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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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zu zeigen, wenn sie sich verlaufen haben. Ich verbinde die Art wie sie sprechen und sich benehmen mit den jungen SS-Männern, die mir damals sechs Zähne ausgeschlagen haben. Das war vor mehr als dreißig Jahren ; die Studenten waren damals noch gar nicht geboren.»
    «Aber wir bemühen uns, den Mord an seinem Freund aufzuklären», sagte Grijpstra. «Wenn er uns ärgert, dann nur, weil er Abe selbst umgebracht hat.»
    Der Commissaris schüttelte den Kopf und hob einen Finger. «Er war im Haus, als Abe starb, nicht wahr? Esther Rogge sagt es. Und Zilver sagt, Esther sei im Haus gewesen. Falls Zilver Abe Rogge ermordet hat, muß Esther, die Schwester des Opfers, seine Komplizin gewesen sein. Ich glaube, wir stimmen alle darin überein, daß der Mörder draußen war, höchstwahrscheinlich auf dem Dach des Wracks von einem Hausboot gegenüber dem Haus der Rogges.»
    «Zilver könnte sich hinausgeschlichen haben, Mijnheer», sagte de Gier, «und hinterher wieder hinein. Ich bitte um Ihre Erlaubnis, ihn festzunehmen und für eine Vernehmung dazubehalten. Wir haben jetzt einen ernsthaften Grund, ihn zu verdächtigen. Wir können ihn für sechs Stunden festhalten, wenn Sie uns den Auftrag geben.»
    «Ja», sagte Grijpstra. «Der Meinung bin ich auch, Mijnheer.»
    «Nur wegen des Hundekots und der blutigen Ratte?»
    «Ich habe noch einen Grund, Mijnheer», sagte Grijpstra. Alle sahen den Adjudant an, der aufgestanden war und zum Fenster hinausstarrte, die Hände tief in den Hosentaschen.
    «Du darfst ihn uns sagen, Grijpstra», sagte der Commissaris.
    «Das Gemälde in Abe Rogges Zimmer, Mijnheer. Vielleicht erinnern Sie sich daran. Es zeigt zwei Männer in einem Boot, einem kleinen Boot, umgeben von schäumendem Wasser. Es muß spät abends gewesen sein, denn der Himmel ist fast so blau wie das Meer, von einem schwärzlichen Blau. Vielleicht schien der Mond – Himmel und Meer gehen fast ineinander über, und das Boot ist der Mittelpunkt des Gemäldes.»
    «Ja, ja», sagte der Commissaris. «Erzähl weiter, aber schau uns an, wenn du sprichst.»
    «Verzeihung, Mijnheer.» Grijpstra drehte sich um. «Aber die Hauptsache an dem Gemälde ist nicht das Boot oder das Meer oder das Licht, sondern das Gefühl der Freundschaft. Diese beiden Männer stehen einander sehr nahe, so nahe, wie sich Menschen nur kommen können. Sie sind gemalt als zwei Striche, die sich vereinigen.»
    «Und?»
    «Ich meine keine homosexuelle Beziehung.»
    «Nein», sagte der Commissaris, «ich weiß, was du meinst, und ich glaube, du hast recht. Ich habe das Gemälde auch gesehen.»
    «Bezuur hat zu uns gesagt, die beiden Männer seien er selbst und Rogge. Er wurde ganz weinerlich dabei. Erinnern Sie sich, Mijnheer?»
    «Ja. Ja, er hat offensichtlich gelitten. Ich habe es für durchaus echt gehalten.»
    «Ja, Mijnheer. Rogge hatte ihn fallenlassen oder sich mit ihm gestritten oder die Beziehung sonstwie abgebrochen. Ich glaube, Esther hat zu de Gier gesagt, daß ihr Bruder einfach aufgehört hat, sich mit ihm zu treffen. Aber Bezuur ist daran nicht zerbrochen, denn er hatte andere Interessen, den von seinem Vater geerbten Betrieb und großen Reichtum. Aber Zilver hätte nichts gehabt, wenn Rogge ihn hätte fallenlassen.»
    «Ja», sagte der Commissaris. «Das stimmt. Ein seelisch gestörter junger Mann, der ganz von seinem stärkeren Partner abhing. Aber haben wir irgendeinen Hinweis, daß Rogge die Beziehung zu Zilver abgebrochen hat oder abbrechen würde?»
    «Nein, Mijnheer», sagte de Gier plötzlich. «Oder zumindest weiß ich nichts davon. Aber wenn er sie abgebrochen hätte, wäre Louis Zilver gewiß sehr beunruhigt gewesen, und er ist zu außerordentlichen Aktivitäten fähig, wenn er beunruhigt ist. Er hat das heute morgen bewiesen, nicht wahr?»
    «So», sagte der Commissaris bedächtig. «Ihr beide unterstellt also, daß Rogge zu Zilver sagte, er solle verschwinden, das Haus verlassen, aus der Partnerschaft auf dem Straßenmarkt aussteigen und so weiter.
    Esther hat gesagt, daß Rogge die Leute in dem Augenblick fallenließ, da sie ihn langweilten. Er brauchte offenbar niemand und konnte immer neue Gesellschaft finden. Einen Haufen ihn anbetender Frauen zum Beispiel. Er schnippte nur mit den Fingern, dann wackelten sie schon mit dem Hintern, wie Tilda sagte. Die andere Dame hat diese Tatsache bestätigt. Die Kops, die Surrealistin, huh!» Er schüttelte sich. «Ein blödes Weib. Aber egal. Er hat also zu Zilver gesagt, daß er sich verkrümeln
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