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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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Grund, de Gier ebenfalls zu erschüttern, denn bei ihm hat es heute morgen einen ähnlichen Vorfall gegeben. Es muß jemand sein, der euch beide sehr gut kennt und einen Grund hat, euch eins auszuwischen.»
    Grijpstra hatte sich umgedreht und sah Cardozo an. Grijpstras Augenbrauen hatten sich gesenkt, und in seinen sonst ruhigen und harmlosen blauen Augen lag ein zorniges Funkeln.
    «Nein», sagte Cardozo. «Ich war’s nicht, Adjudant. Ich würde keine Straßen abkratzen, um Hundescheiße zu sammeln. So was würde ich nie im Leben tun. Das versichere ich dir.» Cardozo war aufgesprungen und fuchtelte wild herum.
    «Gut, du warst es nicht, Cardozo», sagte der Commissaris freundlich. «Bestelle doch bitte Kaffee für den Adjudant und dich. Nimm das Telefon. Meine Kaffeemaschine ist kaputt.»

    Der Commissaris mußte zwanzig Minuten lang geduldig fragen, ehe sie Blut, Ratte und Hundekot mit Louis Zilver und der Party am Vorabend in Verbindung brachten. De Gier, der ziemlich angeheitert gewesen war, mußte sein Gedächtnis anstrengen, ehe ihm Zilvers Fragen im Korridor von Onkel Berts Haus wieder einfielen. Und Grijpstra wollte eine ähnliche Unterhaltung mit Louis Zilver erst zugeben, nachdem de Gier seinen Vorfall erwähnt hatte.
    «Ja», sagte Grijpstra widerwillig. «Ich war ein bißchen betrunken. Ich hätte es nicht sein dürfen, aber ich war es. Der Genever hat mich gleich umgehauen. Er muß ihn aus irgendeiner Schwarzbrennerei gekriegt haben, reiner Alkohol mit etwas Geschmack, hat mir fast die Eingeweide verbrannt. Und der junge Bursche schien harmlos zu sein. Wir unterhielten uns über den Horrorfilm im Fernsehen und darüber, was die Leute ängstigt, und ich sagte, daß ich Scheiße nicht ertrage. Er lachte, der blöde Hund lachte und sagte, es sei unwahrscheinlich, daß sie jemals einen Scheißfilm im Fernsehen zeigen werden.»
    «Und dann hast du gesagt, etwas anderes zeigen sie überhaupt nicht im Fernsehen» , sagte de Gier. Er sah jetzt viel besser aus.
    «Woher willst du das wissen? Du warst nicht dabei, als Louis Zilver mit mir sprach.»
    «Es liegt auf der Hand, das zu sagen.»
    «Oh, ich sage also nur, was auf der Hand liegt, wie? Hast du Exklusivrechte auf ein intellektuelles Gespräch?»
    «Das reicht jetzt», sagte der Commissaris und suchte sich aus der kleinen Blechdose auf dem Schreibtisch eine Zigarre aus. Er bückte sich, so daß Grijpstra in seinen Taschen nach einem Feuerzeug suchen mußte.
    «Danke, Grijpstra. Unsere Idee, auf dem Straßenmarkt herumzuschnüffeln, hat sich also ausgezahlt. Ich bin froh, daß man euch zu dieser Party eingeladen hat. Zilver muß deine Trunkenheit gestern abend überschätzt haben. Offenbar glaubte er, du würdest alles vergessen, was du zu ihm gesagt hast. Dies ist eine direkte Verbindung. Wir sollten wohl versuchen, ihr nachzugehen.»
    «Als Beschuldigung gegen den Mann gibt das nicht viel her», sagte Grijpstra, «falls wir je beweisen können, daß er es gewesen ist. Eine öffentliche Straße zu verunreinigen, ist ein kleines Vergehen. Wir können ihn nicht einmal festnehmen, falls wir die Beschuldigung beweisen. Er muß es frühmorgens getan haben, als er auf dem Weg von der Party nach Hause war.»
    «Er wollte dich aus der Fassung bringen», sagte der Commissaris. «Er weiß, daß du mit de Gier den Fall Rogge und auch den Tod der armen Elisabeth bearbeitest. Die beiden Fälle hängen selbstverständlich zusammen. Wenn der Fuchs die Hunde verwirren kann, wird er entkommen.»
    «Er muß selbst der Fuchs sein», sagte de Gier.
    «Möglicherweise», sagte der Commissaris, «aber nicht unbedingt. Louis Zilver mag die Polizei nicht. Er hat mir erzählt, daß seine Großeltern während des Krieges von der niederländischen Polizei aus dem Haus geholt worden sind. Die Polizei muß sie den Deutschen ausgeliefert haben, und die haben sie in einen Transport nach Deutschland gesteckt und am Ende ermordet. Aber er gibt uns die Schuld, der Amsterdamer städtischen Polizei, und zwar mit Recht. Wenn er dir und dem Adjudant eins auswischen kann, zahlt er einiges von dem zurück, was er seinen Großeltern zu schulden glaubt.»
    «Ich war zu der Zeit ein Junge, Mijnheer.»
    «Ja, aber deine persönliche Schuld hat nichts damit zu tun. Haß ist nie rational, vor allem kein so tiefer Haß wie der, an dem Zilver leiden muß. Ich bin während des Krieges von den Deutschen eingesperrt und gefoltert worden und muß mich heute noch zwingen, jungen deutschen Studenten den Weg
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