wird knapp. Es ist noch so viel zu erledigen, bevor ich gehe, daß ich mich am besten beeile.
    Ich gehe mit Zuversicht, ich weiß, daß die Zukunft der Rasse in Händen wie den Deinen und denen Peters liegt. Ihr werdet vorankommen und Entwicklungsniveaus erreichen, die ich mir nicht einmal vorstellen kann, dessen bin ich mir sicher. Ich hoffe, diese Niveaus werden auch viel Freude und Zufriedenheit mit einschließen.
    Ich möchte zum Abschied noch dies hinzufügen: Wenn Eure Historiker späteren Generationen von uns erzählen, hoffe ich, daß sie nicht ungebührlich streng mit uns verfahren. Es stimmt zwar, daß wir die Zeit nicht überstanden haben, es stimmt auch, daß wir uns selbst ausrotteten, anscheinend in einem Anfall sinnloser, unkontrollierter Aggression, es stimmt gleichfalls, daß wir vieles andere getan haben, was absolut falsch war.
    Aber wir haben eine mächtige Zivilisation geschaffen, wir haben einen Grundstock an Wissen angelegt, dessen Aufnahme und Kontrolle unsere Fähigkeiten weit überschreitet. Wir haben eine Moral ersonnen und nach ihr gestrebt, die einzigartig in der Geschichte ist, die das Wohl der anderen über unser eigenes Wohl stellt – auch wenn die meisten von uns nicht danach gelebt haben.
    Und wir haben Euch hervorgebracht!
    Es ist gut möglich, daß wir überhaupt nicht dazu bestimmt waren, länger als diese Zeitspanne zu überdauern. Es kann ebensogut sein, daß Euer Auftauchen die Saat der Selbstzerstörung hat aufgehen lassen, die wir zu diesem Zweck bereits in uns trugen, daß unser Verschwinden für Euer Erscheinen als Spezies ebenso notwendig war wie unsere Existenz für Eure Menschwerdung.
    Aber welcher Mechanismus oder Zweck auch immer, ich glaube, wenn wir alle am Ende der Zeit beurteilt werden, wird der Homo sapiens anerkannt werden, wenn nicht als Triumph, so doch als Erfolg, gemessen an dem Standard, den die Umstände mit sich brachten, denen wir uns gegenüber sahen, und dem Zweck, für den wir geschaffen wurden; ebenso wie der Cro-Magnon, der Neanderthaler und der Pithecanthropus – selbst der Brontosaurus – in ihrer Zeit erfolgreich waren, wenn man sie im Licht der Herausforderung, die sie überwanden, und des Zwecks, dem sie dienten, beurteilt.
     
    Ein einziges Blatt war noch übrig. Zögerte, war letztes Verbindungsglied mit der lebendigen Vergangenheit. Einmal gelesen und erfahren, würde es lediglich ein weiterer Teil der Erinnerung sein. Seufzte, zwang meinen Blick aufs Papier und las:
     
    Candy, geliebte Tochter-im-Geiste, es ist sehr schwierig, dies zu Ende zu bringen. Irrational finde ich mich dabei zu trauern, daß ich Dich verliere. „Irrational“ sage ich, weil es offensichtlich ich bin, der zu gehen hat. Aber gehen muß ich, daran gibt es keinen Zweifel und nur wenig Aufschub.
    Es wird gut werden mit Dir und Deinesgleichen. Dein Wachstum war unbeschädigt, Deine Richtung aufrecht und gesund, Du kannst nicht fehlen, ein Leben zu leben, welches uns, die wir Dich entdeckten und bemüht waren, Dich so weit zu führen, stolz macht auf unseren kleinen Anteil an Deinem Schicksal, auch wenn es uns nicht gestattet ist, seine Erfüllung mitzuerleben. Ich glaube, ich kann ein wenig verstehen, wie Moses sich gefühlt haben muß an jenem letzten Tag auf dem Berge Nebo.
    Denke immer daran, daß ich, der Doktor und Mrs. Foster Dich nicht mehr hätten lieben können, wenn Du unser eigenes Fleisch und Blut gewesen wärst. Denke liebevoll an uns, aber vergeude Deine Zeit nicht damit, um uns zu trauern.
    Die Zukunft gehört Dir, mein Kind, gehe hin und gestalte sie so, wie Du es für nötig hältst.
    Auf Wiedersehen, meine beste und geliebteste Schülerin.
    In Liebe für immer
    Soo Kim McDivott
     
    PS: Kraft meiner Autorität als ältester überlebender Meister der United States Karate Association verleihe ich Dir hiermit den Sechsten Rang. Du bist mehr als qualifiziert dafür, sieh zu, daß Du gewissenhaft übst und so bleibst.
     
    Las die letzte Seite wieder und wieder, bis mir Tränen die Sicht nahmen und es unmöglich machten, einzelne Worte zu erkennen. Legte Brief ehrfürchtig auf den Schreibtisch, ging
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