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An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich
Autoren: Ella Griffin
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griff sich an die Brust. »Mein Herz. Gebrochen.«
    Es war Ebbe. Der weite, flache Sandstrand war vollkommen leer bis auf einen Schwarm Möwen, die aufstoben, einen Moment in der Luft blieben und sich wieder niederließen, als sie vorbeigegangen waren. Dublin lag vor ihnen wie ein lang gestreckter Halbmond aus glitzernden Lichtern, der sich von Dun Laoghaire bis hinüber nach Howth erstreckte. Ein riesiges Containerschiff, hell erleuchtet wie ein Weihnachtsbaum, verließ gerade den Hafen.
    Die bröckelnden weißen Mauern des baufälligen Schwimmbads tauchten vor ihnen auf. Luke richtete die Taschenlampe darauf und Lizzie rief »Ta-da!«.
    Jess schlug die Hand vor den Mund. Dreimal ›Scheiße‹ und einmal ›Mist‹ waren genug für heute. Das gesprühte rote Herz dort an der Wand war mindestens einen Meter hoch und genauso breit. In der Mitte stand ein ungelenkes, goldenes J.
    »Das J hab ich gemalt«, sagte Lizzie. »Daddy hat mir geholfen.«
    »Ich hab Schmiere gestanden«, sagte Luke voller Stolz.
    »Conor, du bist Lehrer.« Jess schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht fassen, dass du die Kinder zu Vandalismus anstiftest.« Aber ihr schöner Mund verzog sich bereits zu einem Lächeln.
    »Wir haben dich lieb! Wir haben dich lieb!« Luke und Lizzie tanzten wie zwei Verrückte um sie herum, und der Strahl der Taschenlampe tanzte auf dem gemalten Herzen hinter ihnen mit.
    »Nächstes Mal sagt ihr es mir vielleicht einfach, anstatt öffentliches Eigentum zu …«
    »Sei einfach still«, lachte Conor und küsste sie schnell, um auch sicherzugehen.
    Wer auch immer für solche Entscheidungen zuständig war, hatte anscheinend beschlossen, Flutlicht sei jetzt das neue Kerzenlicht. Das 365 war jedenfalls beleuchtet wie ein Fußballstadion. Auf dem Weg zu ihrem Tisch erkannte Saffy nicht nur die Gesichter von allem, was in Dublin Rang und Namen hatte, sondern auch jede einzelne Pore darin. Musiker, Schauspieler, Models, Rugbyspieler, Fernsehmoderatoren. Alle waren sie da, alle hatten sie jemanden dabei.
    Die Speisekarten waren herzförmige Luftballons, die unter der Decke schwebten. Jedes Gericht hatte etwas mit Brust, Bein, Schultern oder Lende zu tun, was wohl auch dem Dresscode der anwesenden Frauen entsprach. Köpfe drehten sich nach ihr um, als sie durch den riesigen, weißen Saal zu ihrem Tisch ging. Mit dem Nadelstreifenanzug und ihrer Aktentasche fiel sie auf, als wäre sie nackt.
    Sie hatte bis zwanzig vor acht an der White-Feather-Sache gesessen und es nicht mehr geschafft, nach Hause zu fahren und sich umzuziehen. Sie war zu Swiftclean gerast, um das cremefarbene Kleid abzuholen. Das Licht war noch an gewesen, aber die Tür war zu, und der Mann hatte sich hinter der Kleiderstange versteckt, als sie ans Fenster klopfte. Aber die Szene bei The Station hatte sie so aufgeregt, dass es ihr auch egal war.
    Sie hätte es nicht persönlich nehmen sollen, dass ihr Freund einer anderen Frau im Fernsehen einen Heiratsantrag gemacht hatte. The Station war nur eine Serie. Mac war eine fiktionale Figur. Im Prinzip war Mia nicht mehr als ein Abziehbild.
    Aber irgendwie hatte es sie doch umgehauen, wie Greg niederkniete und einer anderen Frau die Frage stellte, auf die sie selbst seit sechs Jahren wartete.
    Erleichtert stellte sie fest, dass Greg noch nicht da war. Sie musste sich abregen, bevor er kam.
    Eine Kellnerin sagte ihr, Greg habe angerufen, er würde sich verspäten. Sie öffnete eine Flasche Champagner und schenkte ihr ein Glas ein. Saffy trank es schnell aus und goss sich ein weiteres ein. Als sie das dritte Glas halb ausgetrunken hatte, ließ ihre Anspannung endlich nach, und es ging ihr schon viel besser. Bis der Schluckauf einsetzte.
    Das erste Mal war so laut, dass eine Frau am Nebentisch erschrocken zusammenfuhr. Saffy sah sich um, als wüsste sie nicht, woher das Geräusch gekommen war. Als sie es erneut in sich aufsteigen fühlte, kramte sie in ihrer Aktentasche nach ihrem Handy und tat, als würde sie eine SMS lesen. Das war allerdings nicht sonderlich überzeugend, wenn dabei der Schluckauf an einem riss wie an einer Marionette.
    »Hey! Das ist hier drin verboten!«
    Ein großer Mann mit einer rotblonden Löwenmähne beugte sich über den Tisch. Dem Akzent nach zu urteilen Australier. Den Haaren und der Bräune nach zu urteilen Surfer. Der weißen Jacke und der karierten Hose nach zu urteilen ein Küchenangestellter.
    Saffy sah zu ihm hoch. »Wollen Sie mich jetzt rausschmeißen, weil ich einen … hick …
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