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Amore siciliano

Amore siciliano

Titel: Amore siciliano
Autoren: Luzie Bronder
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gesehen.«
    »Trotzdem unwahrscheinlich.«
    »Da ist noch etwas«, fügte ich hinzu und senkte meine Stimme. »Ich glaube, dass der Mann mich auf dem Rückweg verfolgt hat.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich hatte das Gefühl, beobachtet zu werden, und als ich hier angekommen bin, hab ich den silbernen Maserati ohne Licht vorüberfahren sehen.«
    »Und du bist sicher, dass es der Typ war?« Charly war jetzt hellwach.
    »Wie viele Leute in dieser Gegend fahren schon einen silbernen Maserati?«
    Das leuchtete selbst meiner misstrauischen Freundin ein.
    »Was hat Paolo denn gesagt, wer der Typ ist?«
    »Nur jemand, mit dem er eine Meinungsverschiedenheit hat. Aber ich bin mir sicher, dass mehr dahintersteckt. Der Typ ist bestimmt gefährlich, und jetzt denkt er, ich bin Paolos Freundin, und will mich vielleicht entführen oder umbringen oder so.«
    Charly dachte nach. »Ich glaube nicht, dass er dich gleich umbringen wird«, sagte sie. »Sicher wollte er nur wissen, woher du kommst und in was für einem Verhältnis du zu Paolo stehst.«
    Das beruhigte mich wenig. »Was soll ich denn jetzt machen? Paolo und ich sind für heute Abend wieder verabredet, wir wollten einen Ausflug nach Messina machen, weil er mir die schönsten Ecken der Stadt zeigen will. Meinst du, dass es gefährlich sein könnte?«
    »Na also, entwickelt sich doch noch ein Flirt – hab ich doch schon die ganze Zeit gesagt. Sieh zu, dass er dich endlich küsst!«
    »Charly!«
    »Was?«
    »Was soll ich wegen dieses Mannes unternehmen, der mich verfolgt hat?«
    »Solange dein starker Olivenbauer bei dir ist, brauchst du dir keine Sorgen zu machen, der nimmt es sicher mit einer ganzen Horde von Mafiosi auf. Aber erzählen solltest du es ihm auf jeden Fall, vielleicht rückt er dann damit raus, was dahintersteckt. Und nun geh schlafen, du musst morgen arbeiten.«
    Sie hatte natürlich recht, dennoch lag ich noch lange wach und dachte abwechselnd an den wohligen Schauer, der mich überlaufen hatte, als Paolo seinen Arm um meine Schultern gelegt hatte, und das gruselige Gefühl, als mir der Mann gefolgt war.
     
    Der nächste Tag verging wie im Flug. Unser Team war mittlerweile so eingespielt und routiniert, dass die Dreharbeiten fast wie von selbst liefen, Ole und ich filmten die Arbeiten auf den Agriturismi und verschiedene Landschaftsansichten, Paula und Jakob kümmerten sich um den Ton und Malte und Dieter um die Interviews. Wir besuchten eine Orangenplantage und den Hof des Limoncello-Meisters Gaetano Galimi in Calatabiano. Da ich mich dank Paolo mit der Herstellung dieser klebrig-süßen Köstlichkeit auskannte, fachsimpelte ich mit Signor Galimi.
    Dieter war beeindruckt: »Alex hat sich als Einzige wirklich mit der sizilianischen Kultur auseinandergesetzt, sie nimmt eine Menge Erfahrungen mit nach Hause. Daran solltet ihr euch mal ein Beispiel nehmen«, lobte er.
    »Kann ja nicht jeder von uns eine Affäre mit einem aus dem Dorf anfangen«, murrte Jakob und tuschelte mitMalte. Paula runzelte die Stirn, und Ole meinte, er habe immerhin sein Italienisch verbessert. Das stimmte. Mittlerweile konnte er in flüssigem Italienisch antworten, wenn er sich wieder mal einen Korb von Simona abholte.
    »Mit Neid und Missgunst müssen die Glücklichen dieser Welt rechnen«, hatte meine Mutter früher immer gesagt, wenn mir meine Felix-Brotbox im Kindergarten gestohlen wurde oder Mitschüler meine nigelnagelneuen Pferde-Scout-Ranzen mit Eddings beschmierten. Klar, dass mir die in ihrer Eitelkeit verletzten Jungs meinen Flirt mit Paolo nicht gönnten. Malte ließ immer noch hin und wieder boshafte Bemerkungen fallen. Dafür, dass er Jakob ja prophezeit hatte, wie schnell ich ihm in Berlin wieder hinterherlaufen würde, tat er doch ziemlich wenig, um bei mir zu punkten.
    Mir konnte es egal sein, ich freute mich auf den heutigen Abend mit meinem »sizilianischen Kerl«, wie Charly ihn nannte. Auf jeden Fall müsste ich ihn fragen, was es mit diesem Maserati-Fahrer auf sich hatte, ich würde mich nicht wieder abspeisen lassen.
    Paolo und ich wollten uns auf dem Marktplatz in Messina treffen, da er vorher noch in der Stadt zu tun hatte. Da Charly und Marc ihren letzten gemeinsamen Abend ebenfalls für einen Ausflug nutzen wollten, würden sie mich mit ihrem Mietwagen mitnehmen und in der Stadt absetzen.
    In Vorfreude auf den Abend wählte ich ein kurzes dunkelgrünes Etuikleid, das wunderbar mit meinen Augen und meinem roten Haar harmonierte. »Du musst lernen, deine
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