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An hoechster Stelle

An hoechster Stelle

Titel: An hoechster Stelle
Autoren: Jack Higgins
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Jahren war er ins Marine Corps eingetreten und nach Vietnam gegangen, hatte zweimal das Verwundetenabzeichen erhalten, war mit einem Silver Star ausgezeichnet und nach Kriegsende zur Wachmannschaft der amerikanischen Botschaft in London versetzt worden. Dort lernte er ein Mädchen aus Brixton kennen, das bei den Längs in der South Audley Street als Haushälterin arbeitete. Bald waren sie verheiratet. Hedley hatte seinen Abschied vom Militär genommen und war bei den Längs als Chauffeur angestellt worden. Gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn hatten sie in der geräumigen Souterrainwohnung ein zufriedenes Leben geführt, bis das Unglück geschah: Jacksons Frau und sein Sohn gerieten auf der North Circular Road bei Nebel in einen Auffahrunfall und waren sofort tot.
      Lady Helen hatte im Krematorium seine Hand gehalten, und als Hedley aus der South Audley Street verschwand, hatte sie sämtliche Bars in Brixton nach ihm abgesucht, bis sie ihn aufgestöbert hatte, sinnlos betrunken und kurz davor, Selbstmord zu begehen. Sie hatte ihn nach Compton Place gebracht und ihm langsam und geduldig geholfen, wieder ins Leben zurückzufinden.
      Zu sagen, dass er ihr treu ergeben war, reichte kaum aus; es brach ihm selbst fast das Herz, als er die grauenhafte Wahrheit über Peters Tod erfuhr. Die Autobombe der IRA, die ihn getötet hatte, war von einer solchen Sprengkraft gewesen, dass man nicht einmal eine Leiche hatte bergen können. Nichts weiter als sein eingravierter Name im Familienmausoleum war von ihm übrig geblieben.

    MAJOR PETER LANG, M.C., SCOTS GUARDS,
SPECIAL AlR SERVICE REGIMENT
1966-1996
RUHE IN FRIEDEN
      Helen konnte nicht einmal weinen. Sie hielt die Hand ihres Ehemanns, der immer so lebhaft und voller Energie gewesen war, doch in den vergangen Tagen war Roger derart gealtert, dass man ihn kaum noch wieder erkannte. Ruhe in Frieden, dachte sie bitter. Frieden, genau darum geht es ja angeblich bei solchen Einsätzen – um Frieden in Irland, und diese Mörder haben ihn regelrecht vernichtet, so spurlos, als habe es ihn nie gegeben. Das kann doch nicht richtig sein. Aber es gibt keine Gerechtigkeit in einer Welt, die verrückt geworden ist, nicht einen Funken Gerechtigkeit.
      »Ich bin die Auferstehung und das Leben, spricht der Herr«, ertönte die Stimme des Priesters.
      Helen schüttelte unwillkürlich den Kopf. Nein, sagte sie sich, das glaube ich nicht, das kann ich nicht mehr glauben, nicht, wenn das Böse ungestraft auf der Welt herrscht.
      Sie wandte sich um und ging mit ihrem Ehemann an den erstaunten Trauergästen vorbei. Hedley folgte ihnen und hielt weiter schützend den Regenschirm über sie.

      Helens Vater, der wegen einer Erkrankung nicht an der Trauerfeier hatte teilnehmen können, starb ein paar Monate später und hinterließ ihr ein Erbe, das sie zur mehrfachen Millionärin machte. Die Geschäftsführer der verschiedenen Unternehmen waren absolut vertrauenswürdig, und ihr Cousin, mit dem sie sich immer bestens verstanden hatte, übernahm den Vorsitz, so dass alles in der Familie blieb. Helen widmete sich ganz ihrem Ehemann, der völlig gebrochen war und ein Jahr nach seinem Sohn starb.
      Sie selbst arbeitete in einigen Wohltätigkeitsorganisationen mit und verbrachte einen Großteil ihrer Zeit in Compton Place.
      Compton Place, das eine Meile von der Nordseeküste entfernt lag, war in gewisser Weise ihre Rettung. Dieser Teil Norfolks war noch eine der ländlichsten Gegenden in ganz England, mit schmalen gewundenen Straßen und Orten, die Cley next-the-Sea, Stiffkey und Blakeney hießen; kleine Dörfer, auf die man unerwartet stieß und die man später vielleicht nur durch Zufall wieder fand. Die ganze Region wirkte beinahe so, als sei hier die Zeit stehen geblieben.
      Schon als Roger sie zum ersten Mal dorthin mitgenommen hatte, war sie verzaubert gewesen von den weiten Salzwiesen, über die von See her der Nebel trieb, den Kiesstränden, Sanddünen und dem faszinierenden Wechsel von Ebbe und Flut.
      Seit ihren Kindertagen in Cape Cod liebte sie das Meer und die Vögel, von denen es in dieser Gegend so viele gab: Ringelgänse aus Sibirien, Brachvögel, Rotschenkel und alle möglichen Möwenarten. Die Deiche, die alle mindestens 1,80 m hoch waren und durch die großen Schilfbänke führten, eigneten sich wunderbar für Spaziergänge oder Radfahrten, und wenn sie die salzige Seeluft einatmete oder den Regen auf ihrem Gesicht spürte, erfüllte sie jedes Mal neue
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