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An den Springquellen

An den Springquellen

Titel: An den Springquellen
Autoren: Hans Kneifel
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dicke Seile mit wulstigen Knoten und Strickleitern herunter. Die erste Fontäne traf den Schädel des riesigen Tieres und spritzte gischtend auseinander, ohne daß der Yarl es spürte. Aus der Kehle des rennenden Giganten kam ein dumpfer, hallender Schrei, als die nächsten Wassersäulen ihn erfaßten und den Körper erschütterten. Zwischen den Pranken, die riesige Eindrücke im nassen Sand hinterließen, zischte das Wasser nach allen Seiten auseinander. Unbeirrbar stapfte der Yarl auf die beiden Männer zu, die inmitten der tobenden Fontänen standen und sich ratlos hierhin und dorthin wandten.
    Necron schrie zu Hrobon hinüber, der ebenfalls an der Seite der Mauer stand und nach unten starrte, immer wieder von Wassergüssen getroffen.
    »Ist es tatsächlich Luxon?«
    »Ich erkenne ihn nicht, aber ich hörte seine Stimme!« gab Hrobon zurück. »Es gibt keinen Zweifel.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nein. Ausgeschlossen. Er wird sich Arruf nennen, denke ich.«
    Der mächtige Körper des Yarls wurde erschüttert und schwankte. Die Wassersäulen, die den Panzer trafen, wurden nach den Seiten abgelenkt. Einige Krieger sprangen über die Seitenmauern, andere packten die Seile und schwangen sich zu Boden. Der Yarl nahm direkten Kurs auf Arruf und Uinaho, seine Füße rissen tiefe Spuren in den Sand und verstopften die dünneren Wassersäulen, lenkten die dickeren um und nahmen unaufhaltsam ihren Weg durch das überschwemmte Gebiet. Dann hielt der Yarl an. Strickleitern und Seile schwangen hin und her, und die beiden Männer handelten blitzschnell.
    Arruf packte ein Seil, klammerte sich daran fest und zog sich in die Höhe. Uinaho ergriff im selben Moment die Sprossen einer Strickleiter und kletterte, so schnell er konnte, über die nassen Tauenden und die hölzernen Sprossen auf den überhängenden Rand des Panzers zu.
    Der Yarl wurde weitergetrieben und wich seitlich aus. Er tappte an dem zerschmetterten Körper Maldras vorbei, der in einer großen schwarzen Pfütze lag.
    Noch ehe es den beiden Ausgesetzten gelang, die Kante des oberen Panzers zu erreichen, beugten sich Hrobon und Necron über die Brüstung und streckten ihre Arme aus. Wassersäulen und Fontänen spritzten heulend und fauchend nach allen Seiten und ließen das Riesentier schwanken wie ein großes Schiff.
    »Hierher!«
    Sie kletterten weiter. Immer wieder packte sie der Wasserdruck und riß sie hin und her. Hilflos schaukelten sie einige Mannslängen über dem Boden. Wassermassen fluteten über alle Aufbauten der festungsartigen Bauwerke aus Goldenem Staub, kippten in breiten Wellen über die Aufbauten und rissen breite Lücken in die Wandungen. Der Yarl wurde schneller und steuerte wieder auf die Nomaden zu, die fassungslos diesem Geschehen zugesehen hatten und nun dieses Ungeheuer auf sich zuwalzen sahen. Wieder rannten sie auseinander und schrien voller Furcht und Schrecken.
    Ein letztesmal erhob sich Illanens Stimme.
    Über dem Gebiet der Springenden Quellen ertönte ein Rauschen und ein gewaltiges Flüstern zwischen der ungeheuren Menge Wassertropfen, zwischen den Fontänen, die sich hoben und senkten, verschwanden und wieder neu entstanden. Die Nomaden erkannten die Stimme und wußten, daß Illanen wütend war und seinen Zorn hinausschrie. Mitten unter dem Yarl öffnete sich der Boden. Eine riesige Fontäne prallte mit gewaltiger Wucht aus dem tiefen Innern der Erde. Sie traf den Yarl und stemmte ihn hoch. Das Tier zuckte und schwankte. Eine Gruppe Krieger brach zusammen mit einem Teil der Brustwehr aus der Kante der Befestigungen und wurde von den Wasserstrahlen weggerissen, durcheinandergewirbelt und auf den nassen Sand geschleudert.
    Uinaho sah, daß sie fast die Stelle ereicht hatten, an der sie ihren Todesmarsch angetreten hatten.
    Im gleichen Moment traf ihn die Wucht eines Teiles aus der gigantischen Säule in den Rücken. Die Seile der Strickleiter spannten sich, die Leiter hing fast waagrecht in der Luft. Uinaho ließ los, seine Finger lockerten ihren Griff um die Sprosse, und er wurde von der Riesenwelle gepackt und davongewirbelt. Er schlug schräg auf dem Boden auf, kam auf die Füße und rannte weiter. Hinter ihm erhob sich eine kleine Säule aus Wasser und überschüttete ihn mit einem prasselnden Regen.
    Er drehte sich um und sah, wie das Seil, an dem Arruf hing, einen großen Teil der Brüstung abriß und mit ihm zusammen durch die Luft gewirbelt wurde. Der Yarl wurde hochgerissen, kippte und schleuderte Massen von Kriegern und Wänden
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