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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road
Autoren: Matson Morgan
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einbog.
    »Ich glaub nicht«, antwortete ich und schaute immer noch aus meinem Fenster.
    »Wir müssten gleich da sein.« Roger fuhr langsamer und begann, die Hausnummern auf seiner Seite zu entziffern.
    »Das hilft jetzt nicht wirklich.« Ich versuchte, einen unbeschwerten Ton anzuschlagen, und scheiterte kläglich. Roger sah mich kurz an und fuhr rechts ran. Ich sah mich um – wir hatten zwischen zwei Häusern angehalten. »Sind wir da?«, fragte ich verwirrt.
    »Ich denke, es ist gleich hier vorn.« Er sah von der Adresse in seinem Telefonverzeichnis zu einer Einfahrt ein paar Meter vor uns. »Aber ich wollte ein bisschen Diskretion.« Er stellte den Motor ab, ließ aber den Schlüssel im Zündschloss
stecken. Dann drehte er sich zu mir, löste erst seinen Sicherheitsgurt und dann meinen.
    »Und nun?« Ich hoffte, dass er irgendeine Idee hatte.
    »Also«, begann er und rutschte an den äußersten Rand seines Sitzes. »Ich werde jetzt da reingehen und du fährst weiter nach Connecticut. Und heute Abend rufe ich dich an und dann reden wir.«
    »Nein, ich meine, was passiert jetzt? Mit uns?« Mein Herz hämmerte.
    Er lächelte mich an. »Du bist wie immer der Navigator. Du willst genau wissen, wo es hingeht und was der richtige Weg ist«, sagte er.
    »Ja, schon. Ich meine ...«
    »Aber was wäre gewesen, wenn wir keinen Abstecher gemacht hätten?«, fragte er. »Dann wären wir beide schon längst da. Und hätten außer Tulsa nichts gesehen.«
    »Ich weiß«, räumte ich ein und dachte an die Fahrt, die meine Mutter für mich geplant hatte, und an die Reise, die wir letztendlich gemacht hatten, und wie viel besser unser Roadtrip gewesen war.
    »Also ich denke, dass wir es einfach auf uns zukommen lassen müssen«, sagte er. »Wir können doch gar nicht genau wissen, was passieren wird.«
    »Aber ich möchte doch nur wissen, ob ...« Ich brach ab, als mir aufging, dass ich den Satz gar nicht beenden konnte. Was ich wollte, war eine Art Garantie, und die konnte er mir nicht geben. Niemand konnte das.
    »Amy«, sagte Roger. Ich sah ihn an und hörte, wie er meinen Namen aussprach. Als würde er nur aus den schönsten
Buchstaben des Alphabets bestehen. »Ich hab nicht damit gerechnet, dass das passiert. Du etwa?«
    »Na ja, nein, natürlich nicht.«
    »Eben. Deshalb versuche ich gerade selbst, mir darüber klar zu werden. Woher wollen wir denn wissen, was kommt? Das können wir nur im Laufe der Zeit rausfinden. Stimmt’s?«
    »Stimmt«, sagte ich nachdenklich. »Aber ...«
    »Dabei hätte ich es eigentlich wissen müssen.« Er lehnte sich ein Stück zurück und lächelte mich an. »So passiert es immer.«
    »Was?«
    »Die größten Entdeckungen wurden von denen gemacht, die gar nicht danach gesucht hatten. Kolumbus und Amerika. Pinzón, der eigentlich auf der Suche nach Westindien war und dabei zufällig auf Brasilien gestoßen ist. Stanley, der mal eben bei den Victoriafällen vorbeikam. Und du. Amy Curry, als ich am allerwenigsten mit ihr gerechnet hatte.«
    Ich erwiderte sein Lächeln, wobei mir heftig bewusst wurde, wie sehr ich ihn vermissen würde. Es war schon beinahe ein körperlicher Schmerz. »Ich stehe auf dieser Liste?«
    »Du stehst ganz oben auf dieser Liste.« Er beugte sich herüber und küsste mich, ich küsste ihn zurück, bis wir einander schließlich nur noch festhielten. Nach einer ganzen Weile löste er sich von mir und ich nickte. Wir stiegen beide aus. Ich ging um das Auto herum zur Fahrerseite, während Roger seinen Seesack und seine Reisetasche holte.
    »Okay«, sagte ich. Wir küssten uns noch einmal, und dann umarmte er mich so fest, dass meine Füße in der Luft hingen.

    »Ich ruf dich heute Abend an«, flüsterte er mir ins Ohr. »Und wir kriegen das hin. Das versprech ich.« Ich nickte wieder, Roger setzte mich auf dem Boden ab, und ich fühlte, wie er mir etwas in die Hosentasche steckte.
    »Erst aufmachen, wenn du in Connecticut bist, okay?« Er trat einen Schritt zurück und lächelte mich betrübt an. »Kein Abschied, okay?«
    »Natürlich nicht«, sagte ich und gab mein Bestes, um ein Lächeln zustande zu bekommen.
    »Ich sag einfach nur ... bis demnächst.« Er ging ein paar Schritte auf das Haus seines Vaters zu.
    »Meld dich mal«, sagte ich.
    »Pass auf dich auf.« Wieder ging er einige Schritte.
    »Bis bald.«
    »Wir hören uns«, rief er und lief weiter, mit dem Gesicht immer noch zu mir.
    »Bis dann«, rief ich.
    Er war jetzt auf der Höhe der Einfahrt und hob die Hand,
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