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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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soll, und Zilver hat darauf drastisch reagiert! »
    «Richtig», sagte Grijpstra. «Esther hat uns auch erzählt, daß Rogge die Leute gern in Verlegenheit brachte, daß er sie zeigte, wie sie wirklich sind, daß er ihre Eitelkeit verletzte. Das muß er auch bei Zilver getan haben. Vielleicht einmal zuviel. Unerwartet, als niemand dabei war, um es zu sehen. Vielleicht nur eine einzige Bemerkung. Esther verdächtigt Zilver offenbar nicht, weil sie nicht weiß, daß Abe ihn hat abblitzen lassen. Fast unmittelbar nach diesem Vorfall muß Zilver Abe ermordet haben.»
    «Na, na», sagte der Commissaris. «Und was ist mit der Vorrichtung? Er muß eine Höllenmaschine benutzt haben, worauf de Gier zuvor schon hingewiesen hat. Eine gut ausgeklügelte, ungewöhnliche Waffe. Hatte er sie in seinem Schrank? Und ist er in sein Zimmer gelaufen, nachdem Abe ihn ausgeschimpft hat? Hat er sich die Waffe gegriffen, ist er hinausgelaufen, hat er sie benutzt und ist dann wieder in sein Zimmer gerannt?»
    «Mijnheer», sagte de Gier.
    «Ja, de Gier?»
    «Es muß ein gewöhnlicher Gegenstand gewesen sein, Mijnheer. Eine Höllenmaschine, die wie ein gewöhnliches Gerät aussieht.»
    Der Commissaris überlegte. Dann brummte er: «Ja. Weil er damit draußen auf der Straße war und die Bereitschaftspolizisten nichts Ungewöhnliches bemerkt haben», sagte der Commissaris bedächtig.
    «Zilver ist nicht normal, Mijnheer», sagte Grijpstra. «Er ist vermutlich wahnsinnig. Dieser Anschlag mit der Hundescheiße und der blutigen Ratte beweist es. Kein normaler Mensch würde sich solche Mühe machen wie er heute früh. Ich nehme an, dem armen Kerl kann man keinen Vorwurf machen. Der Krieg und was mit seinen Großeltern geschehen ist und so. Falls er der Täter ist, werden wir ihn den Psychiatern übergeben müssen. Aber ich glaube, der Augenblick ist gekommen, um ihn festzunehmen. Vermutlich weiß er, daß wir hinter ihm her sind; deshalb wird er abwehrend und ängstlich und bereit sein zu sprechen.»
    «Stimmt», sagte der Commissaris.
    «Können wir also einen Haftbefehl bekommen, Mijnheer?»
    «Nein», sagte der Commissaris. «Ich bin nicht überzeugt, daß er einen Mord oder zwei Morde begangen hat. Wer Rogge ermordet hat, der hat auch Elisabeth umgebracht. Und wer Elisabeth umgebracht hat, der ist bereit, noch einmal zu morden. Vielleicht habt ihr recht, aber ich bezweifle es.»
    «Sollen wir also den Vorfall vergessen, Mijnheer?» Grijpstras Stimme war ohne jede Emotion. Er fuhr sich über die Stoppeln am Kinn.
    «Gewiß nicht. Du und ich werden ihn aufsuchen.»
    «Entschuldigen Sie, Mijnheer», sagte Cardozo.
    «Ja?»
    «Nur ein Vorschlag, Mijnheer. Warum lassen Sie nicht mich gehen und ihn suchen. Ich werde nichts ausplaudern, sondern nur sagen, daß ich ihn ins Präsidium bringen soll. Vielleicht wird er mir auf dem Weg hierher etwas sagen. Bis jetzt hat er noch nichts gegen mich, und wir sind ungefähr gleich alt. Wir kommen sogar aus dem gleichen Milieu.»
    «Also gut», sagte der Commissaris. «Bring ihn mit öffentlichen Verkehrsmitteln her. Aber vergewissere dich, ob dir jemand folgt. Und paß auf ihn auf. Wir wissen nicht, unter welchem Stress er steht. Und vielleicht sollten wir beide ihn vernehmen. Grijpstra könnte ihn zu einer neuen Tirade gegen die Polizei provozieren. Geh, Cardozo. Bring ihn gleich in mein Zimmer, wenn du wiederkommst.»
    «Mijnheer», sagte Cardozo und ging.
    «Das ist besser», sagte Grijpstra. «Sie haben recht, Mijnheer. Ich bin bereit, ihm den Hals umzudrehen. Und du auch», fügte er hinzu und schaute de Gier an.
    «Ja», sagte de Gier. «Ich hab die tote Ratte in einem Karton auf meinem Schreibtisch. Ich zeig sie dir.»
    «Niemals», sagte Grijpstra. «Wirf die Schachtel in einen Mülleimer. Ich zeige dir doch auch nicht die Hundescheiße, oder?»
    «Herrschaften, Herrschaften», sagte der Commissaris. «Ich bin sicher, es gibt etwas Nützliches zu tun. Stellt fest, was nützlich ist, und tut es dann. Ich werde euch benachrichtigen, sobald ich etwas weiß.»
19
    «Bin ich verhaftet?» fragte Louis Zilver. Er saß in einem niedrigen Ledersessel am Fenster im Büro des Commissaris und sog wie wild an einer Zigarette aus seinem eigenen Päckchen, nachdem er den Zigarillo abgelehnt hatte, den der Commissaris ihm angeboten hatte. Cardozo saß in dem Sessel daneben, der Commissaris saß auf seinem Schreibtisch den beiden Männern gegenüber. Er hatte springen müssen, um hinauf zu gelangen, seine Füße
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